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Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen <Veranstaltung, 2014, Leipzig>; Winghart, Stefan [Hrsg.]; Haspel, Jörg [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; ICOMOS / Deutsches Nationalkomitee [Hrsg.]; CW Niemeyer Buchverlage GmbH [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Vom Ende her denken?!: Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen : Kolloquium des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und des Deutschen Archäologischen Instituts in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer, dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege : Leipzig, 7. November 2014 = — Hameln: CW Niemeyer Buchverlage, Heft 46.2016

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Vom Ende her denken?!

Steuernagel war nicht nur Ingenieur, sondern hatte
auch eine humanistische Ausbildung in preußischer
Tradition genossen, die Grundlage seines Interesses
an den römischen Ursprüngen der Stadt Köln war.
Dem hohen persönlichen Einsatz von Steuernagel und
seines Mitarbeiters Rudolf Schultze (1854-1935) ist es
zu verdanken, dass die seit 1887 bei Erdarbeiten in der
Kölner Innenstadt angeschnittenen archäologischen
Befunde dokumentiert wurden. Ihre Untersuchungen
gelten als Beginn einer modernen Rettungsarchäologie
in Köln.2

Die Anfänge der archäologischen
Bodendenkmalpflege in Köln
Das Preußische Ausgrabungsgesetz wurde im März
1914 ins Leben gerufen und „Staatliche Vertrauens-
männer für Kulturgeschichtliche Bodenaltertümer"
berufen. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs
fand das neue Gesetz jedoch erst 1920 Anwen-
dung. Der Stadt Köln wurde damals dank ihrer
reichen Geschichte eine Sonderstellung (lex Colonia)
eingeräumt und ein eigener Vertrauensmann zuge-
sprochen. Erste Rettungsgrabungen veranlasste Mat-
thias Joseph Poppelreuter, damals Leiter der Römi-
schen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums.
Der Beginn der systematischen Bodendenkmalpflege
ist allerdings untrennbar mit dem Namen Fritz
Fremersdorf verbunden, der 1923 die Nachfolge
des 1919 verstorbenen Poppelreuter antrat. Um-

gehend veranlasste Fremersdorf eine planmäßige
Überwachung der Baustellen, organisierte bauvor-
greifende archäologische Untersuchungen. Ausgra-
bungen wurden in Fundberichten im Ortsarchiv
archiviert; Jahrgangsinventare traten an die Stelle
von Sachinventarbänden. Es kam zu zahlreichen
Untersuchungen, etwa 1925 in St. Severin und St.
Ursula, 1926 im römischen Gutshof Köln-Müngersdorf
und im Flottenkastell Alteburg, 1927 im Kastell
Divitia-Deutz, 1928 in St. Georg. Ausgrabungen in der
jungsteinzeitlichen Siedlung Köln-Lindenthal (1930-
1934) setzten international Maßstäbe (Abb. 3).3
Auch während des Zweiten Weltkriegs - Köln wurde
seit 1941 durch Flächenbombardements schwer ge-
troffen - gelang es Fritz Fremersdorf und Otto Doppel-
feld, der seit 1939 in Köln beschäftigt war, zumindest
einzelne Untersuchungen zu unternehmen. Mit be-
schränkten personellen und finanziellen Mitteln
führten sie unter anderem in St. Severin, St. Ursula
und St. Gereon, im römischen Flottenkastell Alteburg
und im fränkischen Friedhof Köln-Junkerdorf Ausgra-
bungen durch. Viele Maßnahmen der Jahre 1940
bis 1942 standen im Zusammenhang mit dem Bau
von Luftschutzbunkern oder Löschwasserteichen.
Als im Sommer 1941 beim Bau des Dombunkers
das berühmte Dionysosmosaik zum Vorschein kam,
eilten mehr als 30.000 Menschen zur Ausgrabung,
um den Fund zu bestaunen. Das Mosaik liegt heute
am Fundplatz und bildet die Keimzelle des Römisch-
Germanischen Museums.4


3 Ausgrabungen in der bandkeramischen Siedlung von Köln-Lindenthal, 1930-1934.
Rheinisches Bildarchiv Köln.
 
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