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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Umgang mit dem Original — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 7.1988

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Gebeßler, August: Eröffnung der Jahrestagung 1987 der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.51140#0009
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Eröffnung der Jahrestagung 1987 der Vereinigung der Landes-
denkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland

August Gebeßler
Vorsitzender der Vereinigung

Herr Minister,
Herr Oberbürgermeister,
Herr Regierungspräsident,
Herr Präsident des Landesverwaltungsamtes,
werte Gäste, meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Juni 1951, fast auf den Tag genau vor 36 Jahren, haben sich
hier in Lüneburg, nebenan in der Großen Ratsstube, die leiten-
den Denkmalpfleger der Bundesrepublik zusammengefun-
den; auch seinerzeit schon routinemäßig, d.h. zum Jahrestref-
fen des damals noch so genannten „Verbandes der Westdeut-
schen Denkmalpfleger“.
Ich erwähne diesen Sachverhalt nun nicht, um auf den nahe-
liegenden Vergleich zwischen damals und heute einzugehen,
so etwa um den öffentlichen Stellenwert einer heutigen gegen
eine sozusagen gestrige Denkmalpflege auszuspielen. Dies
wäre müßig. Die Protokolle von damals belegen, daß sich
unsere Vorgänger nicht anders als wir - und dies mit zumin-
dest derselben fachlichen Intensität- den zeitbedingten Denk-
malherausforderungen gestellt haben. Nennenswerte Unter-
schiede ergeben sich allenfalls in den Quantitäten, so bei-
spielsweise: damals 23 Teilnehmer, heute fast das Zehnfache.
Oder die Unterschiede in den Maßnahmezahlen, die in der
Zwischenzeit bekanntlich noch zusätzlich um ein Mehrfaches
angestiegen sind. Aber gerade diesen Zuwachs sollten wir so-
wieso nicht in jedem Fall unbesehen als Vorteil verbuchen,
wenn man weiß, daß mit diesen Maßnahmezahlen nicht in
jedem Fall nur Instandsetzung und Bestandssicherung, son-
dern ein vielfältiges Handanlegen verbunden ist, mit Substanz-
austausch und Substanzverlusten.
Der Hinweis auf Lüneburg 1951 soll vielmehr allein daran erin-
nern, daß damals und in diesem Rathaus die „Vereinigung“ als
solche ihren Anfang genommen hat. Der Vorgang selbst war
lediglich eine Umbenennung der Überschrift, ohne jeden feier-
lichen Aufwand, d.h. auf Vorschlag des damaligen Landeskon-
servators von Niedersachsen, Prof. Deckert, einem der Amts-
vorgänger unseres Kollegen Möller, wurde für den „Verband
der Westdeutschen Denkmalpfleger“ die heutige Bezeichnung
unserer „Vereinigung“ beschlossen, äußerlich also nicht viel
mehr als die späte Orientierung der Verbandsbezeichnung am
damals neuen politischen Ordnungsgebilde Bundesrepublik.
Aber zusammen mit Organisationsfragen wurde doch auch
das Inhaltliche, das Fachliche in dem Sinn bedacht, der auch
heute noch für das Rollenverständnis der „Vereinigung“ grund-
legend ist, oder sein sollte. So wurden schon damals die allein
auf das Fachliche, auf den Zugewinn im Konservatorischen
ausgerichteten Anliegen bewußt artikuliert gegen beispiels-
weise das mögliche Mißverständnis der „Vereinigung“ als
berufsständische Organisation. So hat sich die „Vereinigung“
seitdem letztendlich auch bewährt, als Ebene nicht nur für
einen unverbindlichen Meinungsaustausch, sondern für die
Herausforderung durch den ernsthaften fachlichen Dialog, der
ja wohl die entscheidende Wurzel ist für die beständig notwen-
dige, selbstkritische Aktualisierung des konservatorischen
Sach Verstandes. So hat sie sich wohl dann auch bewährt, wo

es darum ging - klar abgegrenzt von der Denkmalpolitik und
Denkmalschutzkompetenz der Länder (aber hilfreich für die
Länder!) -, etwa in den übergreifenden Bundesregelungen
dem Denkmalpflegerischen Geltung zu verschaffen; oder
auch dort bewährt, wo es darum ging, im Konflikt um das
gewichtige Einzeldenkmal die Bedeutungs- und die Identi-
tätsebene des „Deutschen“ oder das übereinstimmende Er-
haltungsvotum deutscher Denkmalpfleger zu artikulieren.
Ich frage mich allerdings, ob es für die „Vereinigung“ ange-
sichts der im äußerlichen Vorgang doch so harmlosen An-
fangssituation, je ein rundes Gründungsjubiläum, ein vierzig-
oderfünfzigjähriges, geben wird. Außerdem sind runde histori-
sche Jubiläen - und dies nicht nur bei heutigen 750-Jahr-
Feiern - in ihrem geschichtlichen Bezug und Gehalt nicht nur
fragwürdig geworden; sie sind auch in ihrem Aktivitätenzwang
zum termingerechten Denkmalherausputzen für die Denkmal-
pflege nicht selten zur Belastung geworden. Zudem spielt
andererseits in der Denkmalpflege die Bindung an den histori-
schen Ort - d.h. hier: Lüneburg - für den Aussagewert des
Geschichtlichen bekanntlich von jeher eine entscheidende
Rolle.
Kurzum: ich bitte daher um Verständnis, wenn ich hier in Lüne-
burg und allem anderen vorweg an den Anfang der „Vereini-
gung“ erinnern möchte; außerdem wird sich mit der Neuwahl
des Vorstandes - ähnlich wie 1975 in Goslar- eine zusätzliche
Weichenstellung für die Chronik der „Vereinigung“ mit dieser
Stadt verbinden. Schließlich ist dieser Hintergrund für mich
nun auch ein begründeter Anlaß, um Sie alle hier im Namen der
„Vereinigung“ endlich auch besonders herzlich willkommen zu
heißen.
Dabei darf ich vorweg Sie, verehrter Herr Minister Dr. Cassens,
als den für die Denkmalpflege zuständigen Minister für Wissen-
schaft und Kunst ganz besonders begrüßen. Herr Minister, wir
danken Ihnen aufrichtig, daß Sie mitten in der politischen Her-
ausforderung (wir sind ja auch Zeitungsleser!) Zeit gefunden
haben, um sich in unserem Kreis umzusehen, uns zuzuhören
und anschließend auch zu uns sprechen werden.
Wir freuen uns ebenfalls besonders, daß auch Sie, Herr Dr.
Knollmann, zu dieser Eröffnung zu uns gekommen sind, als
Präsident des Niedersächsischen Landesverwaltungsamtes,
dem die Niedersächsische Denkmalpflege, das Institut für
Denkmalpflege, eingeordnet ist.
Sie, verehrter Herr Oberbürgermeister, kann ich zwar in Ihrem
eigenen Rathaus eigentlich nur schlecht als Gast begrüßen.
Aber ich darf Sie dafür im Kreis der Denkmalpfleger um so
herzlicher willkommen heißen. Wir sind Ihnen und damit der
Stadt Lüneburg verständlicherweise besonders verbunden für
die vielfältige Unterstützung unserer Tagung und auch dafür,
daß wir nun nicht nur-wie damals-in der Großen Ratsstube,
sondern hier zunächst im Fürstensaal und dann im Glocken-
haus Gastrecht genießen und uns - selbstverständlich mit
allem Anstand - sozusagen wie zu Hause benehmen dürfen.
Nicht zuletzt freuen wir uns, daß erstmals auch Herr Ministe-
rialrat Dr. Lübbert vom Bundesministerium für Forschung und

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