samtrestaurierung und -Konservierung. Die Zustandserfas-
sung auf dem Hintergund der wahrgenommenen Gefährdung
- also das, was man auch Diagnose nennt - ist die wichtigste
Entscheidungsgrundlage für die Einleitung ebenso wie für die
Wahl der Wege und Mittel der Konservierung. Fragestellung,
Untersuchungsmethodik und die gezogenen Folgerungen
haben direkte Auswirkungen auf das Handeln am Denkmal
und damit auch auf den Umgang mit dem Original.
Eine Zustandsanalyse fällt anders aus, je nach dem wer sie
durchführt. Der Architekt siehtzuerst Baustrukturen und deren
Schäden; der Restaurator richtet seinen Blick vor allem auf die
Objekte seiner Tätigkeit, also auf Ausschmückungen und Aus-
stattungen (Stukkaturen, Anstriche, Malereien, Plastiken,
Altäre usw.) und was daran an historischer Originalsubstanz
noch erhalten beziehungsweise beschädigt ist, und fragt dann
weiter, was davon wie erhalten werden kann. Der beobach-
tende Naturwissenschaftler hingegen sieht in erster Linie die
Schäden, Schadensituationen und deren Veränderungen. Er
sucht nach Ursache-Wirkungsbeziehungen für das beobach-
tete Verwitterungsgeschehen an jedem einzelnen Ort, um dar-
auf konservierend zu reagieren. Dies setzt er fort, indem er in
Funktion der Beobachtungen am Objekt Proben entnimmt, im
Labor untersucht und bestimmte beobachtete Zerfallspro-
zesse reproduziert. Periodisch wiederholte Beobachtungen
und Analysen erlauben es ihm manchmal, Verwitterungspro-
zesse im wirklichen Zeitablauf am Objekt selbst zu verfolgen.
Alle Untersuchungen und Dokumentationen zielen darauf ab,
über den Zustand auf Ursachen zu stoßen, auf die man kon-
servierend und restaurierend reagieren kann. Das trifft für die
offensichtlichen, vom Handwerker und Restaurator wahrge-
nommenen Bauschäden ebenso zu wie für die erst durch ein-
gehende wissenschaftliche Untersuchungen aufgedeckten
Prozesse, wie z.B. der Wechselwirkungen des Raumklimas
mit versalzenen Bereichen von Wandmalereien oder des Zu-
sammenwirkens von biologischen Prozessen mit anderen Vor-
gängen der Steinverwitterung.
Unser ungenügendes Wissen über die oft kompliziert wir-
kende Verwitterung, die ungenügende Verbreitung des bereits
vorhandenen Wissens und die Selbstüberschätzung vieler
wissenschaftlicher und technischer Bausanierer machen die
Zustandserfassung und -beurteilung zu einem Spielfeld für
gute, aber auch für viele schlechte Berater, Experten und Kon-
sulenten. In der heutigen Bau- und Denkmalpflegepraxis be-
gegnet man solchen auf Schritt und Tritt. DaihrTun, wie schon
erwähnt, direkte Auswirkungen hat auf die Konservierung und
Restaurierung und damit auf den Umgang mit dem Original, ist
es keineswegs wertfrei und harmlos. Im Gegenteil zeigen die
auch heute noch sehr häufigen offenkundigen und vermeid-
baren Fehlleistungen, daß sehr viel und gerade sehr wertvolle
Denkmalsubstanz durch falsche und irreversible Maßnahmen
beschädigt und zerstört wird.
Die Branche der Altbau- und Denkmalsanierung benötigt die
Zustandsbeurteilung, um ihre Sanierungsmethoden auf den
Markt zu bringen und dort zu behaupten. Andere wiederum,
die Beratung als Geschäft betreiben, müssen ihre Untersu-
chungsmethoden und ihr Fachwissen gewinnbringend an den
Mann bringen. Im ersten Fall ist das Ziel vorgegeben und die
Fragestellung und Untersuchungsmethoden werden darauf
ausgerichtet. Im zweiten Fall muß mit möglichst wenig Auf-
wand möglichst viel Beratungsgut verkauft werden. Beide Me-
thoden sind ungünstige Voraussetzungen für den geduldigen
und umsichtigen Umgang mit so vielfältigen und oft empfind-
lichen Denkmälern. Beide sind aber in der Praxis stark vertre-
ten und führen nicht selten zu Fehlleistungen. Zwei Beispiele
mögen die Denkart solcher Methoden deutlich machen.
Die erste Art der Zustandsuntersuchung führt an geschädig-
ten Steinfassaden mit Sicherheit immer hin zum Reinigen,
Festigen und Hydrophobieren. Man geht dabei von folgender
Theorie aus: Alle unsere Denkmäler im Freien und besonders
jene aus Stein sind heute durch die akute Luftverschmutzung
in ihrer Existenz gefährdet. Der wichtigste Motor der Scha-
densbildung und -entwicklung ist die Feuchtigkeit. Wenn es
gelänge, die Feuchtigkeit wie mit einem Regenmantel vom Ob-
jekt vollständig fernzuhalten, wäre die Luftverschmutzung
unwirksam und damit wäre auch das Problem des Denkmal-
zerfalls selbst gelöst. Die Lösung glaubt man in der Hydropho-
bierung mit siliziumorganischen Verbindungen gefunden zu
haben, weshalb jedes Objekt hydrophobiert werden muß. Da
die Objekte aber noch verschmutzt sind und zum Teil ein auf-
gelockertes Gefüge besitzen, müssen sie vor dieser Haupt-
behandlung noch gereinigt und ebenfalls mit siliziumorgani-
schen Verbindungen, den Kieselsäureestern, gefestigt wer-
den. Das Hydrophobieren, nach vorgängiger Reinigung und
Festigung, wird so unabhängig vom Objekt zum universellen
Postulat; denn behandelt man das Denkmal nicht, so meinen
diese Experten, werden es in einigen Jahren bis Jahrzehnten
nicht mehr vorhanden sein.
Alle in diesem Sinne durchgeführten Untersuchungen an den
Baudenkmälern zielen auf die vorgegebene Konservierungs-
methode aus. Es geht immer darum, zu beweisen, daß der
Stein die Behandlung mit dem bestimmten Produkt braucht,
um dann wasserabweisend und damit auch an verschmutzter
Luft witterungsbeständig zu sein. Deshalb und um dann noch
den Leistungsnachweis für die festigende und wasserabwei-
sende Wirkung der angewandten Methode mit zu erbringen,
zieht man einige Bohrkerne, an denen man ebenfalls nur auf
dieses Konservierungsziel hin gerichtete Untersuchungen
macht.
Man hat also das Mittel und sucht die Patienten, denen man
allen die gleiche Krankheit zuschreibt und die gleichen Mittel
verschreibt. Die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Hydro-
phobierung, die ein radikaler und irreversibler Eingriff in die
Bausubstanz ist, wird bis hinein in Denkmalpflegekreise nicht
mehr gestellt.
Die zweite, sehr verbreitete Methode der Untersuchung, die
jeweils in eine Sanierungsempfehlung und -Überwachung
mündet, geht von folgender Überlegung aus: Wenn man an
einer Stelle des im Freien exponierten Steindenkmals einen
Bohrkern entnimmt, hat man daran außen das veränderte, ver-
witterte, gealterte und beschädigte originale Steinmaterial im
Ist-Zustand, innen aber den frischen und unveränderten Stein,
den gesunden Kern, den man als Soll-Zustand betrachtet. Die
Steinfassade soll nun witterungsbeständig gemacht werden,
indem die Materialeigenschaften vom verwitterten, geschädig-
ten Ist-Zustand des Steins durch Behandlung mit geeigneten
Mitteln an jene des Soll-Zustandes im gesunden Kern angegli-
chen werden.
Praktisch geht das so vor sich: Man geht zum Denkmal, nimmt
dort einige Bohrkerne und bringt sie zur Untersuchung ins La-
bor. Dort schneidet man sie in Scheiben auf und macht daran
Verwitterungsprofile. Dazu bestimmt man an den Einzelschei-
ben einige Materialkennwerte wie Festigkeit, Elastizitäts-
modul, Wasseraufnahme, hydrische Ausdehnung usw., führt
einige Tests durch wie Salzspreng- und Frostversuche und be-
stimmt z.B. chemisch noch die Salzgehalte.
Die so gewonnenen, dem Laien und Praktiker meist unver-
ständlichen Materialkennwerte, Test- und Analysenergebnisse
liefern die Sanierungsgrundlage für ganze Fassaden. Damit
begründet man z.B. Festigungen mit Kieselsäureestern und
Hydrophobierungen oder Festigungen, Aufmodellierungen
und konservierende Beschichtungen mit Kunstharzprodukten
aller Art. Dies, wie erwähnt, durch Angleichung der Eigen-
schaften der Ist- und Soll-Zustände mit den ausgewählten Mit-
teln, um damit ein homogeneres, witterungsbeständiges Sy-
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sung auf dem Hintergund der wahrgenommenen Gefährdung
- also das, was man auch Diagnose nennt - ist die wichtigste
Entscheidungsgrundlage für die Einleitung ebenso wie für die
Wahl der Wege und Mittel der Konservierung. Fragestellung,
Untersuchungsmethodik und die gezogenen Folgerungen
haben direkte Auswirkungen auf das Handeln am Denkmal
und damit auch auf den Umgang mit dem Original.
Eine Zustandsanalyse fällt anders aus, je nach dem wer sie
durchführt. Der Architekt siehtzuerst Baustrukturen und deren
Schäden; der Restaurator richtet seinen Blick vor allem auf die
Objekte seiner Tätigkeit, also auf Ausschmückungen und Aus-
stattungen (Stukkaturen, Anstriche, Malereien, Plastiken,
Altäre usw.) und was daran an historischer Originalsubstanz
noch erhalten beziehungsweise beschädigt ist, und fragt dann
weiter, was davon wie erhalten werden kann. Der beobach-
tende Naturwissenschaftler hingegen sieht in erster Linie die
Schäden, Schadensituationen und deren Veränderungen. Er
sucht nach Ursache-Wirkungsbeziehungen für das beobach-
tete Verwitterungsgeschehen an jedem einzelnen Ort, um dar-
auf konservierend zu reagieren. Dies setzt er fort, indem er in
Funktion der Beobachtungen am Objekt Proben entnimmt, im
Labor untersucht und bestimmte beobachtete Zerfallspro-
zesse reproduziert. Periodisch wiederholte Beobachtungen
und Analysen erlauben es ihm manchmal, Verwitterungspro-
zesse im wirklichen Zeitablauf am Objekt selbst zu verfolgen.
Alle Untersuchungen und Dokumentationen zielen darauf ab,
über den Zustand auf Ursachen zu stoßen, auf die man kon-
servierend und restaurierend reagieren kann. Das trifft für die
offensichtlichen, vom Handwerker und Restaurator wahrge-
nommenen Bauschäden ebenso zu wie für die erst durch ein-
gehende wissenschaftliche Untersuchungen aufgedeckten
Prozesse, wie z.B. der Wechselwirkungen des Raumklimas
mit versalzenen Bereichen von Wandmalereien oder des Zu-
sammenwirkens von biologischen Prozessen mit anderen Vor-
gängen der Steinverwitterung.
Unser ungenügendes Wissen über die oft kompliziert wir-
kende Verwitterung, die ungenügende Verbreitung des bereits
vorhandenen Wissens und die Selbstüberschätzung vieler
wissenschaftlicher und technischer Bausanierer machen die
Zustandserfassung und -beurteilung zu einem Spielfeld für
gute, aber auch für viele schlechte Berater, Experten und Kon-
sulenten. In der heutigen Bau- und Denkmalpflegepraxis be-
gegnet man solchen auf Schritt und Tritt. DaihrTun, wie schon
erwähnt, direkte Auswirkungen hat auf die Konservierung und
Restaurierung und damit auf den Umgang mit dem Original, ist
es keineswegs wertfrei und harmlos. Im Gegenteil zeigen die
auch heute noch sehr häufigen offenkundigen und vermeid-
baren Fehlleistungen, daß sehr viel und gerade sehr wertvolle
Denkmalsubstanz durch falsche und irreversible Maßnahmen
beschädigt und zerstört wird.
Die Branche der Altbau- und Denkmalsanierung benötigt die
Zustandsbeurteilung, um ihre Sanierungsmethoden auf den
Markt zu bringen und dort zu behaupten. Andere wiederum,
die Beratung als Geschäft betreiben, müssen ihre Untersu-
chungsmethoden und ihr Fachwissen gewinnbringend an den
Mann bringen. Im ersten Fall ist das Ziel vorgegeben und die
Fragestellung und Untersuchungsmethoden werden darauf
ausgerichtet. Im zweiten Fall muß mit möglichst wenig Auf-
wand möglichst viel Beratungsgut verkauft werden. Beide Me-
thoden sind ungünstige Voraussetzungen für den geduldigen
und umsichtigen Umgang mit so vielfältigen und oft empfind-
lichen Denkmälern. Beide sind aber in der Praxis stark vertre-
ten und führen nicht selten zu Fehlleistungen. Zwei Beispiele
mögen die Denkart solcher Methoden deutlich machen.
Die erste Art der Zustandsuntersuchung führt an geschädig-
ten Steinfassaden mit Sicherheit immer hin zum Reinigen,
Festigen und Hydrophobieren. Man geht dabei von folgender
Theorie aus: Alle unsere Denkmäler im Freien und besonders
jene aus Stein sind heute durch die akute Luftverschmutzung
in ihrer Existenz gefährdet. Der wichtigste Motor der Scha-
densbildung und -entwicklung ist die Feuchtigkeit. Wenn es
gelänge, die Feuchtigkeit wie mit einem Regenmantel vom Ob-
jekt vollständig fernzuhalten, wäre die Luftverschmutzung
unwirksam und damit wäre auch das Problem des Denkmal-
zerfalls selbst gelöst. Die Lösung glaubt man in der Hydropho-
bierung mit siliziumorganischen Verbindungen gefunden zu
haben, weshalb jedes Objekt hydrophobiert werden muß. Da
die Objekte aber noch verschmutzt sind und zum Teil ein auf-
gelockertes Gefüge besitzen, müssen sie vor dieser Haupt-
behandlung noch gereinigt und ebenfalls mit siliziumorgani-
schen Verbindungen, den Kieselsäureestern, gefestigt wer-
den. Das Hydrophobieren, nach vorgängiger Reinigung und
Festigung, wird so unabhängig vom Objekt zum universellen
Postulat; denn behandelt man das Denkmal nicht, so meinen
diese Experten, werden es in einigen Jahren bis Jahrzehnten
nicht mehr vorhanden sein.
Alle in diesem Sinne durchgeführten Untersuchungen an den
Baudenkmälern zielen auf die vorgegebene Konservierungs-
methode aus. Es geht immer darum, zu beweisen, daß der
Stein die Behandlung mit dem bestimmten Produkt braucht,
um dann wasserabweisend und damit auch an verschmutzter
Luft witterungsbeständig zu sein. Deshalb und um dann noch
den Leistungsnachweis für die festigende und wasserabwei-
sende Wirkung der angewandten Methode mit zu erbringen,
zieht man einige Bohrkerne, an denen man ebenfalls nur auf
dieses Konservierungsziel hin gerichtete Untersuchungen
macht.
Man hat also das Mittel und sucht die Patienten, denen man
allen die gleiche Krankheit zuschreibt und die gleichen Mittel
verschreibt. Die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Hydro-
phobierung, die ein radikaler und irreversibler Eingriff in die
Bausubstanz ist, wird bis hinein in Denkmalpflegekreise nicht
mehr gestellt.
Die zweite, sehr verbreitete Methode der Untersuchung, die
jeweils in eine Sanierungsempfehlung und -Überwachung
mündet, geht von folgender Überlegung aus: Wenn man an
einer Stelle des im Freien exponierten Steindenkmals einen
Bohrkern entnimmt, hat man daran außen das veränderte, ver-
witterte, gealterte und beschädigte originale Steinmaterial im
Ist-Zustand, innen aber den frischen und unveränderten Stein,
den gesunden Kern, den man als Soll-Zustand betrachtet. Die
Steinfassade soll nun witterungsbeständig gemacht werden,
indem die Materialeigenschaften vom verwitterten, geschädig-
ten Ist-Zustand des Steins durch Behandlung mit geeigneten
Mitteln an jene des Soll-Zustandes im gesunden Kern angegli-
chen werden.
Praktisch geht das so vor sich: Man geht zum Denkmal, nimmt
dort einige Bohrkerne und bringt sie zur Untersuchung ins La-
bor. Dort schneidet man sie in Scheiben auf und macht daran
Verwitterungsprofile. Dazu bestimmt man an den Einzelschei-
ben einige Materialkennwerte wie Festigkeit, Elastizitäts-
modul, Wasseraufnahme, hydrische Ausdehnung usw., führt
einige Tests durch wie Salzspreng- und Frostversuche und be-
stimmt z.B. chemisch noch die Salzgehalte.
Die so gewonnenen, dem Laien und Praktiker meist unver-
ständlichen Materialkennwerte, Test- und Analysenergebnisse
liefern die Sanierungsgrundlage für ganze Fassaden. Damit
begründet man z.B. Festigungen mit Kieselsäureestern und
Hydrophobierungen oder Festigungen, Aufmodellierungen
und konservierende Beschichtungen mit Kunstharzprodukten
aller Art. Dies, wie erwähnt, durch Angleichung der Eigen-
schaften der Ist- und Soll-Zustände mit den ausgewählten Mit-
teln, um damit ein homogeneres, witterungsbeständiges Sy-
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