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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Umgang mit dem Original — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 7.1988

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Technologische Aspekte
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https://doi.org/10.11588/diglit.51140#0072
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den mit einer Montagetechnologie, dem Entwurf, der Ge-
samtform konstruktive Möglichkeiten und Grenzen setzt.
- Die Verbindungsmittel und -technologie (z. B. bei Eisen und
Stahl: Schrauben, Stecken, Nieten und Schweißen), (Abb.
9,10),
- die Konstruktionssysteme, die Methodik des Konstru-
ierens.
Große Spannweiten, in Längen und auch Höhen, erwecken
normalerweise besonderes Interesse. Ob dabei der konstruk-
tiven Qualität a priori ein besonders hoher Stellenwert zu-
kommt, ist wie bei Bauten mit 'normaler' Spannweite im Ein-
zelfall zu untersuchen und zu beurteilen.
Es besteht jedoch die tendenzielle Notwendigkeit, bei zuneh-
mender Spannweite, ob bei hohen Türmen oderweitgespann-
ten Decken (Festsaal im Lüneburger Rathaus), mit optimierten
Tragwerken bei einer Reduktion an Masse zu bauen. Diese Er-
kenntnis bzw. Erfahrungen lassen sich heute wie in der Vergan-
genheit wiederum auf die 'normale' Spannweite übertragen.
Ein unbewußter oder auch gestaltender Einfluß geht von der
Konstruktion auf die architektonische Form über.
- Das konstruktive Grundsystem eines Fachwerkhauses fin-
det Veränderungen durch individuelle zeitgenössische Ge-
staltvorstellungen, z. B. durch ornamenthafte Streben und
Auskreuzungen.
- Der fischbauchförmige Lavesträger besteht aus statisch
günstigem, gekrümmtem Ober- und Untergurt, die Verbin-
dungsstäbe dagegen, als Kreisringe ausgeführt, unterlie-
gen einer bewußten Formvorstellung (Abb. 11).

Zur Entstehung der Konstruktionen
Für die Beurteilung der Qualität und auch der Originalität der
Konstruktion stellen sich die Fragen nach der möglichst ge-

nauen Kenntnis der Entstehung, des zeitgenössischen Wis-
sens und Denkens, des Entwurfs- und Herstellungsverfah-
rens.
So wichtig und notwendig es ist, bei Sanierungen und Erhal-
tungsmaßnahmen das heutige technische Wissen zugrunde
zu legen, so unzureichend muß das bei der Klärung des Ent-
wurfsprinzips der Konstruktion, des Tragwerks, bleiben. Der in
der Regel analytische statische Nachweis der Standfestigkeit
und damit der Sicherheit kann die jeweiligen Entwurfsparame-
ter und -entscheidungen kaum berücksichtigen. Es müssen
abstrahierte und modifizierte Annahmen vorausgesetzt wer-
den, die vom Original mehr oder weniger stark abweichen.
Die heutige Bau- und Konstruktionsgeschichte hat sich des-
halb, soweit noch nicht geschehen, mit der Geschichte des
Konstruierens zu erweitern. Dazu gehören im wesentlichen fol-
gende Gebiete:
- Entstehung der Konstruktionssysteme
- die (Natur-)Wissenschaft und das Bauen
- Geschichte des Handwerks und der Industrialisierung
- Technologiegeschichte des Bauens
- Geschichte der Werkstoffe.
Die schon vielfach gestellte Forderung, in der Architektenaus-
bildung verstärkt und bei den Bauingenieuren überhaupt das
Fach und die Zusammenhänge der Geschichte des Konstru-
ierens (nicht des statischen Nachweises) einzuführen, kann an
dieser Stelle nur wiederholt werden.

Lebensdauer, Konstruktionsfehler, Bauschä-
den
Neben der Form und der statischen Wirkung einer Konstruk-
tion ist ihre geplante und auch tatsächliche Dauerhaftigkeit in
Abhängigkeit von Alterung und Schäden zu betrachten. Die-


3/4 Das Kalkofengebäude in Lüneburg kann gleichermaßen als
technisches Baudenkmal wie auch als denkmalwürdige Dachkon-
struktion gewertet werden. Daß der Baumeister Friedrich August Senff
jun. 1811 auf die Entstehung des Entwurfs und dabei auf Philibert de
L’Orme (1510-1570) hingewiesen hat, ist für die Geschichte des Kon-
struierens von besonderem Interesse.


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