sondern sollte sie nutzen, um konzeptionelle Schwerpunkte
zu setzen.
Neben der praktischen Arbeit am Objekt muß die gründliche
wissenschaftliche Dokumentation einen höheren Stellenwert
bekommen. Selbst bei der sensibelsten denkmalpflegeri-
schen Maßnahme gehen Spuren der Vergangenheit verloren -
um wieviel mehr dort, wo der Denkmalpfleger vor anderen In-
teressen kapitulieren muß. Dann scheint mir eine Konzentra-
tion auf eine solche Dokumentation oft sinnvoller und ehrlicher,
als in einer Art Ersatzbefriedigung Zeit und Geld in die Gestal-
tung von Details zu investieren, die man dem Denkmalpfleger
als Brosamen überläßt, während man denTsch nach eigenem
Geschmacke deckt. Von der selbstverständlichen Erfüllung
dieser Forderung sind wir gerade beim Hallenhaus noch weit
entfernt - selbst bei Abbrüchen. Dadurch gehen aber ständig
unersetzliche Quellen für immer völlig verloren.
In der Denkmalpflege einen spezifischen Zweig der Ge-
schichtsschreibung zu sehen, sollte es möglich machen, die
Spezialisierung und Isolation denkmalpflegerischer Arbeit zu
überwinden und den Kontakt zu Nachbarwissenschaften zu
intensivieren, nicht nur durch gegenseitige Rezeption der Er-
gebnisse, sondern auch durch gemeinsames Bemühen. In
Bezug auf das Hallenhaus wären Sozialgeschichte, Volks-
kunde und Kulturgeographie die nächsten Ansprechpartner.
Dieses Ziel ließe auch das Verhältnis zu den Betroffenen
anders gestalten, als bloße Reaktion, als einseitiges Beraten
und Verwaltungshandeln es tun. Ein Projekt, wie es vor etli-
chen Jahren in diesem Sinne in Hessen durchgeführt wurde,
hat meines Wissens keine rechte Nachfolge gefunden. Das
latent große Interesse an der Vergangenheit, wie es sich auch
in Niederdeutschland in manchen Initiativen zum Erhalt des
Hallenhauses, des ländlichen Hauses überhaupt zeigt, sollte
uns Mut für solche Versuche machen.
Die Nutzung des Hallenhauses in der Landwirtschaft
Fred Koch
Fred Koch, Leiter des Referates Landwirtschaftliches Bauwe-
sen der Landwirtschaftskammer Hannover, referierte zur
Frage der alternativen Nutzung des Hallenhauses für den land-
wirtschaftlichen Bereich.1
Zunächst charakterisierte er die allgemeine Situation: Von den
Bauten, die noch landwirtschaftlich genutzt werden, stammen
ca. 75 % aus derzeit vor 1945; dementsprechend hoch sind
die Kosten der Instandhaltung. Außerdem geben infolge des
Strukturwandels in der Landwirtschaft immer mehr Bauern
den Betrieb auf, so daß ständig Bausubstanz freigesetzt wird,
die eine veränderte Nutzung erfordert.
Die häufig anzutreffende rein äußerliche Modernisierung eines
Hauses, sogenannte „Fassadenkosmetik“, wurde von dem
Referenten zwar als positiver Ansatzpunkt gewertet, trüge
aber nichts zur Lösung der anstehenden Probleme bei. Es
werde vielmehr angestrebt, das Hallenhaus trotz der veränder-
ten arbeitswirtschaftlichen und produktionstechnischen Be-
dingungen weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen, obwohl
dem zahlreiche, kaum überwindbare Schwierigkeiten entge-
genstehen.
Herr Koch erwähnte zum einen den verständlichen Wunsch
der Bauern, modern zu leben und zu produzieren, zum ande-
ren die Kostenfrage. Baumaßnahmen wurden bisher nur von
Landwirten durchgeführt, die aufgrund betriebswirtschaftlich
leistungsfähiger Höfe über die entsprechenden Mittel verfü-
gen. Die Bauten, die immer noch sanierungsbedürftig seien,
gehören meist Besitzern, deren Betriebe infolge wirtschaft-
licher Schwierigkeiten, die sich in diesem Jahr beispielsweise
durch die neue Milchkontingentierung noch verstärken wer-
den, vor der Schließung stehen.
Ein weiteres Problem der landwirtschaftlichen Nutzung des
Hallenhauses zum Beispiel als Stallgebäude ergäbe sich aus
folgenden veränderten Bedingungen: Die Tiere, besonders die
Kühe, seien größer geworden, so daß die Viehhaltung - abge-
sehen von dem Einbau moderner Fütterungs- und Entmi-
stungsanlagen - größere bauliche Veränderungen des Hallen-
hauses erfordere. Diese durch arbeitswirtschaftliche Zwänge
bedingten Umbauten gingen oft an die historische Substanz.
Er führte weiter aus, daß zum Beispiel für Betriebe ohne tie-
rische Produktion das Hallenhaus nicht einmal als Maschinen-
oder Gerätehaus zu gebrauchen sei, da die Einfahrt (Grote
Dör) für Mähdrescher zu klein sei und man im Traufbereich
keine Veränderungen vornehmen könne ohne die gesamte
Konstruktion zu verändern. Tierische Produktion sei zwar
möglich, jedoch nicht für Intensivhaltung.
Als Fazit ergab sich, daß für tierische Produktion lediglich
Sauenhaltung in Frage käme. Als Beispiel sei auf den Umbau
einer Längsfahrtscheune mit Göpelschauer in Schweringen
zum einstreulosen Sauenstall hingewiesen (Abb. 1,2): Vollstän-
dig erhalten blieben die umschließenden Fachwerkwände und
die Dachkonstruktion, herausgenommen wurden die Innen-
wände und die Querwände der Bansenfächer. Der aufgestallte
Bestand ist in sieben abgeschlossene Raumbereiche unter-
teilt, die Erschließung erfolgt über einen seitlichen Zentralgang
mit vorgeschaltetem Waschplatz.
Nach Aufgabe der Rindviehhaltung im Jahre 1968 wird auf
dem Betrieb die Schweinemast in drei umgebauten Stallun-
gen betrieben, vorhanden sind 380 Mittel- und Endmast-
plätze. Durch die Aufnahme der Ferkelproduktion soll die
Mastleistung verbessert und ein zusätzlicher Arbeitsbereich
für die zweite Arbeitskraft geschaffen werden.
Aufstallung:
20 Abferkelbuchten mit Schultergurtanbindung in drei unter-
teilten Raumbereichen.
32 NT-Sauen mit Schultergurtanbindung und Trogfütterung in
zweireihiger Aufstallung auf befestigter Liegefläche mit dahin-
terliegendem Spaltenboden.
22 abgesetzte Sauen und zwei Eber im Wartestall mit Schulter-
gurtanbindung, Trogfütterung und Teilspaltenboden.
17 Flatdeckbuchten mit Gußrosten und ad libitum-Fütterung
über Automaten, in zwei getrennten Räumen im Bereich des
ehemaligen Göpelschauers.
Güllelagerung:
Die Abgänge aus den drei Abferkelbereichen und zwei Flat-
deckstallungen werden mittels Rohrentmistung in eine 75 m3
fassende Erdgrube ausgeschleust, jeder Kanal ist in drei Kam-
mern unterteilt, Kanaltiefe 0,40 m.
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zu setzen.
Neben der praktischen Arbeit am Objekt muß die gründliche
wissenschaftliche Dokumentation einen höheren Stellenwert
bekommen. Selbst bei der sensibelsten denkmalpflegeri-
schen Maßnahme gehen Spuren der Vergangenheit verloren -
um wieviel mehr dort, wo der Denkmalpfleger vor anderen In-
teressen kapitulieren muß. Dann scheint mir eine Konzentra-
tion auf eine solche Dokumentation oft sinnvoller und ehrlicher,
als in einer Art Ersatzbefriedigung Zeit und Geld in die Gestal-
tung von Details zu investieren, die man dem Denkmalpfleger
als Brosamen überläßt, während man denTsch nach eigenem
Geschmacke deckt. Von der selbstverständlichen Erfüllung
dieser Forderung sind wir gerade beim Hallenhaus noch weit
entfernt - selbst bei Abbrüchen. Dadurch gehen aber ständig
unersetzliche Quellen für immer völlig verloren.
In der Denkmalpflege einen spezifischen Zweig der Ge-
schichtsschreibung zu sehen, sollte es möglich machen, die
Spezialisierung und Isolation denkmalpflegerischer Arbeit zu
überwinden und den Kontakt zu Nachbarwissenschaften zu
intensivieren, nicht nur durch gegenseitige Rezeption der Er-
gebnisse, sondern auch durch gemeinsames Bemühen. In
Bezug auf das Hallenhaus wären Sozialgeschichte, Volks-
kunde und Kulturgeographie die nächsten Ansprechpartner.
Dieses Ziel ließe auch das Verhältnis zu den Betroffenen
anders gestalten, als bloße Reaktion, als einseitiges Beraten
und Verwaltungshandeln es tun. Ein Projekt, wie es vor etli-
chen Jahren in diesem Sinne in Hessen durchgeführt wurde,
hat meines Wissens keine rechte Nachfolge gefunden. Das
latent große Interesse an der Vergangenheit, wie es sich auch
in Niederdeutschland in manchen Initiativen zum Erhalt des
Hallenhauses, des ländlichen Hauses überhaupt zeigt, sollte
uns Mut für solche Versuche machen.
Die Nutzung des Hallenhauses in der Landwirtschaft
Fred Koch
Fred Koch, Leiter des Referates Landwirtschaftliches Bauwe-
sen der Landwirtschaftskammer Hannover, referierte zur
Frage der alternativen Nutzung des Hallenhauses für den land-
wirtschaftlichen Bereich.1
Zunächst charakterisierte er die allgemeine Situation: Von den
Bauten, die noch landwirtschaftlich genutzt werden, stammen
ca. 75 % aus derzeit vor 1945; dementsprechend hoch sind
die Kosten der Instandhaltung. Außerdem geben infolge des
Strukturwandels in der Landwirtschaft immer mehr Bauern
den Betrieb auf, so daß ständig Bausubstanz freigesetzt wird,
die eine veränderte Nutzung erfordert.
Die häufig anzutreffende rein äußerliche Modernisierung eines
Hauses, sogenannte „Fassadenkosmetik“, wurde von dem
Referenten zwar als positiver Ansatzpunkt gewertet, trüge
aber nichts zur Lösung der anstehenden Probleme bei. Es
werde vielmehr angestrebt, das Hallenhaus trotz der veränder-
ten arbeitswirtschaftlichen und produktionstechnischen Be-
dingungen weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen, obwohl
dem zahlreiche, kaum überwindbare Schwierigkeiten entge-
genstehen.
Herr Koch erwähnte zum einen den verständlichen Wunsch
der Bauern, modern zu leben und zu produzieren, zum ande-
ren die Kostenfrage. Baumaßnahmen wurden bisher nur von
Landwirten durchgeführt, die aufgrund betriebswirtschaftlich
leistungsfähiger Höfe über die entsprechenden Mittel verfü-
gen. Die Bauten, die immer noch sanierungsbedürftig seien,
gehören meist Besitzern, deren Betriebe infolge wirtschaft-
licher Schwierigkeiten, die sich in diesem Jahr beispielsweise
durch die neue Milchkontingentierung noch verstärken wer-
den, vor der Schließung stehen.
Ein weiteres Problem der landwirtschaftlichen Nutzung des
Hallenhauses zum Beispiel als Stallgebäude ergäbe sich aus
folgenden veränderten Bedingungen: Die Tiere, besonders die
Kühe, seien größer geworden, so daß die Viehhaltung - abge-
sehen von dem Einbau moderner Fütterungs- und Entmi-
stungsanlagen - größere bauliche Veränderungen des Hallen-
hauses erfordere. Diese durch arbeitswirtschaftliche Zwänge
bedingten Umbauten gingen oft an die historische Substanz.
Er führte weiter aus, daß zum Beispiel für Betriebe ohne tie-
rische Produktion das Hallenhaus nicht einmal als Maschinen-
oder Gerätehaus zu gebrauchen sei, da die Einfahrt (Grote
Dör) für Mähdrescher zu klein sei und man im Traufbereich
keine Veränderungen vornehmen könne ohne die gesamte
Konstruktion zu verändern. Tierische Produktion sei zwar
möglich, jedoch nicht für Intensivhaltung.
Als Fazit ergab sich, daß für tierische Produktion lediglich
Sauenhaltung in Frage käme. Als Beispiel sei auf den Umbau
einer Längsfahrtscheune mit Göpelschauer in Schweringen
zum einstreulosen Sauenstall hingewiesen (Abb. 1,2): Vollstän-
dig erhalten blieben die umschließenden Fachwerkwände und
die Dachkonstruktion, herausgenommen wurden die Innen-
wände und die Querwände der Bansenfächer. Der aufgestallte
Bestand ist in sieben abgeschlossene Raumbereiche unter-
teilt, die Erschließung erfolgt über einen seitlichen Zentralgang
mit vorgeschaltetem Waschplatz.
Nach Aufgabe der Rindviehhaltung im Jahre 1968 wird auf
dem Betrieb die Schweinemast in drei umgebauten Stallun-
gen betrieben, vorhanden sind 380 Mittel- und Endmast-
plätze. Durch die Aufnahme der Ferkelproduktion soll die
Mastleistung verbessert und ein zusätzlicher Arbeitsbereich
für die zweite Arbeitskraft geschaffen werden.
Aufstallung:
20 Abferkelbuchten mit Schultergurtanbindung in drei unter-
teilten Raumbereichen.
32 NT-Sauen mit Schultergurtanbindung und Trogfütterung in
zweireihiger Aufstallung auf befestigter Liegefläche mit dahin-
terliegendem Spaltenboden.
22 abgesetzte Sauen und zwei Eber im Wartestall mit Schulter-
gurtanbindung, Trogfütterung und Teilspaltenboden.
17 Flatdeckbuchten mit Gußrosten und ad libitum-Fütterung
über Automaten, in zwei getrennten Räumen im Bereich des
ehemaligen Göpelschauers.
Güllelagerung:
Die Abgänge aus den drei Abferkelbereichen und zwei Flat-
deckstallungen werden mittels Rohrentmistung in eine 75 m3
fassende Erdgrube ausgeschleust, jeder Kanal ist in drei Kam-
mern unterteilt, Kanaltiefe 0,40 m.
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