KLEINASIATISCHE STUDIEN. IV.
(Hierzu Tafel I - IV)
Ein altphrygischer Turnulus bei Bos-öjük (Lamunia).
Die erste Station der anatolischen Eisenbahn auf der phry-
gischen Hochebene,die vom unteren Sakariathal aus in schwie-
rigem Aufstieg erreicht wird,heisst Bos-öjük (Graubügel). Das
Dorf liegt -15Um nordwestlich von Eskischehir (Dorylaion),740ra
über dem Meere in einer fruchtbaren, schwach bewässerten
Thalmulde, die rings von kahlen Höhenzügen eingeschlossen
wird. Ausser der Eisenbahn berührt auch die grosse Chaussee
Brussa-Kutaja den Ort, und man überzeugt sich leicht.dass zu
allen Zeiten derHauptweg von Bithynien zu den alten Phryger-
städten Dorylaion, Kotiaion, Midaion, Pessinus hier entlang
gegangen sein muss. Die kleine Mulde von Bos-öjük ist gleich-
sam der Vorplatz für die weite Ebene des Sary-su und Porsuk,
in der eine ganze Reihe bedeutender alter Städte lag, es ist
daher nicht erstaunlich,dass seit Jahrtausenden an dieser Stelle
eine,meist wol bescheidene Niederlassung bestanden hat. Eine
herrliche von Kassim - Pascha erbaute Moschee und ein jetzt
zerfallener Han sprechen für die Bedeutung des Platzes in früh-
türkischer Zeit; in der seldschukischen Epoche hat diese kleine
Ebene wahrscheinlich den Schauplatz für die gewöhnlich nach
Dorylaion benannte Entscheidungsschlacht des erstenKreuzzugs
abgegeben1, aus byzantinischer Zeit stammt eine von Doma-
1 Schlagend hat v. d. Goltz (Anatolische Ausflüge S. 4 55 IT.) aus den
Quellen erwiesen, dass die Schlacht nicht bei Dorylaion, sondern auf dem
Wege von Nicaea dorthin Statt gefunden hat. Er schwankt zwischen Bos-
öjük und Inönü als Schlachtfeld, für ersteres scheinen mir die Wegever-
hältnisse besser zu passen. Bei Bos-öjük mündet ein Weg von Sögiid, auf
dem die Normannen während der Schlacht zu Hülfe kommen konnten,
Inönü hat keine so gute Verbindung mit Sögiid. Andrerseits ist freilich die
Ebene von Inönü für die Entfaltung grosser Truppenmengen geeigneter.
ATHEN. M1TTHEILUNGEN XXIV.
(Hierzu Tafel I - IV)
Ein altphrygischer Turnulus bei Bos-öjük (Lamunia).
Die erste Station der anatolischen Eisenbahn auf der phry-
gischen Hochebene,die vom unteren Sakariathal aus in schwie-
rigem Aufstieg erreicht wird,heisst Bos-öjük (Graubügel). Das
Dorf liegt -15Um nordwestlich von Eskischehir (Dorylaion),740ra
über dem Meere in einer fruchtbaren, schwach bewässerten
Thalmulde, die rings von kahlen Höhenzügen eingeschlossen
wird. Ausser der Eisenbahn berührt auch die grosse Chaussee
Brussa-Kutaja den Ort, und man überzeugt sich leicht.dass zu
allen Zeiten derHauptweg von Bithynien zu den alten Phryger-
städten Dorylaion, Kotiaion, Midaion, Pessinus hier entlang
gegangen sein muss. Die kleine Mulde von Bos-öjük ist gleich-
sam der Vorplatz für die weite Ebene des Sary-su und Porsuk,
in der eine ganze Reihe bedeutender alter Städte lag, es ist
daher nicht erstaunlich,dass seit Jahrtausenden an dieser Stelle
eine,meist wol bescheidene Niederlassung bestanden hat. Eine
herrliche von Kassim - Pascha erbaute Moschee und ein jetzt
zerfallener Han sprechen für die Bedeutung des Platzes in früh-
türkischer Zeit; in der seldschukischen Epoche hat diese kleine
Ebene wahrscheinlich den Schauplatz für die gewöhnlich nach
Dorylaion benannte Entscheidungsschlacht des erstenKreuzzugs
abgegeben1, aus byzantinischer Zeit stammt eine von Doma-
1 Schlagend hat v. d. Goltz (Anatolische Ausflüge S. 4 55 IT.) aus den
Quellen erwiesen, dass die Schlacht nicht bei Dorylaion, sondern auf dem
Wege von Nicaea dorthin Statt gefunden hat. Er schwankt zwischen Bos-
öjük und Inönü als Schlachtfeld, für ersteres scheinen mir die Wegever-
hältnisse besser zu passen. Bei Bos-öjük mündet ein Weg von Sögiid, auf
dem die Normannen während der Schlacht zu Hülfe kommen konnten,
Inönü hat keine so gute Verbindung mit Sögiid. Andrerseits ist freilich die
Ebene von Inönü für die Entfaltung grosser Truppenmengen geeigneter.
ATHEN. M1TTHEILUNGEN XXIV.