Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 24.1899

DOI issue:
Heft 3
DOI article:
Dörpfeld, Wilhelm: Die optischen Verhältnisse des griechischen Theaters
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39817#0321
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE OPTISCHEN VERHAELTNISSE DES GRIECHISCHEN THEATERS 311
des griechischen Theaters unrichtig seien, und dass im Be-
sonderen die Sehverhältnisse einer 10-12 Fuss hohen Bühne
auch für die in der Höhe der Orchestra sitzenden Zuschauer
nicht nur günstiger seien, als ich angebe, sondern geradezu
als befriedigend bezeichnet werden dürfen.
Sowol die allgemeine als auch die besondere Behauptung
muss ich entschieden zurückweisen. Gerade das Gegenteil lässt
sich in beiden Fällen unschwer nach weisen.
Was zunächst die Sehverhältnisse des griechischen Theaters
im Allgemeinen betrifft, so habe ich auf S. 354 ff. unseres
Buches durch geometrische Figuren zu beweisen gesucht,dass
zwar in einem horizontalen Zuschauerraume die Herstellung
einer etwa 5 Fuss hohen Bühne als Standort für den Schau-
spieler notwendig sei, dass dagegen in einem ansteigenden
Theater eine Bühne von dieser geringen Höhe überflüssig, eine
höhere Bühne aber sogar schädlich sei. Den auf einer hohen
Bühne auftretenden Schauspieler würden die untersten, offen-
bar bevorzugten Zuschauer der Proedrie um so schlechter
sehen, je mehr die Höhe der Bühne das Mass von 5 Fuss über-
steigt. Ich glaubte es darnach auf S. 357 als mathematisch
feststehend bezeichnen zu dürfen, dass in einem Theater mit
ansteigenden Sitzreihen der geeignetste Standplatz für den
Schauspieler der Boden der Orchestra sei; ein dort auftreten-
der Schauspieler werde von allen Zuschauern,von der unter-
sten bis zur obersten Sitzreihe, sehr gut gesehen.
Dieses Resultat versucht Müller durch den Hinweis darauf
zu widerlegen, dass für die oberen Zuschauer ein Teil der
Orchestra durch die Köpfe der auf den beiden nächst tieferen
Stufen sitzenden Zuschauer verdeckt werde. Bei meinen geo-
O
metrischen Figuren hatte ich die Augen der hinter einander
sitzenden Zuschauer durch eine Lin ie verbunden und ange-
nommen, dass alle Zuschauer das oberhalb dieser Linie lie-
gende Gesichtsfeld frei überblicken könnten Dies soll nach
Müller jedoch nicht zutreffen, weil der Zuschauer oft gezwun-
gen sei, gerade über den Kopf des vor ihm Sitzenden hinweg
zu sehen. Durch Zeichnungen, welche er dem Regierungs-
 
Annotationen