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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 24.1899

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Heft 4
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Kieseritzky, Gangolf von: Der Apollo Stroganoff
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https://doi.org/10.11588/diglit.39817#0479
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DER APOLLO STROÖANOFF

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auf meine Verteidigung verwiesen bat , so weit sie ihm da-
mals zu Gebote stand.
Meine Widerlegung beginnt mit dem von Herrn Prof. Furt-
wängler an zweiter und letzter, also der gewichtigsten, Stelle
als die Frage entscheidend angeführten Punkte,indem ich zur
Bequemlichkeit der Leser seine eigenen Worte hersetze: 'Ein
anderer Punkt, den auch derjenige beurteilen kann, der das
Original nicht gesehen hat. ist der Sockel unter dem zurück-
gesetzten linken Fusse; dieser stimmt genau überein mit dem
an der belvederischen MarmorstaLue. Er ist aber ein im gan-
zen Altertum nur für die Marmorarbeit charakteristisches
Detail. Die Marmorarbeiter pflegen unter einem gehobenen
zurückgesetzten Fusse ein denselben mit der Plinthe verbin-
dendes Stück Marmor stehen zu lassen als Stütze, um dem
Marmor mehr Halt zu geben und das Abbrechen des Fusses
zu verhindern. Eine solche Stütze ist bei einer Bronze, die
von der Basis getrennt gegossen ist, vollkommen sinnlos. Sie
findet sich daher auch niemals an antiken Bronzen. Die Stro-
ganoff’sche Statuette giebt sich allein hierdurch als moderne
Kopie des vatikanischen Marmors zu erkennen’.
Wenn Behauptungen in so apodiktischer Form aufgestellt
werden, so setzt man mit Recht voraus, dass sie eben be-
gründet sind, und man sich daran zu halten hat. Es scheint
ja ausgeschlossen , dass ein Gelehrter diese Form der Be-
hauptung wählen würde, w;enn er seiner Sache nicht voll-
kommen sicher wäre. So hat man auch in diesem Falle die
Behauptung mit vollem Recht geglaubt, besonders da es sich
um eine Sache handelte, in der Niemand sich competent fühlen
konnte; wer achtet denn bei Untersuchung von Marmoren und
Bronzen auf eine solche Nichtigkeit, wie einen Stützkeil un-
ter dem Fusse, dessen Dasein oder Fehlen völlig gleichgül-
tig ist? Jene Behauptung ist aber, wie ich annehmen möchte,
nichts weiter als eine theoretische Gonstruction, die mit dem
Thatbestande an antiken Bronzen sich in vollkommenem Wi-
derspruche befindet. Hätte Herr Furtwängler nur ein grösse-
res Museum auf Stützblöcke hin durchgesehen, so hätte er ge-
 
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