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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Rasch, Edgar: Naturtheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0055
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tive zu erhöhen, wurden die Hecken
nach dem Hintergrund zusammenge-
zogen (Abb. 5 a und b); da senkrecht
zur Bühnenachse stehende Kulissen
seitliche Einblicke ermöglichen (Abb. 5 a:
punktierte Blicklinien), stellte man die
Kulissen schräg (Abb. 5b). In ein-
fachen Parks wurden auch wohl die
Bühnen einfach in eine Gehölzgruppe
hineingelegt (Abb. 5 c und d). Diese
Art Bühne bedingt auch eine Tiefen-
ausdehnung des Zuschauerraumes
(Abb. 2 n und 3), da für seitlich Stehende
das Spiel auf der Bühne unsichtbar
wird. Kleine Hofgesellschaften werden
unter diesen Mängeln wenig leiden.
Anders wird es, wo eine nach Hun-
derten zählende Volksmenge möglichst
günstig um die Bühne zu verteilen ist.
Hier ist das Amphitheater der ge-
gebene Typ.
Dazu kommt, daß wir die Bühne
im Freien bei Tageslicht oder künst-
lichem Licht nicht so exklusiv wie im
Hause behandeln können noch dürfen,
da das Wesen der Naturbühne gerade
in ihrer Zugehörigkeit zur umgebenden
Natur liegt. Hieraus ergibt sich, daß
es unsinnig wäre, der Naturbühne Spiele
aufzuzwingen, die, ihrer Art nach, die
Illusion geschlossener Räume bedingen.
Es kommen für unseren Fall also nur
Spiele in Frage, die sich im Park oder
Garten abwickeln. Wir haben sie schon


Abb. 4. Haupteingang vom unteren Zufahrtsweg

in großer Zahl auch auf der Hausbühne, und an
Schriftstellern fehlt es nicht, die sich auch in den
Dienst der Naturbühne stellen werden. Ist also die
Naturbühne nicht dazu da, geschlossene Räume
vorzutäuschen, so ist ihre Tiefenausdehnung über-
flüssig, und wir können sie zur besseren Übersicht

ähnlich der antiken Orchestra in den Zuschauerraum
herausziehen (Abb. 21 und Abb. 6e, f, g, h). In
diesem Fall bildet die grüne Wand auf der Rückseite
buchstäblich den Hintergrund, von dessen ruhigem,
heckenartigem Grün sich die Gestalten der Spielen-
den ausgezeichnet abheben.

Abb. 5


Abb. 6


Architektonische Rundschau 1914
Seite 43
 
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