Falle — weder vom Vorlagenwerk
noch von der Hand des Lehrers
— zieht der Schüler dauernden
Gewinn. Natürlich darf das ma-
lerische, oder allgemeiner gesagt,
ästhetische Moment nicht erst vor
Torschluß in Wirkung treten. Es
muß sozusagen mit dem ersten
Bleistiftstrich im Schüler keimen.
Dabei mag von vornherein zweier-
lei Bedeutung in der Darstellung
unterschieden — aber nicht ge-
trennt! — werden: Einmal das
aus dem geometrischen entwach-
sene Fachzeichnen, und dann
das unmittelbar aus der Natur
gezogene Freihandzeichnen.
Das erste, das vielfach auch ge-
bundenes Zeichnen genannt wird,
bedarf des Winkels, der Reiß-
schiene und des Zirkels. Die
Gepflogenheit, durch zarteste Striche das Raumgebilde zu projizieren, hat
sich geändert, seitdem an Stelle der chinesischen Stückchentusche, die
in Näpfen gerieben wurde, die fertigen Tuschen getreten sind. Diese er-
lauben bei längerem Gebrauch der Reißfeder nicht den feinen Strich und
zwingen — zum Vorteil der Augen und der photochemischen Reproduk-
tionsverfahren — zu einer einfachen und übersichtlichen Arbeitsweise.
Der gleichmäßig kräftige Strich einer Fachzeichnung leitet unmittelbar
in das Wesen des Freihandzeichnens ein und beweist damit die innere
Verwandtschaft beider Arbeitsweisen, wenn auch die gewollten Effekte ganz
verschiedene sind, nämlich hier das maßstäbliche Darstellen wirklicher
Größen, dort die Absicht, das Geplante als Fertiges im Raume vor das
Auge zu bringen.
Das Freihandzeichnen an technischen Schulen soll gar nicht gar so „frei“
getrieben werden, wenigstens
nicht in der Weise, als ob dem
Maler damit Konkurrenz
gemacht werden wollte.
Es soll vielmehr in
gewisser Weise ähnlich
fachlich wie das gebun-
dene Zeichnen gehandhabt
werden.
Dazu gehört in erster
Linie wieder der gleich-
mäßige Strich. Das Auge
projiziert — wenn wir zu-
nächst vom Zeichnen nach
der Natur sprechen — das
Gesehene in seinen Um-
rissen aufs Papier; läßt
es so flächig erscheinen
(Abb. S. 83, unten). Un-
wesentliches oder vom
Lehrer im Interesse der
Gesamterscheinung als
Gewerbeschule, Stuttgart.
Lehrer: Schink, Gnant u. Hofelich
unwesentlich Bezeichne-
tes wird beiseite gelassen.
Arbeiten aus der Schul-
werkstätte für Klempner
Architektonische Rundschau 1914
Seite 81
noch von der Hand des Lehrers
— zieht der Schüler dauernden
Gewinn. Natürlich darf das ma-
lerische, oder allgemeiner gesagt,
ästhetische Moment nicht erst vor
Torschluß in Wirkung treten. Es
muß sozusagen mit dem ersten
Bleistiftstrich im Schüler keimen.
Dabei mag von vornherein zweier-
lei Bedeutung in der Darstellung
unterschieden — aber nicht ge-
trennt! — werden: Einmal das
aus dem geometrischen entwach-
sene Fachzeichnen, und dann
das unmittelbar aus der Natur
gezogene Freihandzeichnen.
Das erste, das vielfach auch ge-
bundenes Zeichnen genannt wird,
bedarf des Winkels, der Reiß-
schiene und des Zirkels. Die
Gepflogenheit, durch zarteste Striche das Raumgebilde zu projizieren, hat
sich geändert, seitdem an Stelle der chinesischen Stückchentusche, die
in Näpfen gerieben wurde, die fertigen Tuschen getreten sind. Diese er-
lauben bei längerem Gebrauch der Reißfeder nicht den feinen Strich und
zwingen — zum Vorteil der Augen und der photochemischen Reproduk-
tionsverfahren — zu einer einfachen und übersichtlichen Arbeitsweise.
Der gleichmäßig kräftige Strich einer Fachzeichnung leitet unmittelbar
in das Wesen des Freihandzeichnens ein und beweist damit die innere
Verwandtschaft beider Arbeitsweisen, wenn auch die gewollten Effekte ganz
verschiedene sind, nämlich hier das maßstäbliche Darstellen wirklicher
Größen, dort die Absicht, das Geplante als Fertiges im Raume vor das
Auge zu bringen.
Das Freihandzeichnen an technischen Schulen soll gar nicht gar so „frei“
getrieben werden, wenigstens
nicht in der Weise, als ob dem
Maler damit Konkurrenz
gemacht werden wollte.
Es soll vielmehr in
gewisser Weise ähnlich
fachlich wie das gebun-
dene Zeichnen gehandhabt
werden.
Dazu gehört in erster
Linie wieder der gleich-
mäßige Strich. Das Auge
projiziert — wenn wir zu-
nächst vom Zeichnen nach
der Natur sprechen — das
Gesehene in seinen Um-
rissen aufs Papier; läßt
es so flächig erscheinen
(Abb. S. 83, unten). Un-
wesentliches oder vom
Lehrer im Interesse der
Gesamterscheinung als
Gewerbeschule, Stuttgart.
Lehrer: Schink, Gnant u. Hofelich
unwesentlich Bezeichne-
tes wird beiseite gelassen.
Arbeiten aus der Schul-
werkstätte für Klempner
Architektonische Rundschau 1914
Seite 81