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BIOGRAPHIE

Herkunfl und frühe Tätigkeit

Der Name des Architekten erscheint, sowohl bei den eigenen Unterschriften wie bei
sonstigen Angaben, in vorwiegend vier Varianten: Rothweil, Rothweil(l)er, Rodweil und
Rodweil(l)er; gelegentlich steht ein y an Stelle des i. Da sich die Schreibweise Rothweil
in der Literatur eingebürgert hat, sei sie beibehalten, obwohl die Form Rodweiler min-
destens ebenso oft in den Akten vorkommt. In der zweiten Jahrhunderthälfte, bei den
Kindern des Künstlers, festigt sich der Name einheitlich zu Rothweil. Seine Vornamen
lauten Julius Ludwig, nicht auch Johann, wie Lohmeyer in seinen Veröffentlichungen
■wiederholt angibt. Der Rufname war Ludwig. Rothweils Konfession war lutherisch. Die
familiären Eintragungen in Weilburg, Arolsen und Pyrmont finden sich stets in evange-
lisch-lutherischen Kirchenbüchern. Es scheint, daß er Glaube und Religion ernst nahm.
Redewendungen wie „wann Gott will“ und „mit Gott“ (Brief 8, 17, 47), der Hinweis
auf ein Pauluswort (Brief 34) und sein Bedauern, in Arolsen nicht die Glocken läuten
2u können (Brief 20), deuten darauf hin. Geburtsort und -datum sind bis jetzt nicht zu
ermitteln. Geboren wurde Rothweil schätzungsweise um 1670/75. Er erbaute dann mit
etwa 25/30 Jahren Schloß Philippsruhe, heiratete mit 70/75 Jahren zum zweiten Mal
und starb kurz vor seinem achtzigsten Lebensjahr.

Die Herkunft ist der unklarste Punkt seines Lebensweges. Die Angabe von Nicolai
(S. 44), er stamme aus Herborn im Nassauischen, ist völlig aus der Luft gegriffen. Schon
Lohmeyer mußte feststellen, daß er als ein fertiger Meister plötzlich auftaucht (Nass.
Lebb. Seite 141). Lohmeyer vermutete (Nass. Lebb. S. 143 und W. Jhb. S. 138), daß
Rothweil von der Kurpfalz nach Weilburg kam. Aber sein Aufenthalt in Neustadt
a. d. H. (siehe unten) war nur eine kurze Zwischenstation. Rothweil ging von Hanau
nach Weilburg. Schloß Philippsruhe ist das älteste für Rothweil nachweisbare Werk.
Woher kam er nach Hanau?

Einige Anzeichen weisen auf das Elsaß. Seit dem Mittelalter gehörte zu Hanau die
elsässische Grafschaft Lichtenberg mit dem Hauptort Buchsweiler. Zur Zeit Rothweils,
als in Hanau Graf Philipp Reinhard regierte, residierte in Buchsweiler dessen Bruder
Johann Reinhard, der nach dem Tode seines Bruders Philipp Reinhard 1712 Hanau und
Lichtenberg wieder vereinigte. In Straßburg besaßen die Hanauer Grafen ein Palais,
das heutige Rathaus. Beim Bau von Schloß Philippsruhe kamen französische Handwer-
ker aus dem Elsaß nach Hanau 2. Vielleicht stammt auch Rothweil von dort. Dann ist
derAusspruch Philipp Reinhards verständlidh, den er in Berlin 1710 vor dem preußischen
König tat: „Er habe diese kleine ouvrage (Philippsruhe) vermittels zweier französischer
sehr experimentierter Baumeister zustande gebracht . . ,“ 3. Es können damit nur Roth-
■*■6!! und Girard gemeint sein (s. u.). Leider ließen sich diese Vermutungen durch archi-
valische Forschungen bisher nicht bestätigen. Im Gebiet von Straßburg und Buchsweiler
ist Rothweil unbekannt 4.

2 Freundliche Mitteilungen von -Herrn Dr. Baron L. Döry.

3 Zitiert u.a. bei Ph. Losch: Kurfürst Wilhelm I. Marburg 1923, S. 78.

4 Freundliche Mitteilungen von Herrn Direktor Hans Haug (Straßburg) und Herrn Prof. Walter
Thieling (BudisweilerV
 
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