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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 14.1938

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Stemmermann, P. H.: Ein Alamannenfriedhof von der Reichsautobahn bei Heidelberg-Kirchheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42535#0083
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Ein Alamannenfriedhof von der Reichsautobahn bei Heidelberg-Kirchheim

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Grab 13. Abb. 2. Männergrab mit Waffenbeigaben, Kopf nach rechts gewandt. Zwi-
schen den Knien lag das Beil, neben dem rechten Fuß die drei Pfeilspitzen.
a) Eisernes Beil geschwungener Form. Länge 15,5 cm.
b) Drei Pfeilspitzen mit geschlitzter Tülle und rhombischem Blatt. Länge 9,1; 9,5 und
10,1 cm.
Grab 14. Abb. 2. Kinöergrab in normaler Rückenlage, Kopf nach rechts gewandt. Die
Funde liegen in der Rähe des rechten Ellenbogens, nur die kleine eiserne Gürtelschnalle
aus dem linken Decken.
a) Eiserne Gürtelschnalle, sehr klein, nur zur Hälfte erhalten. Ergänzte Breite 3 cm,
Länge 2 cm.
b) Bronzene Gürtelschnalle, 2,5 zu 2,6 cm Dm. und
c) Bronzene Riemenzunge, Länge 2,8 cm, Breite 0,9 cm.
ck) Eisernes Messer, dessen Grifsbelag aus Holz durch den Rost z. T. erhalten ist. Länge
13.5 cm.
e) Feuersteinstück mit Schlagspuren, Länge 2,9 cm.
Die Tiefe der Gräber war nicht mehr genau zu ermitteln, da bei Herbeirusung
der Denkmalspflege die obersten Schichten des Erdreichs bereits abgehoben waren.
Grabgruben konnten keine festgestellt werden, auch sonstige Einzelheiten des Grab-
baus hat der lehmige Sandboden nicht bewahrt. Alle Gräber sind mit Ausnahme
von 7, das stark südwest-nordöstlich liegt, genau geostet. Die starke Reihung der
Gräber fällt auf. Bei 1 und 4 ist der Befund in dieser Hinsicht nicht ganz gesichert,
da 1 nur nach den Angaben der Arbeiter eingemessen ist. Die Serie 2, 3, 6 dagegen
ist gesichert und ebenso die Reihe 12, 13, 14. Im letzteren Falle ist diese Reihung
auch ohne weiteres verständlich, denn hier liegt, wie aus den Beigaben hervorgeht,
offenbar eine Familie, Vater, Mutter und Kind bestattet.
Sehen wir von Brandgrab 9 ab, so ist die ungefähre Zeitstellung unserer
Gräber - 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts - auf den ersten Blick klar. Etwaige
Parallelen sucht man zuerst in dem von E. Vogt veröffentlichten Gräberfeld von
Basel/Gotterbarmwegü Einige Gegenstände lassen sich auch ohne weiteres ver-
gleichen. (Beispielsweise Kirchheim 3 b mit Basel XII, 3; Kirchheim 3 t mit Basel
XVIII 3 oder Kirchheim 2c mit Basel XXIX 3 usw.) Diese Parallelen sind jedoch
durchweg Gegenstände von allgemeiner Formgebung oder zeitlich langem Vor-
kommen. Sie sind deshalb für die Chronologie der Kirchheimer Gräber nicht zu
brauchen. Die Fibeln von Basel und Kirchheim aper lassen sich kaum nebenein-
anderstellen, zeigen doch die Kirchheimer Exemplare im ganzen gesehen schlichtere,
aber strengere Formen in der Ornamentierung als die von Basel. Auch die in
Kirchheim zahlreich vorhandenen Bernstein- und Glasperlen sind in Basel seltener.
Gute Parallelen dagegen liefert Württemberg. Den frühesten Eindruck macht unsere
Dreiknopffibel mit schmalem Tierkopf aus Grab 3. Die Knöpfe sind klein, plastisch
und auf der Unterseite abgeflacht, der Kerbschnitt auf Kopfplatte und Fuß kräftig
und sauber. Zu dem streng stilisierten Rankenornament der Kopfplatte findet sich
eine Entsprechung auf einer Fibel von Nagold Z die von anderen Stücken her be-
kannten Ranken sind in der Regel lebhafter bewegt und vielgestaltiger^. Die Na-
golder Fibel datiert Veeck in die Zeit um 452, Werner hält sie für wesentlich
später ü Der Fuß der Kirchheimer Fibel ist von dem des Nagolder Vergleichsstücks
i E. Bogt, Das alamannische Gräberfeld am alten Gotterbarmweg in Basel. Anz. f.
schweiz. Altert.kd. XXXII 1930, 145ff.
? W. Beeck, Die Alamannen in Württemberg, German. Denkmäler der Völkerwan-
derungszeit I, Tas. 21 X 13.
» W. Beeck, a. O. Tas. 21 X 6 u. 21 8 10-14.
P. Werner, Münzdatierte australische Grabsunde, German. Denkmäler d. Völker--
wand.zt. III, 37 Anm. 2.

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