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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Alfs, Josef [Gefeierte Pers.]: Josef Alfs (1910 - 1943)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0015

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In dieser Zeit entstand ein Aufsatz über „Die Gemmen des Alsener Typus und
ihre Verwandten in Hildesheim“ (Zeitsehr. f. Ethn. 70, 1938, 18—23).
Am 1. April 1939 trat Josef Alfs als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und Sach-
bearbeiter der Antiken-Abteilung und der vor- und frühgeschichtlichen Samm-
lung beim Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ein. Nur fünf Monate bis
zum Kriegsausbruch standen ihm zur Einarbeitung in sein neues Betätigungs-
feld zur Verfügung, und als er Anfang November 1939 von einer tückischen
Rippenfellentzündung genesen, seinen Dienst wieder aufnahm, fand er die
seiner Obhut unterstehenden Museumsabteilungen nahezu vollständig verpackt
und evakuiert vor. Bis zur Einberufung zum Heeresdienst (8. 9. 1942) wurde
seine Tätigkeit im Landesmuseum weitgehend durch kriegsbedingte Maßnahmen
wie Luftschutz und Fortführung der Bergungsaktion des Kunstgutes bestimmt.
Immerhin bot sich J. Alfs in dieser Zeit noch die Möglichkeit zur wissenschaft-
lichen Bearbeitung einzelner Denkmäler und Fundgruppen seines Arbeits-
gebietes, so: eines gallo-römischen Tempels bei Bretten (Germania 24, 1940,
128—140); der römischen Skulpturen von Mörsch bei Ettlingen (Germania 25,
1941, 111—120) und einer Zusammenstellung der römischen Denkmäler Baden-
Badens (Die Kunstdenkmäler Badens 11, 1942, 25—46, Stadtkrs. Baden-Baden).
Von seiner Mitarbeit bei der Ausgrabung der römischen Villa von Laufenburg
(Ldkrs. Säckingen) abgesehen, bot sich ihm im Frühjahr 1941 eine letzte Mög-
lichkeit, auch im Gelände seine Spezialkenntnisse anzuwenden bei der Aus-
grabung eines tempelartigen römischen Gebäudes von Oberbronn bei Hagenau
im Unterelsaß (Nachrichtenbl. f. Deutsche Vorz. 19, 1943, 21), dessen Bearbei-
tung ihm, durch äußere Umstände bedingt, nicht mehr gelingen sollte. Nach
kurzem Einsatz an der Ostfront kam er 1943 nach der Genesung von einer dort
erlittenen Verwundung an die Südfront. Ihm, als klassischen und provinzial-
römischen Archäologen war es nicht vergönnt, die Welt der Antike als Wissen-
schaftler für sich zu erschließen; als Soldat beschloß er am 16. Dezember 1943
im besten Alter von nur 33 Jahren sein Leben. Wer ihn aus den wenigen
Jahren seines fachlichen Wirkens kannte, wußte J. Alfs in seiner Sachlichkeit,
seinem fachlichen Streben, seiner Aufgeschlossenheit zu schätzen. Durch den
frühen Tod seiner Eltern nicht durch irdische Güter und Genüsse verwöhnt,
von der hilfreichen Hand seiner einzigen geliebten Schwester unterstützt,
gründete er 1939 seinen eigenen Hausstand und war die wenigen Jahre bis zu
seinem Tode ein sorgender, gütiger und glücklicher Gatte und Vater seiner
Kinder. Seine westfälische Natur, seine Verschlossenheit fast bis zur Wortkarg-
heit, gepaart mit Heiterkeit und Zielstrebigkeit machten ihn als Menschen und
Kollegen wertvoll und uns allen unvergeßlich.
Karlsruhe

Friedrich Garscha
 
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