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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Richard Pittioni, Die urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur]
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Hellmann, Manfred: [Reymond Schmittlein, Etudes sur la nationalité des Aestii]
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Nierhaus, Rolf: [Rezension von: Hermann Schmitz, Stadt und Imperium. Köln in römischer Zeit. Bd. I: Die Anfänge der Stadt Köln und die Ubier]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0355

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Buchbesprechungen

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teres, daß natürlich jeder Autor die Bildauswahl aus seinem besonderen Blick-
winkel heraus trifft. Während so bei Pittioni das Schwergewicht fühlbar auf dem
Mittelmeerraum, Italien und den Donauländern gelegen ist, liegt dieses bei Aberg
auf Nord- und Mitteleuropa, außerdem auf der germanischen Entwicklung seit der
Kaiserzeit. Angesichts solcher, nur zu verständlicher Schwierigkeiten ist die
regionale Art der Darstellung doch wohl vorzuziehen, wie sie etwa Ernst Sprock-
hoff mit seinem „Handbuch der Urgeschichte Deutschlands“ begonnen hat.
Der Text des Pittionischen Buches ist übersichtlich und klar. Jede Zeitgruppe ist
nach systematischen Gesichtspunkten geordnet: In jeweils 7 Abschnitten (Aus-
nahme bei der älteren Steinzeit) wird zunächst der „Begriff“ jeder Zeitgruppe
formuliert. Es folgt die „Gliederung“ der einzelnen Kulturen. Diese werden danach
im besonderen abgehandelt und nach ihrem Inhalt besprochen. Weitere Kapitel
sind der „Chronologie“ sowie der „Herkunft und Verbreitung“ gewidmet. Zwei Schluß-
kapitel handeln über „Materielle und geistige Kultur“ sowie über das „Volkstum“
der untersuchten Kulturen. Die siebenfache Wiederholung dieses Turnus wirkt zu-
nächst etwas starr, erweist sich jedoch als durchaus zweckmäßig.
Gemäß der Ankündigung im Vorwort ist die Darstellung im allgemeinen streng
referierend, wobei es dem Verfasser darauf ankommt, den „Stand der Forschung“
wiederzugeben. Es ist sein gutes Recht, dabei auch seine persönliche Meinung zu
vertreten, die sehr geschickt von Fall zu Fall mit eingearbeitet ist. Daß man die
Pittionische Darstellung in vielen Fällen auch in etwas anderer Sicht sehen kann,
ist bei einem so umfassenden Stoff nur natürlich und bedarf keiner besonderen
Begründung.
Alles in allem scheint uns das Pittionische Buch ein neuer dankenswerter Beitrag
zu einem besonders schwierigen Thema zu sein, der seine Wirkung sicherlich nicht
verfehlen wird. Wolfgang Kimmig
Reymond Schmittlein: Etudes sur la nationalite des Aestii. I. Toponymie Li-
tuanienne. Bade, Editions Art et Science, 1948. 319 S.
Waren die Aestii des Pytheas, Plinius d. Ä. und Tacitus Germanen, Balten oder
Finnen? Dieses Problem will der Verfasser einer Lösung näherbringen (S. 66), in-
dem er von den Ortsnamen (im weitesten Sinne) ausgeht und versucht, verschie-
dene sprachliche Schichten gegeneinander abzugrenzen. Nachdem er einen Überblick
über die Quellen gegeben (S. 53—66), den Forschungsstand kurz gekennzeichnet
hat (S. 69—83), behandelt er im ersten Teil die Ortsnamen allgemeineuropäischer
bzw. indogermanischer (S. 87—188), im zweiten die Namen finnischer bzw. altai-
ischer (S. 191—229), endlich im dritten die Ortsnamen germanischer Herkunft
(S. 233—276) und in einem Anhang (Tentatives de denationalisation, S. 279—285)
die Ortsnamenumbenennungen im östlichen Ostpreußen im Jahre 1938 und nach
der Annektion durch die Sowjetunion. Allerdings erscheint es gewagt, aus diesen Ver-
waltungsmaßnahmen moderner Bürokratie auf die allmähliche Umbildung slawischer
u. a. ON. in der Kolonisationszeit des späten Mittelalters bzw. der frühen Neuzeit
rückzuschließen. (S. 284). Wir kennen aus dem östlichen Ostpreußen den umgekehr-
ten Fall, daß ON., die die preußische Verwaltung einführte, zu litauischen umge-
bildet wurden (Tatimsdorf Tatamischken). — Der vorliegende Band, dem drei
weitere folgen sollen, hat eine Auswahl von etwa 1800 ON. (einschließlich der Ge-
wässernamen) aus dem litauischen Ortsnamenbestande verwertet. Da dem Ver-
fasser, der von 1934—1938 Lehrbeauftragter an der litauischen Staatsuniversität in
Kaunas war, die gesammelten Materialien verloren gegangen sind, so beschränkt
er sich auf ein ausführliches Referat der in der Literatur behandelten ON. Damit
wird ein Material ausgebreitet, das in dieser Fülle heute in Deutschland kaum
greifbar sein dürfte. Sehr wertvoll sind die Kartenbeigaben aus nahezu allen wich-
tigen sprachwissenschaftlichen und vorgeschichtlichen Arbeiten, die zur Illustrierung
des im Text über die Herkunft der behandelten ON. Gesagten dienen. Über diese
selbst dürfte im einzelnen noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.
Manfred Hellmann
Hermann Schmitz: Stadt und Imperium. Köln in römischer Zeit. Bd. I: Die
Anfänge der Stadt Köln und die Ubier. Köln. Kölner Universitätsverlag Balduin
Pick 1948. 208 S., 11 Abb.
 
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