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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Wahle, Ernst; Weick, Erich [Honoree]: Erich Weick († 5. Mai 1946)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0032

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Dieses Schmuckkästchen auszubauen und für den Unterricht zu nutzen, ist
Stadtpfarrer Weick bis an sein Lebensende niemals müde geworden. Schon bei
Antritt seines Pflegeramtes bestand der Verein für Heimatpflege eigentlich nur
noch aus ihm allein, und es war ihm selbstverständlich, wo staatlicher Zuschuß
nicht ausreichte, mit eigenen Mitteln zu helfen. Dies gilt sowohl von der Ein-
richtung der Sammlung wie ihrer Vermehrung, und so ist das Museum in
seiner heutigen Gestalt auch in finanzieller Hinsicht weitgehend das Werk des
Dahingegangenen.
Für Tausende ist es ein Erlebnis geworden, von ihm durch diese Sammlung
geführt zu werden. Eine vortreffliche Kenntnis des Bezirkes, ein weitreichendes,
in einigen Auslandsreisen vertieftes Wissen, und eine pädagogische Begabung
vereinigten sich in ihm in glücklicher Weise. Aber wie er hier eine unermüd-
liche Kleinarbeit leistete, so ruhte er andererseits auch nicht, über den Denk-
mälern im Bezirk zu wachen.
So reichte seine Tätigkeit weit über das Museum und die Stadt Tauberbischofs-
heim hinaus, und die Freunde der wissenschaftlichen Heimatkunde waren froh
den Bezirk bei ihm in guten Händen zu wissen. Wenn die Abteilung Ur- und
Frühgeschichte des Badischen Denkmalrates im Sommer 1937 ihre Jahrestagung
in Wertheim und Tauberbischofsheim abhielt, dann galt dieser Besuch in erster
Linie dem Dahingegangenen, der damit einen der Höhepunkte seines ehren-
amtlichen Schaffens erlebte. Doch konnte es schon damals für den tiefer
Blickenden nicht zweifelhaft sein, daß diesem Wirken in absehbarer Zeit eine
Grenze gesetzt werde. 1940 wurde E. Weick mit einem an das Landratsamt
gerichteten Schreiben des Unterrichtsministeriums bekannt gemacht, nach wel-
chem die NSDAP, die Mitgliedschaft aller Bezirkspfleger verlange und Stadt-
pfarrer Weick somit ersucht werden müsse, um seinen Rücktritt zu bitten. Ein
Handschreiben des Unterrichtsministers, das den Dank für zehn Jahre erfolg-
reicher Tätigkeit aussprach und sich eines warmen Tones bediente, auch von
dem Geschenk zweier größerer Bücher begleitet war, konnte über das Pein-
liche des Vorgangs nicht hinweghelfen. Es blieb dem feinen Taktgefühl des
Nachfolgers im Ehrenamt Vorbehalten, diesen in der Stille weiter wirken zu
lassen und sich selbst auf die Vertretung der denkmalpflegerischen Interessen
gegenüber den Behörden zu beschränken. Die letzte Tätigkeit des Verblichenen
war die Wiederaufstellung der vor den Kriegsereignissen in Sicherheit ge-
brachten Sammlung; zu früh aber ging er dahin, um eine Wiedereinsetzung in
sein Amt zu erleben.
An dem Grabe hat der Unterzeichnete den Dank all derjenigen zum Ausdruck
gebracht, welche um seine Arbeit wußten und auch in Zukunft von ihr zehren
werden.

Heidelberg

Ernst Wahle
 
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