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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Wielandt, Friedrich: Ein fränkischer Triens aus Rheinsheim, Ldkrs. Bruchsal
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0110

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106

F. Wielandt

beerkranz ist hier zum Ring degeneriert und von Palmzweig und Schleier-
gewand sind nur Restfiguren zu erkennen, die beweisen, daß der Stempel-
schneider seine Vorlage nicht mehr recht zu deuten wußte. Der dicke Strich
hinter dem letzten I der linken Umschrifthälfte VICTORI und der Knollen
unter dem Arm der Göttin gehen auf den Palmzweig, die nach unten gebogenen
Linien über ihrem Knie auf die Gewandung zurück. Unter dem Stern verbirgt,
sich das A von AVGVSTORVM.
Stilvergleichung mit entsprechenden Geprägen ergab, daß der Triens den ersten
Merowingern zuzuschreiben ist, deren Ausmünzungen gleich nach der Über-
windung der Westgoten und der Einnahme ihrer Hauptstadt Tolosa durch
Chlodwig im Jahr 508 einsetzen. Chlodwig und nach ihm seit 511 seine vier
Söhne münzten zunächst auf den Namen des Kaisers Anastasius (491—518) und
nach dessen Tod auf den des Justinus. Die fränkischen Justinustrienten sind
an sich nicht selten, wurden aber bisher meist den Westgoten zugeschrieben.
Nach W. Reinhart3) unterscheiden sich die fränkischen Trienten von den west-
gotischen durch die hagere Kaiserbüste mit dem Kreuz auf der Brust, das auf
den Münzen der arianischen Westgoten dieser Zeit mit ihrer mehr und mehr
ins Verzerrte gezüchteten Stilisierung fehlt. Es wurde wohl von Chlodwig nach
seinem Übertritt zum katholischen Christentum eingeführt4). Reinhart unter-
scheidet zwei Typen, zu deren älterem unser Triens gehört; dem jüngeren, als
pseudoromanisch bezeichneten, liegt die Victoria in Vorderansicht und eine
mehr gedrungen dargestellte Kaiserbüste zugrunde. Der erstere ist noch in
verhältnismäßig wenigen, der letztere dagegen in zahlreichen Münzstätten des
ausgedehnten Reiches geprägt worden, wovon der Fund aus St. Marguerite bei.
Monneren unweit Metz einen Eindruck gibt5).
Unser Triens steht zwar den früheren Westgotenmünzen stilistisch noch recht
nahe 6), unterscheidet sich aber doch vorteilhaft durch die noch recht gefällige,
in weicher Strichtechnik gehaltene Ausführung der Kaiserbüste von dem ent-
sprechenden eckig, steif und in Punkttechnik gestalteten westgotischen Münzbild.
Unter den von Reinhart (a. a. O.) zusammengestellten frühesten Merowinger-
geprägen finden sich denn auch Parallelstücke, denen sich unser Triens anreihen
läßt, so besonders Nr. 34 auf Tafel 3 mit der Umschrift 0 N IVSTIN ... NS
PPVAC und VICTOI ACVSTOR im Gewicht von 1,37 g und 1,40 g (Paris, Ma-
drid, Stuttgart). Dazu gehören vergleichsweise auch die Nrn. 25 und 30, doch
kommen die gleichen Rückseiten auch schon auf Trienten des Anastasius vor.
An oberrheinischen Funden fränkischer Justinusnachprägungen ist bisher nur
der Triens aus Weinheim bekannt7), der jedoch eine mehr vergröberte Entwick-
lungsstufe darstellt und daher etwas jüngeren Alters ist. Dagegen sind stil-
verwandt der ebenfalls gehenkelte und 1,31 g schwere Triens aus Wielands-

3) W. Reinhart, Die früheste Münzprägung im Reiche der Merowinger, Deutsches
Jahrb. f. Numismatik 2, 1939, 37 ff.
4) S. Fuchs, Die langobardischen Goldblattkreuze (1938).
5) W. Reinhart a. a. O., Taf. 4.
6) W. Reinhart, Die Münzen des westgotischen Reiches von Toledo, Deutsches Jahrb.
f. Numismatik 3/4, 1940/41, Taf. 7, Nr. 16—19.
7) E. Wagner, Fundstätten und Funde 2 (1911) 255 f. und J. Werner, Münzdatierte
austrasische Grabfunde (1935) M 62.
 
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