Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

DOI Artikel:
Garscha, Friedrich; Hammel, Karl; Kimmig, Wolfgang; Kraft, Georg; Schmid, Elisabeth: Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0178

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

F. Garscha, K. Hammel, W. Kimmig, G. Kraft (f), E. Schmid

landschaften vertreten sind, daß also die frühmittelalterliche Keramik eines
großen Gebietes weitgehend einheitliche Züge trägt. Die Merdinger Tonware
gibt also gewissermaßen einen Ausschnitt, der nur in diesem größeren Zusam-
menhang gesehen werden darf.
Die Keramik aus Merdingen wirkt im ganzen erstaunlich einheitlich, wenn auch
die Randprofile im einzelnen stark variieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die
verbreiterten Randabschlüsse mit ihren abwechslungsreichen Bildungen, wäh-
rend daneben die einfachen Ränder mehr in den Hintergrund treten.
Der verbreiterte, waagrecht oder schräg liegende Randabschluß ist der ganzen
romanischen Periode eigen. Er bildet das natürliche Abschlußglied der rund-
lichen und rundlich-eiförmigen Töpfe und steht in klarem Gegensatz zu dem
senkrecht abgestrichenen, meist noch unterschnittenen Rand der mehr ge-
streckten, frühgotischen Töpfe, wie sie etwa auf dem Lützelhardt bei Lahr
herausgekommen sind.
Vergleichen wir innerhalb der romanischen Periode die Merdinger Randprofile
sowie entsprechende Typen von Breisach, Stadtteil Hochstetten und Efringen-
Kirchen einmal mit den vorausgehenden ottonischen Formen und zum andern
mit den nachfolgenden staufischen, so läßt sich beobachten, daß in ottonischer
Zeit (also etwa in Ladenburg und Mannheim, Stadtteil Seckenheim) eine
größere Vielgestaltigkeit der Randbildung wie der Gefäßzier vorherrscht. In
stauüscher Zeit dagegen beginnen die Ränder mehr auszuladen, gleichzeitig
werden sie plastischer, was sich sowohl auf dem Lützelhardt wie vereinzelt
auch schon in Breisach, Stadtteil Hochstetten und Efringen-Kirchen zeigt.
Die Merdinger Tonware, sowie die entsprechenden Scherbengruppen von Brei-
sach, Stadtteil Hochstetten und Efringen-Kirchen nehmen demgegenüber eine
Mittelstellung ein. Die salische Zeit schätzt bei aller Klarheit und Prägnanz in
der Randbildung doch eine größere Schlichtheit.
Die ins Auge springende Einheitlichkeit der Merdinger Tonware darf sicher-
lich als Zeichen dafür angesehen werden, daß die Benutzung der Siedlung nur
von begrenzter Dauer gewesen ist. Als obere Zeitmarke wird man die spät-
ottonische Epoche ansehen dürfen, was besonders die Untersuchung der „Son-
derformen“ ergab. Einen festen zeitlichen Ansatzpunkt gewinnen wir vor allem
durch die von S. Loeschcke bekannt gegebene, auf 1136 datierte Keramik von
Speicher im Kreise' Bitburg, die sich nach gewissen Randbildungen unmittel-
bar mit entsprechenden Stücken von Merdingen vergleichen läßt. Eine
untere Zeitgrenze hat die teilweise Ausgrabung der Ruine Lützelhardt bei
Seelbach, Ldkrs. Lahr, durch K. Hammel erbracht, wo sich Merdinger Formen
schon mit frühstaufischen berühren.
Man wird aus all dem den Schluß ziehen dürfen, daß die Siedlung von Mer-
dingen in salischer Zeit, also etwa von 1050—1150 bestanden haben wird.

Die übrigen Kleinfunde:
Im Bereich der Merdinger Siedlung wurde eine Anzahl Gerät aus Eisen, Bronze
und Knochen gefunden, die im folgenden beschrieben werden. Es handelt sich teil-
weise um Streufunde, die wohl zu dem Dorfe, nicht aber einem bestimmten Fund-
punkt zugerechnet werden können, größtenteils aber um Funde aus den untersuchten
Brunnen und einzelnen Gräben, jedoch nur vereinzelt aus Hausgruben.
 
Annotationen