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Fundschau 1944—1948: Jungsteinzeit
der Burgruine Sponeck ein Hockergrab der Michelsberger Kultur angeschnit-
ten. Die Skelettreste lagen in einer nicht mehr klar abgrenzbaren Grube von
etwa 1,5 zu 1,5 m Dm. Die Wände schienen annähernd senkrecht gewesen zu
sein, so daß mit der Möglichkeit eines richtigen Grabschachtes gerechnet wer-
den kann. Das Skelett lag etwa horizontal in ca. 1,9 m Tiefe, der Kopf be-
fand sich 0,2 m höher.
Die Grubenfüllung bestand im Südteil aus gelbbraunem Lehm der überlagern-
den Humuszone, im Nordteil aus einer ziemlich einheitlich grauen Masse, die
an einer Stelle einige; Holzkohlenreste enthielt.
Das Skelett eines erwachsenen Mannes war verhältnismäßig gut erhalten. Es
lag auf der rechten Seite mit Blick nach Norden. Der Oberkörper lag auf dem
Rücken, Ober- und Unterschenkel waren fast parallel zusammengezogen und an
den Körper herangedrückt. Gewaltsame Verschnürung scheint unter diesen
Umständen wahrscheinlich. Der linke Oberarm lag waagrecht zum Oberkörper,
der Unterarm war fast rechtwinklig abgebogen. Die linke Hand war unter den
rechten Unterarm geschoben. Der rechte Arm war gleichfalls vom Körper ab-
gewinkelt, es hatte den Anschein, als ob dabei die rechte Hand unter dem
Kopf lag. Der leider zertrümmerte Schädel wies starke Supraorbitalwülste auf.
65 cm von den Füßen entfernt befand sich hart am Westrand der Grube ein
Gefäß, das hochkant in der Grubenwand steckte. Wenige Zentimeter unterhalb
der Füße befand sich eine Anhäufung von Knochenstückchen, die keinerlei Zu-
sammenhang mit dem Skelett aufwies.
Die stark zerbrochenen Knochenstücke stammen von einem menschlichen
Skelett, ferner vom Schwein. Ein Zahn gehörte einer Ziege oder einem Schaf
an.
Funde:
Schöpfkellenartiges Gefäß mit ausgezogenem Griff und rundem Boden, dun-
kelbraun, im Bruch schwarz, H. 6 cm (Taf. 34, A).
Das Jechtinger Grab ist nach unserer Kenntnis die erste Bestattung der Mi-
chelsberger Kultur, die mit Recht als eine solche angesprochen werden kann.
In Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 112 ff. ist auf die merkwürdige Tatsache hin-
gewiesen worden, daß weder die „Gräber“ auf dem Michelsberg bei Unter-
grombach, Ldkrs. Bruchsal, noch verwandte Erscheinungen im Elsaß, in der
Pfalz und in Rheinhessen den Namen einer echten Bestattung verdienen, da
die Grabungsbefunde eher für Verlochungen in Abfallgruben sprechen. In
Jechtingen jedoch ist kaum ein Zweifel möglich. Zwar ist die leider nur un-
vollkommen beobachtete Grube ihrer Form nach für ein Einzelgrab unge-
wöhnlich groß, doch entspricht die einwandfreie Hockerlage und die Gefäß-
beigabe am Fußende des Toten den üblichen jungsteinzeitlichen Gepflogen-
heiten. Vor allem aber fehlen in Jechtingen die sonst immer beobachteten
Schuttfüllungen wie Scherben, Hüttenlehm, gebrannte Lehmrückstände und
Tierknochen, die den bisher bekannten Michelsberger „Bestattungen“ stets
eigentümlich waren. Das Schöpfkellengefäß gehört zu den Leitformen des Mi-
chelsberger Kreises und scheint als solches auch den häufig zu beobachtenden
regionalen Sonderentwicklungen kaum unterworfen gewesen zu sein. Für den
Typus vgl. man W. Buttler im „Handbuch der Urgesch. Deutschlands“ 2, Taf.
18, 5 und 83 Abb. 31, 18—20. Gute Vergleichsstücke liegen aus unserem Ge-
biet aus Munzingen vor (Bad. Fundber. 17, 1941—1947, Taf. 35, 7. 11).
Mtbl. 96 Sasbach. — Verbleib: MfU. Freiburg. (Sydow, Kimmig)
Fundschau 1944—1948: Jungsteinzeit
der Burgruine Sponeck ein Hockergrab der Michelsberger Kultur angeschnit-
ten. Die Skelettreste lagen in einer nicht mehr klar abgrenzbaren Grube von
etwa 1,5 zu 1,5 m Dm. Die Wände schienen annähernd senkrecht gewesen zu
sein, so daß mit der Möglichkeit eines richtigen Grabschachtes gerechnet wer-
den kann. Das Skelett lag etwa horizontal in ca. 1,9 m Tiefe, der Kopf be-
fand sich 0,2 m höher.
Die Grubenfüllung bestand im Südteil aus gelbbraunem Lehm der überlagern-
den Humuszone, im Nordteil aus einer ziemlich einheitlich grauen Masse, die
an einer Stelle einige; Holzkohlenreste enthielt.
Das Skelett eines erwachsenen Mannes war verhältnismäßig gut erhalten. Es
lag auf der rechten Seite mit Blick nach Norden. Der Oberkörper lag auf dem
Rücken, Ober- und Unterschenkel waren fast parallel zusammengezogen und an
den Körper herangedrückt. Gewaltsame Verschnürung scheint unter diesen
Umständen wahrscheinlich. Der linke Oberarm lag waagrecht zum Oberkörper,
der Unterarm war fast rechtwinklig abgebogen. Die linke Hand war unter den
rechten Unterarm geschoben. Der rechte Arm war gleichfalls vom Körper ab-
gewinkelt, es hatte den Anschein, als ob dabei die rechte Hand unter dem
Kopf lag. Der leider zertrümmerte Schädel wies starke Supraorbitalwülste auf.
65 cm von den Füßen entfernt befand sich hart am Westrand der Grube ein
Gefäß, das hochkant in der Grubenwand steckte. Wenige Zentimeter unterhalb
der Füße befand sich eine Anhäufung von Knochenstückchen, die keinerlei Zu-
sammenhang mit dem Skelett aufwies.
Die stark zerbrochenen Knochenstücke stammen von einem menschlichen
Skelett, ferner vom Schwein. Ein Zahn gehörte einer Ziege oder einem Schaf
an.
Funde:
Schöpfkellenartiges Gefäß mit ausgezogenem Griff und rundem Boden, dun-
kelbraun, im Bruch schwarz, H. 6 cm (Taf. 34, A).
Das Jechtinger Grab ist nach unserer Kenntnis die erste Bestattung der Mi-
chelsberger Kultur, die mit Recht als eine solche angesprochen werden kann.
In Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 112 ff. ist auf die merkwürdige Tatsache hin-
gewiesen worden, daß weder die „Gräber“ auf dem Michelsberg bei Unter-
grombach, Ldkrs. Bruchsal, noch verwandte Erscheinungen im Elsaß, in der
Pfalz und in Rheinhessen den Namen einer echten Bestattung verdienen, da
die Grabungsbefunde eher für Verlochungen in Abfallgruben sprechen. In
Jechtingen jedoch ist kaum ein Zweifel möglich. Zwar ist die leider nur un-
vollkommen beobachtete Grube ihrer Form nach für ein Einzelgrab unge-
wöhnlich groß, doch entspricht die einwandfreie Hockerlage und die Gefäß-
beigabe am Fußende des Toten den üblichen jungsteinzeitlichen Gepflogen-
heiten. Vor allem aber fehlen in Jechtingen die sonst immer beobachteten
Schuttfüllungen wie Scherben, Hüttenlehm, gebrannte Lehmrückstände und
Tierknochen, die den bisher bekannten Michelsberger „Bestattungen“ stets
eigentümlich waren. Das Schöpfkellengefäß gehört zu den Leitformen des Mi-
chelsberger Kreises und scheint als solches auch den häufig zu beobachtenden
regionalen Sonderentwicklungen kaum unterworfen gewesen zu sein. Für den
Typus vgl. man W. Buttler im „Handbuch der Urgesch. Deutschlands“ 2, Taf.
18, 5 und 83 Abb. 31, 18—20. Gute Vergleichsstücke liegen aus unserem Ge-
biet aus Munzingen vor (Bad. Fundber. 17, 1941—1947, Taf. 35, 7. 11).
Mtbl. 96 Sasbach. — Verbleib: MfU. Freiburg. (Sydow, Kimmig)