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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Buchbesprechungen
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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Hermann Müller-Karpe, Hessische Funde von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter]
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Ernst Ochs, Umlaut von a > altdeutsch ei? Neuphil. Mitteilungen, Helsinki 1948]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0351

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Buchbesprechungen

347

Kurz vor seiner Übersiedlung nach München hat der Begründer der „Schriften zur
Urgeschichte“ ein zweites Heft herausgebracht, das als Ergänzung zu einer Kas-
seler Ausstellung „Ur- und Frühgeschichte Hessens“, zugleich aber auch als Ab-
schiedsgabe an den aus Deutschland scheidenden 1. deutschen Ordinarius für Vor-
geschichte, Professor Dr. Gero Merhart v. Bernegg, Marburg, gedacht ist. Die Ini-
tiative des Herausgebers ist umso mehr zu begrüßen, als gerade Hessen längst
einen zentralen urgeschichtlichen Anzeiger verdient hätte. Mit dem neuen Heft
wird auch die schon 1926 im gleichen Verlag erschienene vorzügliche Inventararbeit
von O. Kunkel „Oberhessens vorgeschichtliche Altertümer“ in glücklicher Weise
ergänzt.
Von den 9 vorgelegten Einzelarbeiten entstammen allen 6 der Feder des Ver-
fassers, eine weitere der seiner Frau, ein schönes Beispiel gemeinsamer Berufs-
arbeit. A. Luttrop und Gisela Freund legen acheulartige Faustkeile aus der
Gegend von Ziegenhain vor, die, als erste sichere Paläolithfunde Hessens, eine
Brücke zu den jüngst von K. H. Jakob-Friesen veröffentlichen Funden aus dem
Leinetal bei Hannover schlagen (August Lax, Hildesheim 1949). — Sehr erwünscht
ist die Vorlage untermainischer Bronzezeitkeramik, die aus Siedlungen stammt
und die einen recht frühen, auf Adlerbergtradition zurückgehenden Eindruck
macht. — Unter zwei südhessischen Griffplattenschwertern interessiert vor allem
ein Schwert vom Keszthely-Typ aus Hochstadt, das, etwa zusammen mit der Rad-
nadel mit viereckigem gewellten Schaft aus Langenlonsheim (W. Dehn, Katalog
Kreuznach Abb. 17, 6) die ostalpin-westungarischen Verbindungen zu Beginn der
Hügelgräberbronzezeit unterstreicht. — Die Vorlage der in Kassel befindlichen
Funde der nordhessischen Urnenfeldergruppe weckt betrübliche Erinnerungen an
die von K. Naß (t) seit langem vorbereitete Arbeit über den Gesamtbestand dieser
für das Verständnis der süddeutschen Urnenfelder so wichtigen Nordgruppe. Wir
v/issen nichts Genaueres über den Verbleib der Naß’schen Arbeit, hätten aber doch
gehofft, daß sich der sachkundige Herausgeber um sie angenommen und sie, mit
den notwendigen Ergänzungen versehen, als posthumes Werk etwa in der Art
der „Hanauer Urnenfelder“ vollständig herausgegeben hätte. So nimmt die Teil-
vorlage vieles vorweg, was ein Erscheinen der Naß’schen Arbeit möglicherweise
illusorisch machen kann. Was die Funde selbst anbelangt, so schließt sie Verf.
einleuchtend an die Friedberger und Hanauer Urnenfelder an, betont jedoch ihre
Eigenwilligkeit, was sich in der Tonware sowohl (häufiges Auftreten von Doppel-
koni) wie im Grabritus (Hügel mit Steinkränzen) äußert. —• Wichtig ist ferner die
Vorlage des frühlatenezeitlichen Wagengrabes von Horhausen (Unterlahn), von dem
meist nur die Henkelattache der Schnabelkanne abgebildet worden ist. — In den
gleichen Zeitabschnitt gehören Gräber der Hanauer Gegend mit Tonflaschen,
darunter solche mit „Braubacher“ Kreisstempelzier, ein Motiv, das vornehmlich
in der Mittelgebirgszone vom Hunsrück bis hinüber nach Böhmen und weiter nach
Ungarn in Erscheinung tritt. Zur Herkunftsfrage dieses Ornaments, das entgegen
der Ansicht des Verf. doch wohl aus südlichen Bereichen stammen dürfte, wird
wohl in Kürze von anderer Seite Stellung genommen werden. Das schwarz-rot be-
malte Gefäß der Marnekultur von Langenselbold, z. Zt. wohl der östlichste Ver-
treter dieser wichtigen Gruppe, ist neuerdings von W. Dehn in größerem Zu-
sammenhang behandelt worden (Reineckefestschrift 33 ff.). —• Es folgen zwei reiche
fränkische Waffengräber aus der Hanauer Gegend, die durch langobardischen Im-
port (koptische Bronzeschale) sowie durch eine frühkarolingische Flügellanzenspitze
der Zeit um 700 zugewiesen werden können. — Renate M.-K. bespricht abschlie-
ßend die Emailscheibenfibel mit Christusdarstellung (?) vom Büraberg bei Fritzlar.
Alles in allem ein inhaltsreicher Band, dessen Papier allerdings wie schon bei
Band 1 sehr zu wünschen übrig läßt.
Wolfgang Kimmig
Ernst Ochs: Umlaut von a > altdeutsch ei? Neuphil. Mitteilungen, Helsinki
1948, 5—6, 133—135.
In diesem kleinen Aufsatz befaßt sich der Verfasser mit dem Wandel, den der
Name des Dorfes Sölden (Ldkrs. Freiburg) durchgemacht hat, und der heute noch
in den verschiedenen Aussprachen der Nachbarorte erkennbar ist.
 
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