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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Buchbesprechungen
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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Christian Pescheck, Lehrbuch der Urgeschichtsforschung]
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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Richard Pittioni, Die urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0353

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Buchbesprechungen

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Urgeschichte zu sprechen. Und doch fragt man sich beim Lesen in steigendem
Maße, für welchen Leserkreis das Buch eigentlich geschrieben worden ist, und wel-
cher Personenkreis seinen Nutzen daraus ziehen soll. Von dem ausgebildeten Fach-
mann muß man verlangen, daß er von diesen Dingen Kenntnis hat. E r weiß zu
gut aus einer langjährigen Praxis, daß es für eine Ausgrabung keine Norm geben
kann, daß sich diese vielmehr immer nach den jeweiligen Fundverhältnissen rich-
ten muß. Ausgraben kann man nicht aus einem Buche erlernen, es muß erlebt und
stets von neuem errungen werden! Der Verfasser selbst spricht davon, daß ein
festes Schema nicht gegeben werden kann, und daß eine Ausgrabung nur von einem
erfahrenen Fachmann durchgeführt werden sollte. Ein anderer Personenkreis
kommt aber nicht in Frage, auch nicht die Studenten, die ihre Erfahrungen am
besten auf Lehrgrabungen ihrer Institute sammeln werden.
Gleiches gilt etwa für Fragen der Konservierung. Der interessierte Laie oder der
Student wird kaum jemals zu eigener Konservierung Vordringen, und für den
Fachmann sind die gegebenen Hinweise zu allgemein, da sie sich nicht auf selbst
erarbeitete Erfahrungen gründen, sondern aus den verschiedensten Berichten zu-
sammengestellt sind. Dies scheint uns im übrigen der Kern des Problems zu sein:
Ein Lehrbuch wie das vorliegende sollte eigentlich von einem am Ende eines
reichen Lebens stehenden Forscher geschrieben werden, der Rückschau hält und
der Bilanz zieht aus der Summe seiner in langjähriger Praxis gesammelten Er-
fahrungen. Wohlgemerkt seiner eigenen Erfahrungen, die sich im Laufe seiner
Tätigkeit bewährt haben, und die er weitervermitteln möchte. Daß ein solches Buch
bisher noch nicht erschienen ist, ist zweifellos zu bedauern und erklärt die sicher-
lich gute Absicht des Verfassers, hier eine Lücke zu schließen. Vielleicht ist es aber
auch deshalb nicht geschrieben worden, weil man die Größe der Aufgabe scheute.
Was wir am Beispiel der Ausgrabung und Konservierung zu zeigen versuchten,
gilt auch für die übrigen Kapitel des Buches. Die Form der Materialaufnahme sollte
jedem Forscher selbst überlassen bleiben, genau so wie es unseres Erachtens kaum
angeht, Normen für die Art und Weise der wissenschaftlichen Veröffentlichung
aufzustellen. Dies scheint uns ein Eingriff in die freie Forschertätigkeit selbst zu
sein. Es wird immer gute und schlechte Fundvorlagen geben, aber damit müssen
wir uns eben abfinden. Das Pescheck’sche Buch ist zweifellos von bestem Wollen
getragen, aber es haftet ihm eine gewisse Unbekümmertheit an, die Dinge doch
einfacher zu sehen als sie in Wirklichkeit sind. Das kann manchmal sogar zu Pein-
lichkeiten führen, so etwa, wenn über die anzuwendende Taktik gegenüber der
ländlichen Bevölkerung gesprochen wird (S. 64 oben). Man frägt sich, wie dieser
Leserkreis auf solche Bemerkungen reagieren wird. Oder aber, wenn von den
„Zeitgenossen“ gesprochen wird (S. 124), die mit ihren Publikationen zu lange auf
sich warten lassen. Auch die — sicher wohlgemeinten — Ratschläge für einen zu
haltenden Vortrag könnten von manchem als Bevormundung aufgefaßt werden.
Sehr nützlich ist die Zusammenstellung des wichtigsten europäischen Schrifttums,
wobei vor allem die reichliche Aufzählung östlicher Werke von vielen dankbar
begrüßt werden wird. In Einzelheiten ist die Liste allerdings ergänzungsbedürftig,
wobei nicht verkannt wird, daß es schwierig ist, eine richtige Abgrenzung zu
finden. Immerhin hätte man, um das Beispiel Frankreich herauszugreifen, ge-
wünscht, daß folgende Zeitschriften und Einzel werke Aufnahme gefunden hätten:
Das Bull. Champenoise, das Bull, illustre de L’Est de la France, das Bull. Chatil-
lonais, das Bull. Normanaes, d’Etudes prehistoriques, die Gallia, die Materiaux ...
pour l’Histoire de l’Homme und an Einzelwerken die Arbeiten von Benard le Pon-
tois, F. Henri, A. Hure, Louis, Morel (Album Caranda), Naue, Piroutet, le Rouzic,
Salin und Schaeffer, um nur die wichtigsten zu nennen. Auch die Bibliographie
generale von R. Montandon hätte nicht fehlen dürfen.
Alles in allem ein Buch, dessen Nützlichkeit grundsätzlich bejaht werden muß,
über dessen Form und Abfassung jedoch geteilte Meinung bestehen kann.
Wolfgang Kimmig
Richard Pittioni: Die urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur.
Franz Deuticke, Wien 1949, 368 S., 141 Abb. im Text.
Eine der schwer zu beantwortenden Fragen, die aus studentischem Kreise sowohl
wie aus den Reihen eines interessierten Publikums an den Universitätslehrer
herangetragen wird, ist die nach einer verständlichen, einprägsamen und zugleich
 
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