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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Buchbesprechungen
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Otto Vogelgesang, Der mittelsteinzeitliche Wohnplatz Bollschweil bei Freiburg im Breisgau]
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Lothar F. Zotz, Vormenschen, Urmenschen und Menschen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0357

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Buchbesprechungen

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Der ausführlichen Beschreibung und Besprechung der Funde schickt der Verf. einen
Überblick über den Stand der Mittelsteinzeitforschung voraus. Diese gründliche Zu-
sammenstellung vermittelt ein lebhaftes Bild vom urgeschichtlichen Geschehen zwi-
schen Alt- und Jungsteinzeit, wie man es sich nach dem heutigen Wissensstand vor-
stellen kann.
Da das Fundgut von Bollschweil nur an der Oberfläche ständig benützter Äcker
aufgelesen wurde, sind stratigraphische Methoden zu seiner zeitlichen Gliederung
nicht anwendbar. Es gelang dem Verf. aber, deutliche Unterschiede im Geräte-
inventar der einzelnen Fundplätze auf dem Gelände so zu gliedern, daß eine zeit-
liche Folge dieser verschiedenen Wohnplätze erkennbar wurde. So entspricht
Fundplatz A = Epipaläolithikum, Stielspitzengruppe
Fundkomplex B = Früh- und Mitteltardenoisien
Fundplatz C = Jurakultur
Die einzelnen Geräte hat der Verfasser nicht nur nach ihrer Form, sondern auch
auf ihre technische Verwendung und auf ihr Material hin untersucht, dessen Arten
und natürliches Vorkommen er ausführlich beschreibt.
Die Benützung des Buches zur wissenschaftlichen Arbeit wird leider dadurch er-
schwert, daß mehrfach längst beschriebene Beobachtungen in einer Breite dar-
gelegt werden (z. B. Technik der Feuersteinbearbeitung), die den Fundstoff un-
nötig belasten. Dagegen hätte das Buch noch gewonnen, wenn der Verfasser seine
mühevollen Untersuchungen der reichhaltigen und gut gegliederten Funde in Ta-
bellen eingefangen hätte, aus denen sowohl die Verteilung der verschiedenen Ge-
rättypen in den einzelnen Fundplätzen wie auch der Anteil der verschiedenen
Materialien am Gesamtbestand und innerhalb der einzelnen Gerätformen zu er-
sehen wäre. Dies würde den statistischen Vergleich innerhalb des Fundbereiches
und mit anderen Fundstellen wesentlich erleichtern.
Menschen und Verhältnisse längst vergangener Jahre in Freiburg werden leider
sehr subjektiv beurteilt. Die Breite über das eigene Forschungsmühen ist verzeihbar.
Eine unsachliche Polemik aber wünschen wir nicht. Der Verf. übersieht, daß er durch
die Vorarbeiten aller in Freiburg tätig gewesener Prähistoriker — sowohl des amt-
lichen Wissenschaftlers wie auch der Privatforscher — die Gundlage für seine eigenen
Untersuchungen hat erhalten können. Stilles Wirken und Vorsicht haben der Ur-
geschichtswissenschaft noch nie zum Nachteil gereicht.
Durch die Vermittlung und Gliederung des reichen Geräteinventars einer geschlos-
senen Fundstelle ist das Buch eine wertvolle Bereicherung für die Erforschung des
Mesolithikums überhaupt und für die Einsicht in das urgeschichtliche Geschehen
am Oberrhein im besonderen. Elisabeth Schmid
Lothar F. Zotz: Vormenschen, Urmenschen und Menschen. 80 S., 32 Bilder.
Stuttgart, Franckh’sche Verlagshandlung, 1949.
Als nach Kriegsende die neuen Riesenmenschenfunde von Java und China auch bei
uns bekannt wurden, erwachte in weiten Kreisen ein lebhaftes Interesse am Ur-
sprung und Werden des Menschen. Nun war eine allgemeinverständliche Dar-
stellung aller bisher erforschten Affenmenschen- und Urmenschenfunde dringend
notwendig geworden. Zotz ist es in dem Kosmosbändchen geglückt, in anregendem
Erzählen über den Gang der Forschung zu berichten und die morphologischen Be-
sonderheiten der einzelnen Menschenschädel eindrucksvoll zu schildern. Der Leser
wird mit den kennzeichnenden Merkmalen in leicht faßlicher Form vertraut ge-
macht, so daß er selbst an den zahlreich gebotenen Abbildungen eine Vorstellung
vom Aussehen der verschiedenen fossilen Affenmenschen und Urmenschen gewin-
nen kann.
Soweit es nur irgend möglich ist, vermittelt der Verf. auch die zeitliche Ein-
weisung in die Kulturgruppen und in den Ablauf des Quartärs. Das „Schema des
wahrscheinlichen Entwicklungsverlaufs“ auf Bild 32 ist ein „Behelf“, wie der Verf.
selbst sagt. Jeder neue Fund kann Verschiebungen in diesem Schema verursachen.
Eine populäre Darstellung darf aber nicht zu sehr mit Problemen belastet werden.
Der Zweck des Büchleins, weiten Kreisen unseres Volkes einen allgemeinen Über-
blick über die bisherigen Funde der fossilen Vormenschen und Menschen und ihre
jeweilige Deutung zu verschaffen, ist in ansprechender Weise erreicht.
Elisabeth Schmid

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