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Badische Kunst: Jahrbuch d. Vereinigung Heimatliche Kunstpflege, Karlsruhe — 1.1903

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Vierordt, Heinrich: Sommernachtssturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.52611#0059
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SOMMERNACHTSSTURM.
Von
HEINRICH VIERORDT.
Friede träumt im Schlafgemach
Süss und schlummertrunken,
Drüben um des Nachbars Dach
Sprühen Wetterfunken.
Selig schlürfen Weib und Kind
Ruh in tiefen Zügen,
Wie wenn Genien leis und lind
Sie zum Traumland trügen.
Horch, da grollt es durch die Nacht
Her auf schwülen Schwingen,
An das Fensterglas mit Macht
Hagelkörner springen.
Rötlich zuckt’s und violett,
Lodert feuerfarben,
Über meines Kindes Bett
Schleudert’s Feuergarben.
Schreckgelähmt, wie todesmatt,
Schaue ich das Grauen
Züngeln um die Lagerstatt
Unschuldsüsser Brauen.
Würger, wild und schlossenkühl,
Nächt’ger Herzbetrüber,
Rühre nicht an diesen Pfühl,
Würger, zieh vorüber! — —
Silberstimmig im Gemach
Tönt es, kindlich lallend;
Und es donnert nur noch schwach,
Fernehin verhallend.
Friede webt mit frommem Hauch
Träumerisch hier innen,
Draussen tropft auf Blatt und Strauch
Wonnig Regenrinnen.

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