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Baensch-Drugulin, Egbert Johannes [Hrsg.]; Sütterlin, Ludwig [Hrsg.]; Gutenberg, Johannes [Gefeierte Pers.]
Marksteine aus der Weltlitteratur in Originalschriften: zur Erinnerung an das fünfhundertjährige Geburtsfest des Altmeisters Johannes Gutenberg — Leipzig: Offizin W. Drugulin, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.37369#0225
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zur Hochachtung zwingen; es sei nur auf die grosse Auffassung des Fürstenamtes und auf
die Forderungen der Aufrichtigkeit, der Selbstzucht und der „Gegenseitigkeit" (Kap. io)
hingewiesen, welch letztere wohl die höchste Stufe von Confuzius' Ethik ist. — Zugleich
illustriert die „Grosse Lehre" — wenn auch in ihren ersten Teilen wohl nur Fragment
und darum in diesen nicht typisch dafür — die chinesische Erörterungsweise, die es liebt
die Zwischenglieder weg- und zwischen den Zeilen lesen zu lassen, und sie giebt endlich
auch ein Beispiel klassischer Prosa.
Was die Textgeschichte betrifft, so ist die „Grosse Lehre" kein Werk des Confuzius
selber (auch wohl das Kapitel „klassischen Textes" nicht), aber durchaus Geist von
seinem Geiste und gewiss nicht viel nach seiner Zeit verfasst worden; sie wird noch in
das $. Jahrhundert v. Chr. gesetzt werden dürfen. Die hier gebotene Anordnung und
Auffassung des Textes, die von der ursprünglich überlieferten mehrfach und nicht zu
ihrem Vorteil abweicht, aber die orthodoxe ist, stammt von dem grossen Reformator
Chinas TSCHU Hl (1130—1200), der dabei auf den Schultern der beiden TSCHING, be-
sonders seines Lehrers TSCHING I steht. TSCHU Hi's Anmerkungen, die jetzt einen inte-
grierenden Bestandteil des orthodoxen Textes bilden, sind in der Übersetzung durch
eckige Klammern gekennzeichnet.
Bei dieser selbst ist weniger auf Schönheit und Fluss, als auf möglichste Wörtlichkeit
gesehen worden, damit der Charakter des Originals so wenig wie möglich verwischt
werde; die Citate aus dem Liederbuch (Schiking) sind, ausser wo der umgebende Text
eine noch wörtlichere Wiedergabe zu fordern schien, der vortrefflichen Übersetzung dieses
Werkes von V. VON STRAUSS entlehnt.
Und so seien diesem Werke eines Volkes, das „in Redlichkeit, jedoch auf seine Weise"
nach Wahrheit sucht, dem ehrwürdigen Denkmal eines hohen und ernsten Strebens nach
dem Guten, die Schlussworte TSCHU Hi's mitgegeben: „Der Leser möge das Werk
wegen seiner Einfachheit nicht gering achten?"
Leipzig, im Dezember 1901. A. CoNRADY.
 
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