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Nachrichten vom Kriegsschauplatz.
Aus dem Norden.
St. Petersburg, 2. Inn. Da von den
Vertheidigern Sebastopols, die wegen schwerer
Wunden den Dienst nicht fortsetzen, viele den
Wunsch ausgedrückt haben, daß für die Summen,
welche ihnen aus den Beiträgen der patriotischen
Geldopfer zugetheilt werden, ihre Familien aus
der Leibeigenschaft erlöst werden möchten, wandte
sich das behufige Komitee mit entsprechenden Vor-
schlägen an die Leibherren behufs Freilassung gegen
Erlegung des Freikaufsgeldes. Die Lcibherren
haben in die Freilassung der Betreffenden ohne
Entschädigung gewilligt und ihre Namen werden
heute veröffentlicht.
Krimm.
Die Berichte der englischen Blätter aus der
Krimm reichen bis zum 24. Dezember. Von diesem
Datum schreibt der Korresp. der „Daily News„:
Vergangenen Samstag, 22. d., um 2 Uhr Nach-
mittags, wurde eines von den berühmten 5 Trocken-
Docks in der Karabelnasa von den Franzosen ge-
sprengt. Der Erfolg der Minen war vollständig;
doch will man wissen, daß der Steinboden nicht
ganz zerstört sei. Im Lager batte man erst am
Morgen erfahren, daß gegen Mittag eine Spren-
gung vorgenommen werden solle. Die 6 Kom-
pagnien Irländer, die während der letzten 5 Wochen
in der Karabelnasa einquartiert waren, um den
Ingenieuren bei den Vorarbeiten zu helfen, wurden
schon um 5 Uhr vor Tagesanbruch zurückgezogen,
um sie in Sicherheit zu bringen, da man nicht
wissen konnte, ob die Erschütterung die Steingc-
bäude in der Nähe umwerfen, ober ob der Feind
vielleicht nach der Erplosion ein starkes Feuer auf
die Südseite eröffnen werde. Schilbwachcn ver-
hüteten übrigens den Zudrang von Neugierigen
nach der Stadt. Aber am Ende zeigte sich's, daß
alle diese Vorsichtsmaßregeln in diesem Falle min-
destens überflüssig waren; denn die Minen waren
so angelegt, daß die Wirkung ihrer Erplosion auf
erneu sehr geringen Umkreis beschränkt blieb. Das
-Ten gesprengte Dock lag westlich von dem Schlcu-
senthor, durch welches die Schiffe früher ins große
Bassin einfuhren; außer diesem ist es die Aufgabe
der Franzosen, das gegenüberliegende Trockendock,
die Hälfte des Bassins und das Schleusenthor
selbst zu zerstören, das mit seinen großartigen
Thoren, seinen aus Stein gemeißelten Seiten und

Fundamenten selber wie ein Dock aussieht. Es
soll übrigens Alles zur Sprengung dieser Objekte
fertig sein; die erste diente als Probe für die Rich-
tigkeit der verwendeten Pulvcrladung, die sich auf
ungefähr lOOO Kilogr. belaufen haben soll. Die
übrigen Sprengungen bleiben den englischen Ingenieu-
ren überlassen. Die Nordforts gaben im Ganzen
3 Salven zum Besten, von denen Niemand be-
schädigt wurde, wie denn überhaupt ihre Geschütze
bisher erstaunlich wenig Schaden anrichteten. Die
Sprengung durch die Engländer—so heißt es setzt
— wird in etwa 8 Tagen vorgenommen werden;
die Schwierigkeit bestand bisher lediglich darin,
das cindringende Wasser aus den Mmengängen
ferne zu halten.

Deutschland.
Vom Neckar, 9. Jan. Die neueste Volks-
zählung im Amtsbezirke Ladcnburg liefert folgendes
Ergebniß: Es wohnen daselbst in 348i Familien
17,161 Seelen, nämlich: 9339 Evangelische,
7289 Katholiken, 23 Dissidenten und 5l0 Juden.
Im Amtsbezirke Weinheim befinden sich 14,586
Einwohner in 3l37 Familien, darunter 10,304
Evangelische, 3756 Katholiken und 526 Juden.
Im Jahre 1852 wohnten im Amte Ladenburg
17,170 und im Amte Weinheim 14,799 Seelen.
Die Abnahme dieser Bevölkerung rührt von der
Auswanderung her, die namentlich an der Berg-
straße in den Reborten am stärksten bemerkbar ist.
Ludwigshafen, 9. Jan. Wie an hiesige
Kaufleute telegraphirt wurde, ist das Fahrwasser
im Rhein nunmehr bis nach Rotterdam von Eis
frei, so daß die Schiffahrt in Kurzem wieder be-
ginnen kann. Wie wir hören, ist bereits an
mehrere in Mainz liegende Schiffe der Befehl er-
gangen, mit ihrer Ladung abzusegeln. Hindernd
für die Schifffahrt wirb zwar wie im Herbst, so
auch setzt noch der niedere Wafferstand sein; doch
hofft man, daß anhaltendes Thauwetter diesen
Uebelstanb bald beseitigen werde.
Großbritannien.
London, 7. Jan. Die Königin hat vom
Kaiser Napoleon ein prachtvolles Album zum
Weihnachtsgeschenk erhalten, welches die hervorra-
gendsten Momente ihres Besuches in Frankreich,
von den bedeutendsten Aquarellmalern Frankreichs
dargcstellt, enthält und in seiner Ausstattung überaus
prachtvoll sein soll.

Verantwortlicher Herausgeber N. Adlon. — Druck und Verlag von N. Adlon in Heidelberg.
 
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