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Nachrichten vom Kriegsschauplatz.
Aus rem Norden.
St. Petersburg, 20. Januar. Nach der
Krcuztaufe in der Newa hielt vorgestern der Kaiser
eine große Parade sammtlicher gegenwärtigen Peters-
burg stehenden Truppen auf dem Platze vor dem
Winterpalais ab. Zu den Garde-Reserveregimen-
tern der Infanterie und Kavalerie waren auch die
hier stationirtcn Druschinen zugezogcn. Nachdem
der Kaiser, von allen seinen Brüdern begleitet, die
Front der in Kolonnen aufgestellten Truppen ent-
lang geritten war, begann der Vorbeimarsch, bei
welchem die Druschinen den Bataillonen ter Gar-
dereserven Nichts nachgaben.
St. Petersburg, 20. Januar. Am 28.
Dezember gab ein Bürger von Tiflis, Alavatoff,
einem Detachement von 726 türkischen Gefangenen,
unter denen 70 Offiziere, ein Gastmahl, wofür
General Murawseff ihm seinen Dank abstattete.
— In Reval sind seit Abgang des feindlichen
Geschwaders 25 Handelsschiffe, von denen 22 mit
Salz beladen, eingelaufen.
Petersburg, 26. Januar. Der Kaiser
will entschieden den Frieden, heißt es überall und
dies macht alle Zweifel verstummen, verurtheilt
die verstocktesten Kriegsenthusiasten zum Schweigen.
Auch unsere Börse hat diesmal sich nicht der Folgen
des Eindrucks erwehren können, den die, wie das
Hosblatt von gestern sagt, „in russischen Zeitungen
veröffentlichten Friedenshoffnungen„ nach sich ziehen.
Die Physiognomie ter Start ist seit ein paar Tagen
merklich verändert. Die neuen Hoffnungen mögen
die Lust zum Vergnügen angeregt haben. Sowohl
bei Hofe, als in Privatzirkeln kommt mancherlei
Zeitvertreib an die Tagesordnung.
Von der untern Donau.
Orsowa, 21. Januar. Unsere Hoffnungen
bezüglich der Sprengung des eisernen Felsenthorcs
sind, so berichtet man dem „Pesch. Ll.„, leider
diesen Winter mit ter Schneemenge zu Wasser ge-
worden, kein Felsenstück ist mehr sichtbar, und
bohe Wellen bespülen wieder die steinernen Bar-
rikaden der untern Donau. Bis August ist nun
keine Rede mehr von einer Fortsetzung der Arbeiten.
Nächster Tage dürfte die Donau-Dampfschifffahrt
schon eröffnet werden.
Vom Bosporus.
Wien, 29. Januar. In Konstantinopel ist
den nuesten Berichten zufolge ein Thei! des Ge-
folges und der Equipagen Omer Pascha's am
14. eingetroffen; der Serdar selbst würde binnen

kurzem erwartet. Es ist nun unzweifelhaft, daß
sein Kommen kein freiwilliges ist und daß er von
der Regierung berufen worden, um über sein
jüngstes Verhalten Rechenschaft zu geben.
Triest, 30. Januar. Nachrichten aus Kon-
stantinopel vom 21. d. zufolge hat der General
Shirley trotz der friedlichen Nachrichten Befehl
nach Schumla gesandt, dort Ouartiere für Truppen
vorzubereiten, welche sich künftiges Frühjahr dort-
hin begeben würden. — Man glaubt an einen
Ministeiwechsel in Konstantinopel. Mehemet-Ali
soll Kriegsminister werden.
Konstantinopel, 21. Januar. Wie man
dem „Constitutionnel" schreibt, wurde die neueste
Friedensbotschaft in der türkischen Hauptstadt im
Allgemeinen mit Freude und Befriedigung ausge-
nommen; doch, wie Alles zwei Sellen hat, so
auch hier. Der Platz ist mit ungeheuren Vor-
rächen, welchen der Krieg einen vortheilhaften Ab-
satz gesichert zu haben schien, überladen. Wenn
dre Fnedensgerüchte sich erhalten, so werden wir
in den nächsten Tagen von kommerziellen Kata-
strophen hören. — Die Konferenzen wegen der
Emanzipation der Christen daueen fort. Die Ge-
sandten Frankreichs, Englands und Oesterreichs,
der Großvezier, der Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten und Fürst Kallimaki nehmen daran
Theil. Die Wendung, welche die Bedachungen
nehmen, befriedigt allgemein. Die Angelegenheit
wegen der Fürftenthümer ist noch nicht geordnet;
doch deutel Alles darauf hin, daß auch diese Frage
einer raschen Lösung entgegengeht. — Die Krimm-
Nachrichten sind ohne Belang. Die Docks, mit
Ausnahme eines einzigen, dessen Zerstörung die
Engländer übernommen haben, sind gesprengt. Im
Lager erwartete man ungeheures Getöse, aber die
Sache ging ohne viel Aufsehen zu machen vor sich
und viele Soldaten im Lager erfuhren sie erst nach
der Hand.

Deutschland.
Freiburg, 1. Februar. Die Zufuhr auf
den hiesigen Fruchtmarkt war schon seit langer
Zeit nicht mehr so gering, wie heute; daran mögen
der tiefliegende Schnee und der morgige Feiertag,
ter auf den eigentlichen Markttag fällt, schuld sein.
Dessenungeachtet haben die Früchte wieder und zwar
im Durchschnitt, um einen halben Gulden vom
Malter abgeschlagen; es dürften nun bald die
Brodprcise ansehnlich hcrabgehen, da auch die
Saaten im Felde gut stehen und eine gesegnete
Ernte in Aussicht stellen.
Bruchsal, 2. Februar. Unlängst Hal sich
 
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