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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.48816#0546
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dm

den

rückhaltlos

um
die

Charilaos TrikuPis, der neue griechische Premierminister. (S. 55S)
Nach einer Photographie gezeichnet von 8. Kolb.

Grubenlampe blickte er in ein bärtiges, wuthverzerrtes
Gesicht mit funkelnden Augen. Noch tonnte er nicht
genau erkennen, wer ihn gefaßt hielt, daß es aber ein
menschliches Wesen sei, hatte er gesehen.
Es gelang ihm schließlich, wenigstens eine der wür-
genden Hände von seinem Halse zu reißen, und nach-
dem er wieder einigermaßen zu Luft und Besinnung
gekommen, spannte er alle Kräfte an, den Gegner nieder-
zuhalten.
Ein rasendes Ringen war es auf der feuchten, harten
Sohle der Strecke. In tollem Wirbel kugelten die
Gegner über einander, bald hier an den Stoß, bald
da an eine Schiene oder an ein Stück Kohle fliegend.
Der rothe Schein der Lampe erhellte den Kampf-
platz, auf dem inan nur das Aechzen und Keuchen der
Ringenden

Alle Sagen vom Berggeist tauchten vor ihm und in
ihm auf und überwältigten sein klares Denken.
Maßloser Schreck hatte den muthigen Mann erfaßt.
Die glühenden Augen näherten sich ihm mehr und
mehr! Einen unwillkürlichen, gellenden Schreckensschrei
stieß Alfred noch aus: zwei Hände umklammerten seinen
Hals, er fühlte sich zu Boden gerissen und gleichzeitig
überwältigt von Seelenangst, unfähig, auch nur
geringsten Widerstand zu leisten.
Wie ein Schraubstock hatten sich die Hände
seinen Hals gelegt, der Athen: verging ihm und
Gefahr des Erstickens trat näher und näher.
Die Kraft der Verzweiflung sprengte endlich
lähmenden Bann der Angst, der Alfred umfangen hielt,
und mit Energie setzte er sich zur Wehr. Er über-
kugelte sich jetzt mit seinem Gegner und im Schein der

Neber und unter Tage.
Dberschlesische Bergmanns-Novelle
von
A. Oskar Klauflmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
o hatte Alfred schon eine ganze Weile in
seine Gedanken verloren auf dem Kohlen-
stück tief unter der Erde dagesessen. Er
war wirklich froh, als er sich die ganze
Sache endlich so schön zurechtgelegt hatte.
Jetzt war er vollkommen beruhigt über
sein eigenes Innere, jetzt überließ er sich
den so außerordentlich angenehmen Ge-
danken an Mazda.
-Ohne alle sichtbare äußere Veran-
lassung schreckte Alfred plötzlich zusam-
men. Ein sonderbares Gefühl der Aengst-
l'.chkeit, der Beklemmung überkam ihn,
machte ihn den Athen: anhatten und
gespannt aushorchen.
Nichts! Todtenstille rings umher!
Und doch! Alfred hatte das geradezu
unheimliche Gefühl, es befinde sich ein
Udendes Wesen, ein Mensch in seiner
Nähe, den er nicht sah, nicht hörte und
doch gewissermaßen fühlte.
Mancher der Leser wird dieses eigen-
thümliche Gefühl kennen, das man nur
in der Finsterniß und an einsamer Stelle
empfindet und welches fast nie täuscht.
Alfred blickte um sich, soweit der
kleine Lichtkreis der an dein Stempel
hängenden Lampe es gestattete.
Es war nichts zu entdecken, aber
das Gefühl der Beklemmung und Be-
ängstigung nahm zu.
„Wer ist da?" rief Alfred laut und
erregt, aber nur der dumpfe Widerhall
seiner Stimme klang von den Wänden
der Strecke als Antwort.
Alfred sprang auf und suchte instinktiv
Rückendeckung. Er handelte jetzt ohne
klare Ueberlegung, nur unter dem Drucke
der Angst und des Schreckens. Er Preßte
sia- mit dem Rücken gegen den Stoß der
Strecke, der von der Lampe am meisten
erhellt war, und spähte in das Dunkel
hinaus, das ihn umgab.
Da vor ihm! Dicht vor ihm in der
Dunkelheit! . . . War es die Angst, die
ihn sehen ließ, was nicht vorhanden
war? Nein! Zwei glühende Punkte, wie
feurige Augen!
Wie Nebel legte es sich um das
Gehirn Alfred's! Gelähmt erstarrten
seine Glieder.

vernahm. Alfred war ein außerordentlich
kräftiger Mensch, und doch fühlte er
seine Kraft ermatten. Das mußte ein
Wahnsinniger sein, der mit ihm rang,
denn seine Kräfte waren übermenschliche.
Alfred begann daran zu verzweifeln,
daß er sich des Feindes allein erwehren
könne, und begann um Hilfe zu rufen,
soweit dies seine halb zugcschnürte Kehle
gestattete.
„Schrei nur Bestie!" keuchte sein
Gegner, „hier kommt keine Hilfe wie
im Walde! Schrei nur!" und mit ver-
doppelter Kraft fühlte sich Alfred zu
Boden gedrückt und gewürgt.
Noch eine letzte Anstrengung machte
er, und es gelang ihm, den Gegner
zurück zu schleudern, so vaß dieser mit
fürchterlicher Wucht mit dem Hinter-
kopfe gegen einen Stempel schlug und
für einen Augenblick betäubt zurücksank.
Sofort aber erholte er sich, um sich
auf's Neue auf den Feind zu stürzen,
aber kräftige Arme hielten ihn zurück:
der Steiger vom Dienst war mit den ihn
begleitenden Arbeitern ans dem Kampf-
plätze erschienen.
Er leuchtete dem Gebändigten, der von
den Arbeitern an: Boden festgehaltcn
wurde, in's Gesicht.
„Birkuer! Sind Sie cs? Plagt Sie
denn der Teufel?"
Birkner knirschte, sich noch immer
sträubend, mit den Zähnen und zischte
mühsam einige Worte hervor.
„Hier liegt eine Verwechslung vor,"
wendete sich der Steiger zu Alfred. „Der
Angriff galt Ihrem Schwager! Sind
Sie verletzt?"
„Ich glaube uicht!" entgegnete Alfred,
der sich wieder etwas erholt hatte.
„Sie bluten aber an: Kopfe!"
In der That rannen dicke Bluts-
tropfen über das von Kohlenstaub und
Schmutz fast unkenntliche Gesicht Alfred's.
Einer der Arbeiter holte in seinen: Hute
 
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