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Heft 21. JAustvirte FanrUren-Dertung» Zahrg. iM.


Jessie's Vormund.
Roman ans der englischen Gesellschaft.
von
Hans v. Heldrungen.
lFortsetzung.)
ill, guten Tag, Will!" sagte der von
Tapperday Angerufene. „Das Donner-
wetter! Das nenne ich einen Zufall. Mit-
ten unter fünf Millionen Menschen in Lon-
don ge-
rade
Dich zu
treffen, Will! Guten
Tag, altes Haus.
Wie geht's?"
„BistDus,Bob?"
schrie Tapperday noch
immer mie toll, „ja,
wahrhaftig, der Bob
ist da, ist in London.
Älter Junge, was
machen die Leute in
Tewkesbury? Und
was macht Deine
Mutter, Bob? Was
macht Mrs. Dryful?"
„Alt, Will, alt!
Ist nun auch schon
in die siebzig."
„Aber noch frisch,
he, Bob? Noch ge-
sund und rüstig?"
„Naja,wieman's
nimmt. Sie will
sich's nicht merken
lassen, aber alt ist
doch alt. Eine tüch-
tige Hilfe thäte ihr
Noth."
„Mußtheirathen,
Bob! Den Teufel
auch, ein Kerl mie
Du muß heirathen,"
lärmte Tapperday,
ganz aufgeregt vor
Freude über das un-
verhoffte Zusammen-
treffen mit seinem
Jugendfreund.
Mr.Dryfulsteckte
die Hände in die
Taschen und zog die
Schultern hoch. „Hei-
rathen? Will, Du
bist verrückt," sagte
er endlich, „ich hei-
rathen? Und jetzt?

Dazu sind die Zeiten jetzt nicht. So lange ihr Stadt-
leute mir solche Kopfschmerzen macht, mich aus der Pacht
jagt und solche Dummheiten macht, ist von Heirathen
keine Nede."
„Wie, Bob? Aus der Pacht jagt? Bist Du nicht
mehr auf Mr. Jefferson's Gut Pächter?"
„Dann wäre ich nicht in London, wenn ich das noch
wäre, Will. Begreifst Du das?"
„Nein, Bob, das begreife ich nicht. Wie kann das
so rasch gehen? Hast Du keinen Kontrakt mit Jeffer-
son?"
„Kontrakt hin, Kontrakt her, die Pacht ist vorbei.
Höre zu! Vor etwa drei Wochen kam der Advokat
Finding nach Tewkesbury" — Tapperday machte eine
fürchterliche Bewegung, als wolle er augenblicklich Jemand

ermorden — „und stellte sich als Abgesandter der Vor-
mundschaft von Miß Jefferson, der jetzigen Besitzerin
von Southerland-House, vor. Er sagte mir, daß er den
Auftrag Habe, einen neuen Kontrakt mit mir abzuschließen,
und zeigte mir den Kontrakt. Ich sage Dir, Will, der
stärkste Mann von Alt-England kann einen solchen Kon-
trakt nicht eingehen, wie dieser war."
„Ha!" stöhnte Tapperday.
„Will, Du weißt es, Jefferson war mir immer ein
guter, ein nobler Herr. Niemals war ich mit ihm in
Differenzen. Er wußte wohl, was er an mir hatte,
Will. Zweiundzwanzig Acker Sumpf- und Haideland
habe ich ihm drainirt und jetzt wachsen Rüben d'rauf,
gute Waleser Rüben, wie in ganz London keine besseren
aufzutreiben sind, und es hat Jefferson keinen Penny
gekostet. Und nun
der Kontrakt. Er
war einfach himmel-
schreiend. Ich berief
mich auf meinen alten
Kontrakt. Finding
aber zuckte die Schul-
tern. ,Neuer Be-
sitzer, neuer Kon-
trakt/ sagte er. Da
stand ich da wie Ro-
binson unter den
Kannibalen, und mei-
ner alten Mutter
flössen die Thränen
aus den Augen. Ich
sagte dem Advokaten,
ich wolle mit Miß
Jefferson selbst reden.
— Nun paß' auf,
Will, damit Du
weißt, was ein Ad-
vokat ist!"
„Ich weiß es, ich
weiß es!" stöhnte
Tapperday wieder,
als wenn er unschul-
dig zum Tode verur-
theilt worden wäre.
„Nichts weißt Du,
Will, höre nur zu,"
fuhr Dryful, immer
heftiger und eifriger-
werdend fort. „,Jch
habe selbstverständ-
lich dagegen nicht das
Geringste einzuwen-
den/ sagt Finding zu
mir, ,und würde
Ihnen sogar rathen,
sich persönlich an die
Dame zu wenden.
Ich aber, mein sehr
ehrenwerther Mr.
Dryful, bin hier nur
Beauftragter, Ge-
schäftsmann. Mir ist
es um nichts Anderes


Gin angehender Künstter. Nach einem Gemälde von F. Hidbemann. (S. 503)
 
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