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Die Vermehrung des Gottesdienstes in der Neustädter Kirche gab
dieser für die Bürgerschaft, insbesondere für die anwohnenden Gärtner eine
erhöhte Bedeutung; schon 1434 erfahren wir, dass sich die Liebfrauen-
Brüderschaft der Kirche angeschlossen hatte; deren Beispiel folgte 1482
die St. Urbans-Brüderschaft der Gärtner und Hocken, die auch an der
Dreikönigs-Kirche und an der Allerheiligen-Kapelle vertreten war, und
1521 die St. Jodocus-Brüderschaft, die vom Dome herüber kam; alle drei
Brüderschaften lösten sich in den Keformationskämpfen auf. Der gesammten
Stadt aber wurde die Neustädter Kirche dadurch näher gebracht, dass
jetzt ihr Kirchhof auch als Friedhof und nicht nur für die Nachbarn, für
die engere Gemeinde, in Gebrauch genommen wurde. Für die Erweiterung
dieses Friedhofs wurden noch im XV. Jahrhundert werthvolle Stiftungen
gemacht; aus dem Anfänge des XVI. Jahrhunderts stammt als Stiftung
cler Gemeinde die Kreuzigungsgruppe Meister Hans Backofens, freilich
untergeordneter Natur gemeint, etwa ein Grabgewölbe. Madern Junge war nicht
Mitglied der bekannten Geschlechterfamilie zum Jungen, sondern ein schlichter Weber,
der 1448 Bürger geworden war. Was mit „saalartig“ gesagt sein soll, ist nicht klar,
da nach dem heutigen Sprachgebrauch unter Saalkirche eine solche verstanden wird,
welche in der Hauptsache nach dem Rechteck gebaut und nach einer Axe entwickelt
ist, gewölbt oder ungewölbt. Lersner IV, 98 meldet: „1492 ist St. Peterskirchen-Gewölb
gemacht worden.“ Er hat diese Nachricht wörtlich aus den Extrakten der Raths-
protokolle Band XI, Eol. 88 entnommen. Die urkundliche Quelle für diese aus dem
Ende des XVII. Jahrhunderts stammende Notiz konnte noch nicht festgestellt werden.
Von Lersner haben dann Lotz und Böhmer (in seiner Fürsprache betr. die Erhaltung
der Halle des Heiliggeisthospitals) diese Nachricht übernommen, während Hüsgen,
Battonn, Gwinner u. A. hiervon nichts erwähnen. Sie ist indessen sehr zweifelhaft;
denn ein Gewölbe war von je her geplant und man kann annehmen, dass es in
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts von einem unbekannten tüchtigen Meister
ausgeführt worden ist. Hierfür spricht schon der Umstand, dass die Gewölbedienste
und Rippenanfänger sämmtlich in das Bruchsteinmauerwerk einbinden und zwar so,
dass sie gleichzeitig mit der Errichtung des Mauerwerks versetzt sein müssen. Hin
und wieder sind sie sogar verankert (vgl. die Baubeschreibung). Auch die Thatsache,
dass das in der Ostwand des Schiffes neben dem Triumphbogen befindliche Fenster
wegen des Gewölbes niedriger als alle übrigen endigt und heute noch in seiner
ursprünglichen Anlage erhalten und nicht etwa später im oberen Theile vermauert
worden ist, spricht für die Absicht, das Gewölbe gleichzeitig herzustellen. Herr Bau-
direktor Meckel in Freiburg i. B., welchem das Manuskript dieser Abhandlung Vor-
gelegen hat, setzt das Gewölbe des Schiffes in die Zeit des Chorgewölbes, höchstens um
einige Jahre später (Anfang des XV. Jahrhunderts) und stimmt mit uns darin überein,
dass in der Person des Meisters damals ein Wechsel stattgefunden haben müsse, da
das ängstlich konstruierte Chorgewölbe und das kühne Netzgewölbe des Schiffes (vgl.
S. 161 ff.) nicht wohl demselben Meister zugeschrieben werden können. Nimmt man an,
dass ursprünglich das Schiff zwei- oder dreischiffig gewölbt ju’ojektiert war, dass
sämmtliche Umfassungsmauern, das Dachwerk und das Chorgewölbe standen, als der
kühne Meister kam und sein Gewölbe in das Schiff' hineinsetzte, so wäre hiermit alles
klar gestellt. Sollte ein derartiges Vorgehen nicht dem Meister Madern Gertener,
welcher damals in seinem Entwürfe zum Pfarrthurme mit der gothischen Kuppel
sich als ein Architekt und Konstrukteur von bedeutendem Können gezeigt hatte,
zuzuschreiben sein? (Vgl. Wolff, Kaiserdom S. 38 ff. und S. 93 ff.)
Die Vermehrung des Gottesdienstes in der Neustädter Kirche gab
dieser für die Bürgerschaft, insbesondere für die anwohnenden Gärtner eine
erhöhte Bedeutung; schon 1434 erfahren wir, dass sich die Liebfrauen-
Brüderschaft der Kirche angeschlossen hatte; deren Beispiel folgte 1482
die St. Urbans-Brüderschaft der Gärtner und Hocken, die auch an der
Dreikönigs-Kirche und an der Allerheiligen-Kapelle vertreten war, und
1521 die St. Jodocus-Brüderschaft, die vom Dome herüber kam; alle drei
Brüderschaften lösten sich in den Keformationskämpfen auf. Der gesammten
Stadt aber wurde die Neustädter Kirche dadurch näher gebracht, dass
jetzt ihr Kirchhof auch als Friedhof und nicht nur für die Nachbarn, für
die engere Gemeinde, in Gebrauch genommen wurde. Für die Erweiterung
dieses Friedhofs wurden noch im XV. Jahrhundert werthvolle Stiftungen
gemacht; aus dem Anfänge des XVI. Jahrhunderts stammt als Stiftung
cler Gemeinde die Kreuzigungsgruppe Meister Hans Backofens, freilich
untergeordneter Natur gemeint, etwa ein Grabgewölbe. Madern Junge war nicht
Mitglied der bekannten Geschlechterfamilie zum Jungen, sondern ein schlichter Weber,
der 1448 Bürger geworden war. Was mit „saalartig“ gesagt sein soll, ist nicht klar,
da nach dem heutigen Sprachgebrauch unter Saalkirche eine solche verstanden wird,
welche in der Hauptsache nach dem Rechteck gebaut und nach einer Axe entwickelt
ist, gewölbt oder ungewölbt. Lersner IV, 98 meldet: „1492 ist St. Peterskirchen-Gewölb
gemacht worden.“ Er hat diese Nachricht wörtlich aus den Extrakten der Raths-
protokolle Band XI, Eol. 88 entnommen. Die urkundliche Quelle für diese aus dem
Ende des XVII. Jahrhunderts stammende Notiz konnte noch nicht festgestellt werden.
Von Lersner haben dann Lotz und Böhmer (in seiner Fürsprache betr. die Erhaltung
der Halle des Heiliggeisthospitals) diese Nachricht übernommen, während Hüsgen,
Battonn, Gwinner u. A. hiervon nichts erwähnen. Sie ist indessen sehr zweifelhaft;
denn ein Gewölbe war von je her geplant und man kann annehmen, dass es in
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts von einem unbekannten tüchtigen Meister
ausgeführt worden ist. Hierfür spricht schon der Umstand, dass die Gewölbedienste
und Rippenanfänger sämmtlich in das Bruchsteinmauerwerk einbinden und zwar so,
dass sie gleichzeitig mit der Errichtung des Mauerwerks versetzt sein müssen. Hin
und wieder sind sie sogar verankert (vgl. die Baubeschreibung). Auch die Thatsache,
dass das in der Ostwand des Schiffes neben dem Triumphbogen befindliche Fenster
wegen des Gewölbes niedriger als alle übrigen endigt und heute noch in seiner
ursprünglichen Anlage erhalten und nicht etwa später im oberen Theile vermauert
worden ist, spricht für die Absicht, das Gewölbe gleichzeitig herzustellen. Herr Bau-
direktor Meckel in Freiburg i. B., welchem das Manuskript dieser Abhandlung Vor-
gelegen hat, setzt das Gewölbe des Schiffes in die Zeit des Chorgewölbes, höchstens um
einige Jahre später (Anfang des XV. Jahrhunderts) und stimmt mit uns darin überein,
dass in der Person des Meisters damals ein Wechsel stattgefunden haben müsse, da
das ängstlich konstruierte Chorgewölbe und das kühne Netzgewölbe des Schiffes (vgl.
S. 161 ff.) nicht wohl demselben Meister zugeschrieben werden können. Nimmt man an,
dass ursprünglich das Schiff zwei- oder dreischiffig gewölbt ju’ojektiert war, dass
sämmtliche Umfassungsmauern, das Dachwerk und das Chorgewölbe standen, als der
kühne Meister kam und sein Gewölbe in das Schiff' hineinsetzte, so wäre hiermit alles
klar gestellt. Sollte ein derartiges Vorgehen nicht dem Meister Madern Gertener,
welcher damals in seinem Entwürfe zum Pfarrthurme mit der gothischen Kuppel
sich als ein Architekt und Konstrukteur von bedeutendem Können gezeigt hatte,
zuzuschreiben sein? (Vgl. Wolff, Kaiserdom S. 38 ff. und S. 93 ff.)