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Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 5.1759

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I. Erinnerungen über die Betrachtung der Werke der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.66503#0011
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gezeichnet vorzustellen, als es einem Scribenten seyn
würde, zum Versuch eine ganz kurze Schrisft aus
eigenem Stoff abzufaffen: denn hier kann beyder
Blöße erscheinen, die sich in der Vielheit verstecket.
Eben daher lieben fast alle angehende und sich selbst
überlassene junge Künstler mehr, einen Entwurf von
einem Haufen zusammengestelleter Figuren zu ma-
chen, als eine einzige völlig auszuführen» Da nun
das wenige, mehr oder geringer, den Unterschied un-
ter Künstlern machet, und das wenige unmerkliche ein
Vorwurf denkender empfindlicher Geschöpfe ist, das
viele und handgreifliche aber schlaffe Sinne und einen
stumpfen Verstand beschäfftiget; so wird der Künst-
ler, der sich Klugen zu gefallen begnüget, im einzel-
nen groß und im wiederholten und bekannten man-
nigfaltig und denkend erscheinen können. Ich rede
hier wie aus dem Munde des Alterthums: Dieses
lehren die Werke der Alten, und es würde ihnen ähn-
lich geschrieben und gebildet werden, wenn ihre
Schriften wie ihre Bilder betrachtet und untersuchet
würden.
Der Stolz in dem Gesichte -es Apollo äußert
sich vornehmlich in dem Kinn und in der Unterlefze,
-er Zorn in den Nüsten seiner Nase, und die Verach-
tung in der Oeffnung des Mundes; auf den übrigen
Theilen dieses göttlichen Haupts wohnen die Grazien,
und die Schönheit bleibet bey der Empfindung um
vermischet und rein wie die Sonne, deren Bild er ist.
Im Laocoon sichest du bey dem Schmerz den Um
muth, wie über ein unwürdiges Leiden in dem Krausen
der Nase, und das väterliche Mitteiden auf den Aug-
äpfeln wie eine trübe Duft schwimmen. Diese
A r Schöm
 
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