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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0068
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Naumburg. Dom. Das Langhaus.

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Hauptranke an der Ecke steif gezeichnet, mit Frucht (Feige), rechts: Mittelbaum
mit zwei Zweigen, die elegant raumfüllend verästelt und durcheinandergezogen
in spitzen Dreiblättern enden. Daneben breite, dreifach hintereinander gesteckte
spatenförmige Blätter mit glatten Bippen und ein Baum mit auseinander-
gebrochenen Ästen, der nach oben eiue große offene Blüte mit Fruchtstengel,
nach unten eine sechsblättrige Banke entsendet. Oben: dreiteiliges, boden-

ständiges Schilfblatt, links Spatenblätter mit Diamantrippen, eine breite Blüte
mit Fruchtknoten umhüllend, b) Hauptpfeiler Nord unten links: Schilf-
blätter gegen- und auseinandergeneigt, rechts Mittelbaum, dessen Zweige Sförmig
geschwungen und reich zerteilt, beide Stücke sorgsam und flott. Oben Mitte:
Strauß von vier unteren, vier oberen und einem überfallenden Blatt, die äußeren
spatenförmig, die übrigen gelappt. Der Strauß ist senkrecht durch Hülsen mit
Bohrlöchern geteilt. Zu beiden Seiten Blüten mit je zwei Spatenblättern, aus
denen der Blütenstengel mit zwei großen, runden Staubgefäßen wächst. Die
Achseln sind stets mit doppelten Kerblinien bezeichnet, c) Die drei ersten
Wandvorlagen der Seitenschiffe zeigen lediglich das breite, bodenständige Schilf-
blatt, teils in Beihungen neben- und hintereinander mit gerollten Spitzen
(3. Pfeiler Nord und 2. Süd), teils mit un-
teren breiten Deckblättern, zwischen denen
übereinandergeneigte Blattstengel auf-
schießen (Eckpfeiler am Nordkreuz), teils
Blattrollen, deren gezahnte Lappen das
Spiel der Neigung und Abneigung versehen.

Die Ausführung ist unendlich weich, breit
und ruhig, voll saftigen Lebens. Man glaubt
in das Flüstern und Bauschen des be- Big. 27 a.

schilften Teiches hineinzulauschen. Gleich-
wohl verleihen die gesägten Bippen dem Blattwerk eine zierliche Eleganz und
der Charakter einer reinen Flachornamentik ist aufs glücklichste mit der nötigen
plastischen Hebung der bezeichnenden Linien vereinigt. Am Südkreuz springt
vom Kapital noch ein Kämpferfries in die Wand, der mit dem schönsten Muster
gefesselter Rankenschleifen verziert ist. (Fig. 27 a.) An der Ecke des Nordkreuzes
ist die Deckplatte nach antiker Art einwärts geschweift und in der Mitte mit
Knopf versehen. Daß die gleichen Motive — dem Auge kaum bemerkbar —
einander gegenübergestellt sind, belehrt doch, wie fest die Bauleitung dieser
Zeit gewesen ist.

2. Travöe. Zunächst kann das Ornament des südlichen Zwischenpfeilers
und des entsprechenden Wandpfeilers im Seitenschiff ausgeschieden werden. Es
zeigt das breite Schilflaub der eben beschriebenen Art, flach und breit, mit
gesägten Bippen, am Zwischenpfeiler mit Fesselung; hier jedoch auch eine in
sich verschlungene und gefesselte, miniaturartige Banke mit kurzen dicken Drei-
blättern. Der nördliche Zwischenpfeiler zeigt die Ecklarve, aus deren Mund
nach beiden Seiten vielfach geteilte Ranken wachsen, das letzte Blatt derselben
in der Form des feingezahnten fünflappigen Naturlaubes (Fig. 41), daneben die
Sförmig geschwungene, an den Ecken gefesselte Banke und ein Eckbaum mit
reicher Yerästelung, alles fein und schwungvoll gezeichnet, tief ausgegraben, aber
 
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