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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0195
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Kreis Naumburg.

Kehle und Kundstab weit vorgekragt, die Schmalseite an die Wand stoßend.
Der Aufsatz stammt, wie bemerkt, von einem Altar der nördlichen Abseite. Die
Steinplatte von 158 X 74 cm ist durch Säulchen mit Fialen in fünf Blenden
geteilt, die Spitzbögen innen mit Nasen, teilweise mit Maßwerk, außen mit Kanten -
und Kreuzblumen besetzt. In der Mitte hängt Christus am Kreuz, eine klägliche
Gestalt, tief herabgezogen, die langen Arme verdreht, das Haupt mit Schapel tief
auf die Brust gesunken, doch die Augen noch offen und die Unterlippe spitz

Fig. 80. Hieronymusaltar.

vorgezogen. Die Brust ist flach, die Rippen treten schematisch heraus. Zur
Seite Maria, die Hände vor der Brust gefaltet, und Johannes, die Rechte an die
Wange gelegt, außen Katharina mit Rad und Schwert und Agnes mit Lamm.
Die Figuren sind liebenswürdige Puppen, in den Hüften leicht gebogen und
sonst graziös bewegt. Die Köpfe sind lieblich. Der Mund ist spitz und klein,
mit tiefen Grübchen in den Winkeln, das Kinn lang und spitz. Es ist die
typische Schönheit des 14. Jahrhunderts, wie auch der kleine Maßstab und die
schöne Rundung der Arbeit auf die Zeit um 1350 hinweisen. Die alte Bemalung
in Rot und Grün ist stark beschädigt.
 
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