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DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER.
In grauer Vorzeit sali die grossentheils un-
wirtliche Gegend wohl geraume Zeit nur Wan-
derschaaren und lockte erst allmälig mit den
Oasen Ansiedler an; die ersten, welche deut-
licher auf treten, waren Germanen, Angehörige
der Münsterländischen Gauvölker, in der grös-
seren Westhälfte Bructerer, im Osten wahr-
scheinlich Kleinhructerer. Sie haben ihre Sitze
so wenig gewechselt, wie ihre Sprachunterschiede,
oh sie auch sicher an der Bekämpfung und Ver-
jagung der Körner betheiligt, durch die Aus-
wanderung der kampffähigsten Brüder, durch
die Anfälle und Zuzüge anderer Völker, nament-
lich der Sachsen, stark bewegt worden sind.
Das Alles bedarf hier kaum einer näheren Er-
örterung: andere Kreise mit einer dichteren
Einwohnerschaft bieten dazu mehr Anlass; die
nothwendigsten geschichtlichen Aufschlüsse er-
geben sich aus dem ,Kreise Hamm4, Beiträge
und Erläuterungen aus den voründlichen Denk-
mälern selbst.
Die ältesten Denkmäler und die Erdwerke
erheischen um so mehr eine einheitliche Be-
trachtung, als schwerlich eine andere monu-
mentale Thätigkeit so ungestört aus den älteren
in die jüngeren Zeiten anlangte, wie das Gra-
ben, Wallen und Bauen aus Erde. Man
profitirte davon, wenn es hiess, Wege anlegen
oder verbessern, Fortificationen und Einhegungen
schaffen, kurzum man profitirte davon zu aller-
hand Zwecken in den Ur- wie in den Cultur-
perioden, so dass thatsächlich gewisse, auch
beträchtliche, Reste von Erddenkmälern nicht
genau nach Zeiten und Folge zu sichten sind,
wenn man einer gezwungenen Classification ent-
gehen will. Desungeachtet wollen wir den Ver-
such nicht scheuen, in dem bunten Gewirre
von Wällen und Erdwerken, welche wir oben-
drein meistens verstümmelt, zerrissen oder ent-
stellt vorfinden, nach Möglichkeit die verschie-
denen Arten zu zerlegen und zu erläutern, und
was zweifelhaft oder unbestimmt erscheint, auch
als solches anstreichen; was die römischen Erd-
anlagen betrifft, so muss deren eigenartige Form
als bekannt voraus gesetzt werden.
Die urtiimlidien und römisdien ^Wege.
Die Untersuchung der Wege und Heer-
strassen ist zwar nicht sehr verwickelt, insofern
jedoch durchweg mühevoll, als mit den Quellen-
studien unablässig Ortsforschungen Zusammen-
hängen, welche sich auf Wald und Feld, auf
Sumpf und Heide erstrecken; dafür verheisst
ihre Kunde auch das erste und nothwendigste
Fundament für die Untersuchung politischer
und kulturgeschichtlicher Wandlungen.
Der Kreis hatte als schwach bevölkerte
Ebene ursprünglich den Charakter eines Durch-
gangslandes und bewahrt daher die Spuren von
Strassenzügen, welche in der Ferne entspringen
und in der Ferne ihr Ende nehmen. In die
alten Züge verflocht sich dann, als Verkehr
und Bevölkerung stiegen, ein reiches Netz von
jüngeren Wegen, und mehrere Fäden derselben
schlossen sich an auswärtige Linien zu einem
DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER.
In grauer Vorzeit sali die grossentheils un-
wirtliche Gegend wohl geraume Zeit nur Wan-
derschaaren und lockte erst allmälig mit den
Oasen Ansiedler an; die ersten, welche deut-
licher auf treten, waren Germanen, Angehörige
der Münsterländischen Gauvölker, in der grös-
seren Westhälfte Bructerer, im Osten wahr-
scheinlich Kleinhructerer. Sie haben ihre Sitze
so wenig gewechselt, wie ihre Sprachunterschiede,
oh sie auch sicher an der Bekämpfung und Ver-
jagung der Körner betheiligt, durch die Aus-
wanderung der kampffähigsten Brüder, durch
die Anfälle und Zuzüge anderer Völker, nament-
lich der Sachsen, stark bewegt worden sind.
Das Alles bedarf hier kaum einer näheren Er-
örterung: andere Kreise mit einer dichteren
Einwohnerschaft bieten dazu mehr Anlass; die
nothwendigsten geschichtlichen Aufschlüsse er-
geben sich aus dem ,Kreise Hamm4, Beiträge
und Erläuterungen aus den voründlichen Denk-
mälern selbst.
Die ältesten Denkmäler und die Erdwerke
erheischen um so mehr eine einheitliche Be-
trachtung, als schwerlich eine andere monu-
mentale Thätigkeit so ungestört aus den älteren
in die jüngeren Zeiten anlangte, wie das Gra-
ben, Wallen und Bauen aus Erde. Man
profitirte davon, wenn es hiess, Wege anlegen
oder verbessern, Fortificationen und Einhegungen
schaffen, kurzum man profitirte davon zu aller-
hand Zwecken in den Ur- wie in den Cultur-
perioden, so dass thatsächlich gewisse, auch
beträchtliche, Reste von Erddenkmälern nicht
genau nach Zeiten und Folge zu sichten sind,
wenn man einer gezwungenen Classification ent-
gehen will. Desungeachtet wollen wir den Ver-
such nicht scheuen, in dem bunten Gewirre
von Wällen und Erdwerken, welche wir oben-
drein meistens verstümmelt, zerrissen oder ent-
stellt vorfinden, nach Möglichkeit die verschie-
denen Arten zu zerlegen und zu erläutern, und
was zweifelhaft oder unbestimmt erscheint, auch
als solches anstreichen; was die römischen Erd-
anlagen betrifft, so muss deren eigenartige Form
als bekannt voraus gesetzt werden.
Die urtiimlidien und römisdien ^Wege.
Die Untersuchung der Wege und Heer-
strassen ist zwar nicht sehr verwickelt, insofern
jedoch durchweg mühevoll, als mit den Quellen-
studien unablässig Ortsforschungen Zusammen-
hängen, welche sich auf Wald und Feld, auf
Sumpf und Heide erstrecken; dafür verheisst
ihre Kunde auch das erste und nothwendigste
Fundament für die Untersuchung politischer
und kulturgeschichtlicher Wandlungen.
Der Kreis hatte als schwach bevölkerte
Ebene ursprünglich den Charakter eines Durch-
gangslandes und bewahrt daher die Spuren von
Strassenzügen, welche in der Ferne entspringen
und in der Ferne ihr Ende nehmen. In die
alten Züge verflocht sich dann, als Verkehr
und Bevölkerung stiegen, ein reiches Netz von
jüngeren Wegen, und mehrere Fäden derselben
schlossen sich an auswärtige Linien zu einem