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DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER,

16

Kirchspiele und der fürstlich-Sassenbergischen
Jagd; ein 0,85m hoher Grenzstein am Durch-
gänge der neuen Steinstrasse verkündet mit
einem bekrönten etwas schadhaften Fürsten-
wappen: Privatives Geheeg 1732. — 12. Der
Hagen schnadet (grenzt) von der Ems bisz
auff die Hessel.

Die Schirllandwehr liegt in bezeichnenden
Flurnamen, schwachen oder brüstigen Kesten bis
Kengering an der Bever vor; mit den Gräben an
die 35 Schritte breit - Fig. 5 -, zeigt sie eine
hier und da von kleinen Wällen durchkreuzte
Mittelfläche, an den Seiten spitzige 3 bis 4 Fuss
hohe Dämme mit flacherem oder tieferem
Aussengraben, einen Bestand von Schlagholz

und nach der Ostseite etwas stärkere Glieder.
Sie ist in der Telgte -Milter Flucht Eigentum
der Gemeinde Telgte, mehrorts verstümmelt,
jedoch noch kennbar in der Mittelsenkung und
auffallend der weite, vielfach zugelandete Graben
auf der Ostseite. Ob sie im Süden die Ems
überschritt, und sich hier eine weitere Landwehr
anschloss, bleibt vorerst dahin gestellt; auf der
andern Seite überschritt sie nach grösseren oder
kleineren Ueberbleibseln oder nach charakteristi-
schen Namen gewisser benachbarter Grund-
stücke und Fluren die Bever gen Norden,
und zwar zog sie am Drüge-Möller und Voss-
kötter vorbei auf die Aa oder vielmehr auf
die Heide, welche hier ohne Zuthun eines

/ --/00.

fliessenden Wassers die alte Stammes- und
Landesscheide und die Nordgrenze von Ost-
bevern macht.

Eine vierte Landwehr auf dem Südwest-
saume der Gemeinde Milte hebt an bei Far-
wicks Mühle, wo die Hessel plötzlich nach Süden
auf die Ems abbiegt, geht dann mehr in west-
licher oder nördlicher Flucht südlich am Geis-
mann vorbei nach dem Ostbeverschen hin. Sie
erscheint im Auslaufe vielfach zerstört, sonst j
streckenweise mit Holz besetzt und beim
Geismann, wo von Süden mehrere kurze Wälle
darauf stosseD, selbst in den Kuinen noch ge-
bieterisch. Als Kern ein starker Mittelwall, auf
der Nordostseite wieder eine mächtige Graben-
tiefe; das Werk rückt nicht völlig an die Grenze
der Milter Gemeinde und Pfarre, allein die
zwischenliegende Flur gehörte nach der Ver-
sicherung der Anwohner in alter Zeit zur Pfarre
Altwarendorf oder vielmehr wie Schmedehausen
zu Eine. Die Landwehr war also damals eine
Grenzmarke, wie die Hessel auch.

Wann und wozu sind diese grossen Erd-
anlagen gemacht? Diese Frage zu beantworten,
bedürfte es der Aufklärung darüber, ob sie
Theile grösserer, fortlaufender Anlagen sind oder
nicht. Haben sie ursprünglich nur eine Aus-

dehnung wie die bezeichnete, so lässt sich viel-
leicht folgende Vermutung hören: Die Kürze

und die Zahl der Wälle, die spitzen oder stumpfen
Profile, der grenzscheidende Charakter verleiht
denselben ein von den römischen und den meisten
heimischen Wallsträngen abweichenden Cha-
rakter; die römischen theilen mit ihnen höch-
stens den geraden Zug, nicht die Formen, die
begleitenden Funde oder Erdwerke.

Bedeutungsvoll mag es sein, dass sie in
solcher Zahl, Lage und Folge bloss der nörd-
lichen Kreishälfte oder vielmehr dem Nordost-
Saume eines einheitlichen Culturlandes ange-
hören; während dieser nämlich aussen an einer
breiten Sandöde, innen an der Ems einen natür-
| flehen und schützenden Kähmen hatte, war die
Mittelfläche langehin nur spärlich von Ansiedlern
bewohnt, von Oasen, Culturstrichen und Wall-
hecken unterbrochen — in ihrer ganzen Aus-
dehnung leicht ein Tummelplatz für Eindringlinge
aller Art. Dagegen nun erhoben sich als
künstliche Hindernisse und Wehren in ziemlich
regelmässiger Folge die grossen Dämme und
zwar im geraden Laufe d. h. in der schnellsten
und leichtesten Ausführung. Nach Osten hin
besitzen sie durchschnittlich die stärkste Glie-
derung, als ob sie den Westen wie ein Hinter-
 
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