18
DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER.
gewisse Formenverwandtschaft mit den älteren
Werken, daneben aber den jüngeren Ursprung und
den eigenartigen Zweck mit einer schwächeren,
unregelmässigeren Bauart. Wie gewohnt unsern
ältesten Vorfahren das Wallaufwerfen war, be-
zeugen der Scheidewall der Cherusker und Angri-
varier, jener der Engern und Bructerer, welchen
wir auf der Ostgrenze des Kreises Hamm nach-
wiesen, und die mächtigen Landwehren, welche
uns oben auf der Nordseite der Ems beschäftigten.
Es steigerte sich fortschreitend mit der Zeit
und den Angriffen von aussen, wenn es galt,
Burgen und Munitionen zu schaffen, wie sie
während der Frankenkriege auch in den Ge-
schichtsquellen vor uns auftauchen, noch mehr
im Mittelalter, wenn fortificatorische und öko-
nomische Rücksichten privater oder öffentlicher
Art ins Spiel kamen.
Gegen Osnabrück, Ravensberg und Rheda
gab es nur natürliche Landes-Grenzen.
Wälder, Bäche, Flüsse, Niederungen, Moore
(Vennen), und zumal Heidezonen, welche breit
und vage wie herrenloses Land fortstrichen,
sie hielten einst die Völkerstämme, später die
Länder auseinander, wie anderswo die Ströme,
Gebirge, Plateaus, oder auch künstliche Auf-
würfe. Im ,Schirloh‘ an der Nordseite von
Füchtorf tönt der landscheidende Charakter des
Waldes noch zu uns herüber, ebenso im Namen
der Hessel {Hassel = Grenzstaude). Als sich
dann unter den Ansiedelungen die Heidezonen
mehr verengten, auf beiden Seiten das Cultur-
land unregelmässiger aneinanderrückte, führten
allerhand Händel und Grenzstreitigkeiten zur
Errichtung von Schnatsteinen und Schnat-
bäumen, so gegen Ravensberg und Rheda —
doch nur vereinzelt kamen Hecken und Wall-
aufwürfe hinzu. Daher mögen auch die Wall-
reste an der Ostseite von Füchtorf eher für
Kirchspielsgrenzen oder vielmehr für Weges-
sperren zu halten sein, als für Landes-
grenzen, was dort auch der Name ,Bäumer‘
oder Rippelbaum zu bestätigen scheint.
Um den Transport fremder Waaren, nament-
lich fremden Viehes, über die Zollstätten zu
leiten, welche fast in jedem Kirchspiele von den
Fürsten und Herren errichtet wurden, mussten
die Um- und Abwege durch alte und neue Wall-
linien gesperrt, ihre ,Pässe1 neben dem Zollhause
und Zollbrette mit Schlagbäumen verschlossen
und von den ,Bäumerir und ,Baumhövern‘ ver-
wahrt werden. Selbst die Römerstrassen und
Landwehren dienten später wiederholt solchen
Zwncken und danken ihnen wohl an manchen
Stellen ihre Fortdauer.
Am Zollbrette des Kettlershagen und zwar
beim Baumhöver figurirten nach einander die
Wappen der Landesfürsten Clemens August,
Maximilian Friedrich, Maximilian Franz, dann
der Preussische Adler, namentlich passirten den
Zollpass auf Münster zu Frachtkarren (Hessen-
karren), glasbeladene Esel und früher Bierfuhren
von Paderborn. Auf dem Rathhause zu Waren-
dorf wurden die Quittungsformulare geholt und
die Einnahmen abgeliefert. Die drei trümmer-
haften Landwehren, welche im Osten von Harse-
winkel nebeneinander von Norden nach Süden
streichen, sollen nach der Ueberlieferung wirkliche
Landessperren gewesen und .zugethaeir sein,
wenn es galt, die heimischen Waaren und
Produkte im Lande zu halten, dagegen die
fremden von höheren oder niedrigem Preisen
auszuschliessen. Zu Zeiten, worin gewaltthätige
Anfälle dem Gemein- wie dem Sondereigen-
tum drohten, wurden nicht blos Städte und
Dörfer, selbst Höfe, Weiden und A eck er
nach aussen hin bewehrt und abgeschlossen;
und dazu konnte jedwede Walllinie von gewisser
Stärke und Ausdehnung mithelfen, indem ihr
Rücken mit Holz bepflanzt, ihre Durchgänge
mit Schlagbäumen behängen wurden. Der
Hausname ,Kattenbaum‘, welcher mehr als
einmal an den Landwehren oder ihren Linien
erklingt, deutet, wie mit der letzten Silbe
den Schlagbaum, so mit den beiden ersten,
welche man von Gat, engl, gate (= Oeffnung,
Spalt, Thor) ableiten darf, den Pass des Walles.
Die Jagdreviere bezeiclmeten natürliche
Grenzen oder, wie das fürstlich Sassenbergische,
Grenzsteine, so einer vor der Brücke zu
Warendorf, einer an der Versmolder, einer an
der Greffener Grenze und hier auch, doch nur
zufällig, die vorfindliche Walllinie des Land-
hagens. Marken von Wall oder Graben fehlen
auch dem Beifange des Hauses Bevern, kom-
men dagegen den Freiheiten Sassenberg,
DIE ÄLTESTEN DENKMÄLER.
gewisse Formenverwandtschaft mit den älteren
Werken, daneben aber den jüngeren Ursprung und
den eigenartigen Zweck mit einer schwächeren,
unregelmässigeren Bauart. Wie gewohnt unsern
ältesten Vorfahren das Wallaufwerfen war, be-
zeugen der Scheidewall der Cherusker und Angri-
varier, jener der Engern und Bructerer, welchen
wir auf der Ostgrenze des Kreises Hamm nach-
wiesen, und die mächtigen Landwehren, welche
uns oben auf der Nordseite der Ems beschäftigten.
Es steigerte sich fortschreitend mit der Zeit
und den Angriffen von aussen, wenn es galt,
Burgen und Munitionen zu schaffen, wie sie
während der Frankenkriege auch in den Ge-
schichtsquellen vor uns auftauchen, noch mehr
im Mittelalter, wenn fortificatorische und öko-
nomische Rücksichten privater oder öffentlicher
Art ins Spiel kamen.
Gegen Osnabrück, Ravensberg und Rheda
gab es nur natürliche Landes-Grenzen.
Wälder, Bäche, Flüsse, Niederungen, Moore
(Vennen), und zumal Heidezonen, welche breit
und vage wie herrenloses Land fortstrichen,
sie hielten einst die Völkerstämme, später die
Länder auseinander, wie anderswo die Ströme,
Gebirge, Plateaus, oder auch künstliche Auf-
würfe. Im ,Schirloh‘ an der Nordseite von
Füchtorf tönt der landscheidende Charakter des
Waldes noch zu uns herüber, ebenso im Namen
der Hessel {Hassel = Grenzstaude). Als sich
dann unter den Ansiedelungen die Heidezonen
mehr verengten, auf beiden Seiten das Cultur-
land unregelmässiger aneinanderrückte, führten
allerhand Händel und Grenzstreitigkeiten zur
Errichtung von Schnatsteinen und Schnat-
bäumen, so gegen Ravensberg und Rheda —
doch nur vereinzelt kamen Hecken und Wall-
aufwürfe hinzu. Daher mögen auch die Wall-
reste an der Ostseite von Füchtorf eher für
Kirchspielsgrenzen oder vielmehr für Weges-
sperren zu halten sein, als für Landes-
grenzen, was dort auch der Name ,Bäumer‘
oder Rippelbaum zu bestätigen scheint.
Um den Transport fremder Waaren, nament-
lich fremden Viehes, über die Zollstätten zu
leiten, welche fast in jedem Kirchspiele von den
Fürsten und Herren errichtet wurden, mussten
die Um- und Abwege durch alte und neue Wall-
linien gesperrt, ihre ,Pässe1 neben dem Zollhause
und Zollbrette mit Schlagbäumen verschlossen
und von den ,Bäumerir und ,Baumhövern‘ ver-
wahrt werden. Selbst die Römerstrassen und
Landwehren dienten später wiederholt solchen
Zwncken und danken ihnen wohl an manchen
Stellen ihre Fortdauer.
Am Zollbrette des Kettlershagen und zwar
beim Baumhöver figurirten nach einander die
Wappen der Landesfürsten Clemens August,
Maximilian Friedrich, Maximilian Franz, dann
der Preussische Adler, namentlich passirten den
Zollpass auf Münster zu Frachtkarren (Hessen-
karren), glasbeladene Esel und früher Bierfuhren
von Paderborn. Auf dem Rathhause zu Waren-
dorf wurden die Quittungsformulare geholt und
die Einnahmen abgeliefert. Die drei trümmer-
haften Landwehren, welche im Osten von Harse-
winkel nebeneinander von Norden nach Süden
streichen, sollen nach der Ueberlieferung wirkliche
Landessperren gewesen und .zugethaeir sein,
wenn es galt, die heimischen Waaren und
Produkte im Lande zu halten, dagegen die
fremden von höheren oder niedrigem Preisen
auszuschliessen. Zu Zeiten, worin gewaltthätige
Anfälle dem Gemein- wie dem Sondereigen-
tum drohten, wurden nicht blos Städte und
Dörfer, selbst Höfe, Weiden und A eck er
nach aussen hin bewehrt und abgeschlossen;
und dazu konnte jedwede Walllinie von gewisser
Stärke und Ausdehnung mithelfen, indem ihr
Rücken mit Holz bepflanzt, ihre Durchgänge
mit Schlagbäumen behängen wurden. Der
Hausname ,Kattenbaum‘, welcher mehr als
einmal an den Landwehren oder ihren Linien
erklingt, deutet, wie mit der letzten Silbe
den Schlagbaum, so mit den beiden ersten,
welche man von Gat, engl, gate (= Oeffnung,
Spalt, Thor) ableiten darf, den Pass des Walles.
Die Jagdreviere bezeiclmeten natürliche
Grenzen oder, wie das fürstlich Sassenbergische,
Grenzsteine, so einer vor der Brücke zu
Warendorf, einer an der Versmolder, einer an
der Greffener Grenze und hier auch, doch nur
zufällig, die vorfindliche Walllinie des Land-
hagens. Marken von Wall oder Graben fehlen
auch dem Beifange des Hauses Bevern, kom-
men dagegen den Freiheiten Sassenberg,