GG
SASSENBERG.
clensis, canonicus Paderb(ornensis) Johan-
nes Rotgerus Torck, dominus in Asbeck
& Vorhelm p(oni) c(uravit) MDCLXXXVI.
— also jener neulateinische Dichter und Musen-
freund, welcher gegenüber den literarischen Be-
wegungen Frankreichs und
Hollands mit dem Arzte
Bernard Bottendorf und
dem Domdechant Bernard
von Mallinkrot zu Münster
eine auch der Geschichts-
forschung holde Gelehrten-
republik begründete, welche
noch ebenso der Werth-
schätzung harrt, wie der
literarische Kreis des Bi-
schofs Ferdinand von Für-
stenberg zu Paderborn.
Unter den Glocken
zeigt die jüngere den Mei-
sternamen Alexius Petit
(Gescher) und die Jahres-
zahl 1827, die ältere Beifen,
am Mantel zwei nach oben
gekehrte Blattabdrücke, das
Wappen und die Jahreszahl
1702. unter einem Friese
kleine Knaben in sonder-
baren Hantierungen, darüber in einem andern
nach oben geöffnete Bundbögen, ferner das von
einem Kreuze und einem Handweiser eingelei-
tete Schriftband:
Fried(ericus) Christ(ianus) D(ei) g(ratia) epis-
c(opus) Monas(teriensis), Burgg(ravius)
Stromb(ergensis) s(acri) R(o-
mani) imperii p(rinceps) et
dom(inus) Bork(elohensis) .
M(eister) Joh(an) Fr icke.
Auf dem Zifferblatte der Uhr,
an der östlichen Schmalwand steht:
Anno 1800.
Der Kirchenbau selbst ath-
met in seiner Gesamtform, sogar
im Profile des Gurtgesimses noch den Geist
gothischer Constrnction. Er ist eine Hallen-
kirche — Fig. 27, 28 —, im Chore dreiseitig
geschlossen, doch seltsamer Weise der Stras-
senlage wegen nach Süden gerichtet und am
28.
Ostende des Firstes mit einem schlanken Dach-
reiter in Zwiebelform besetzt. Zwei Paare von
Bundsäulen trennen die drei fast gleich hohen
Schiffe, so dass die Gewölbe im Hauptschiffe Qua-
drate, in den engern Seitenschiffen oblonge Vier-
ecke ausmachen. Die Ge-
wölbe. auch jenes über dem
Chore, haben Kreuzrippen,
die Säulen, welchen in den
Nebenschiffen Wandpilaster
und aussen Strebepfeiler
entsprechen, kämpferartige
Capitäle; Gurten und Fen-
ster schliessen mit runden
Bögen. Den Haupteingang
nach der Strassenseite um-
rahmt ein sehr reizender
Portalbau — Fig. 29 —
mit durchbrochenem Gie-
bel, worin das Galen’sche
Wappen. Die Streben und
die Basen bestehen aus
Werksteinen, die übrigen
Theile aus Ziegeln.
Bei der viereckigen Sa-
kristei im Süden des Chores
bedingte die Benutzung
zweier Strebepfeiler zum
Baumabschlusse die unregelmässige Grundform
wie die schirmähnliche Gestalt des Gewölbes.
Dass im dreiseitigen Chorschlusse die beiden
Kippen an der Querrippe zusammenstossen, die
Oberwand des Hauptschiffes über die Aussen-
mauern hinaussteigt, darin offenbart sich das
Verknöcherte und Abgelebte der
Gothik. Ueber dem Giebelportale
steht die Jahreszahl 1673. Der
Urheber des Planes wird kein an-
derer sein wie der Hauptarchitekt
des Schlossbaues. Der Kirchen-
bau bewährt eine in andern deut-
schen Ländern mehrfach beobach-
tete Thatsache auch für West-
falen, dass nämlich die Gothik hier im Con-
structionsgefühle nie erstorben und von den
Bischöfen Galen und Plettenberg, wie man
ihren Kirchenbauten ansieht, geflissentlich be-
lebt wurde, so gut das ging. Es ist nicht die
SASSENBERG.
clensis, canonicus Paderb(ornensis) Johan-
nes Rotgerus Torck, dominus in Asbeck
& Vorhelm p(oni) c(uravit) MDCLXXXVI.
— also jener neulateinische Dichter und Musen-
freund, welcher gegenüber den literarischen Be-
wegungen Frankreichs und
Hollands mit dem Arzte
Bernard Bottendorf und
dem Domdechant Bernard
von Mallinkrot zu Münster
eine auch der Geschichts-
forschung holde Gelehrten-
republik begründete, welche
noch ebenso der Werth-
schätzung harrt, wie der
literarische Kreis des Bi-
schofs Ferdinand von Für-
stenberg zu Paderborn.
Unter den Glocken
zeigt die jüngere den Mei-
sternamen Alexius Petit
(Gescher) und die Jahres-
zahl 1827, die ältere Beifen,
am Mantel zwei nach oben
gekehrte Blattabdrücke, das
Wappen und die Jahreszahl
1702. unter einem Friese
kleine Knaben in sonder-
baren Hantierungen, darüber in einem andern
nach oben geöffnete Bundbögen, ferner das von
einem Kreuze und einem Handweiser eingelei-
tete Schriftband:
Fried(ericus) Christ(ianus) D(ei) g(ratia) epis-
c(opus) Monas(teriensis), Burgg(ravius)
Stromb(ergensis) s(acri) R(o-
mani) imperii p(rinceps) et
dom(inus) Bork(elohensis) .
M(eister) Joh(an) Fr icke.
Auf dem Zifferblatte der Uhr,
an der östlichen Schmalwand steht:
Anno 1800.
Der Kirchenbau selbst ath-
met in seiner Gesamtform, sogar
im Profile des Gurtgesimses noch den Geist
gothischer Constrnction. Er ist eine Hallen-
kirche — Fig. 27, 28 —, im Chore dreiseitig
geschlossen, doch seltsamer Weise der Stras-
senlage wegen nach Süden gerichtet und am
28.
Ostende des Firstes mit einem schlanken Dach-
reiter in Zwiebelform besetzt. Zwei Paare von
Bundsäulen trennen die drei fast gleich hohen
Schiffe, so dass die Gewölbe im Hauptschiffe Qua-
drate, in den engern Seitenschiffen oblonge Vier-
ecke ausmachen. Die Ge-
wölbe. auch jenes über dem
Chore, haben Kreuzrippen,
die Säulen, welchen in den
Nebenschiffen Wandpilaster
und aussen Strebepfeiler
entsprechen, kämpferartige
Capitäle; Gurten und Fen-
ster schliessen mit runden
Bögen. Den Haupteingang
nach der Strassenseite um-
rahmt ein sehr reizender
Portalbau — Fig. 29 —
mit durchbrochenem Gie-
bel, worin das Galen’sche
Wappen. Die Streben und
die Basen bestehen aus
Werksteinen, die übrigen
Theile aus Ziegeln.
Bei der viereckigen Sa-
kristei im Süden des Chores
bedingte die Benutzung
zweier Strebepfeiler zum
Baumabschlusse die unregelmässige Grundform
wie die schirmähnliche Gestalt des Gewölbes.
Dass im dreiseitigen Chorschlusse die beiden
Kippen an der Querrippe zusammenstossen, die
Oberwand des Hauptschiffes über die Aussen-
mauern hinaussteigt, darin offenbart sich das
Verknöcherte und Abgelebte der
Gothik. Ueber dem Giebelportale
steht die Jahreszahl 1673. Der
Urheber des Planes wird kein an-
derer sein wie der Hauptarchitekt
des Schlossbaues. Der Kirchen-
bau bewährt eine in andern deut-
schen Ländern mehrfach beobach-
tete Thatsache auch für West-
falen, dass nämlich die Gothik hier im Con-
structionsgefühle nie erstorben und von den
Bischöfen Galen und Plettenberg, wie man
ihren Kirchenbauten ansieht, geflissentlich be-
lebt wurde, so gut das ging. Es ist nicht die