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DIE ARCHITEKTEN.

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unruhigen Welt entsagt, theilten sich 1384 die
Brüder Heinrich und Evert mit den Gütern und
Gerechtsamen auch die Burgstätte und Thürme,
so dass jener die östliche, dieser die westliche
Hälfte erhielt, Kapelle und Mühle wie noch
heute beiden gemeinsam zustanden. Also gab
es hier fortab, wie zwei Burgen, so zwei Fami-
lien, die Korf und die Korf gen. Schmiesing;
der Name Kersekorf verlor sich. Um die neue
Doppelburg tosten Fehden und Waffenlärm wei-
ter; 1341 wurde sie vom Osnabrücker Bischöfe
Godfried in Schutz genommen, 1344 auf sechs
Jahre dem Erzbischöfe von Köln, 1362 gegen
reiche Vergeltung dem Grafen von Ravensberg
zum Offenhaus gemacht, trotzdem, wohl nicht
ohne Ursache, 1368 von der Ravensberger Burg-
mannschaft überfallen und auch von Osnabrück
belagert; nicht lange nachher fangen und be-
rauben die von Harkotten wieder edle Pilgrimme;
der Landesfürst erlöste die Unglücklichen und
1382 mussten die Korfs einen neuen Ergeben-
heits-Vertrag eingehen. Von den Fehden und
Kämpfen heisst wohl noch jetzt eine Anhöhe
im Norden ,Todtenknapp‘; das dynastische An-
sehen sank und schwand. Die Familie Korf
theilte sich in mehrere und meist begüterte
Zweige wie in Westfalen so in Curland, Lief-
land und Russland. Die Schmiesinger Halb-

scheid von Harkotten kam 1615 durch Ver-
mählung mit Christine von Korf an Goswin
von Kettler zu Middelburg. Dem neuen
Stamme entsprossen die Pröpste zu Cappen-
berg Joh. Alex. Herman (f 1695), Restaurator
der Klosterkirche und Ferdinand Moriz Goswin
(um 1778) — ein grosser Bücherfreund. Von
den Korfs thaten sich ausser jenem unbän-
digen Ritter Heinrich hervor Franz Kersekorf,
1433 Hochmeister von Liefland, 1435 gefallen
als Held gegen die Lithauer, Dorothea gen.
Schmiesing 1618 Stifterin des armen Clarissen-
klosters zu Münster und dessen Vorsteherin bis
zu ihrem Tode 1659, Franziska Lucia (f 1799),
Abtissin zu Freckenhorst; vielleicht zählt hier-
her jener Hauptmann von Korf, welcher mit
dem Professor Wilhelm Gerz seit 1786 zu
Münster die Münsterische Monatsschrift heraus-
gab. Anschliessen möchte ich die Nachricht, dass
der Münsterische Domdechant Rotger Schmie-
sing laut den Executorial - Acten nach seinem
Tode 1548 ein kostbares Epitaph erhielt, indem
dem Maler Herman To Ring lediglich für die
Ausführung von Buchstaben und Wappen in
Gold und andern Farben über 18 VI. und für
eine verfasste Wandinschrift dem Magister Hen-
rich Olphenius 5 M. 6 Sch. entrichtet wurden.

Die Denkmäler.

Von dem frühem Burgwesen schaut man
heute nur noch einen Schatten: einige Wasser-
gürtel und die getrennten Schlösser; dies sind
neuzeitliche Anlagen, zweistöckige Vierecke auf
hohen Kellergeschossen inmitten der beidersei-
tigen Nebengebäude, Garten-Parkanlagen und
Steinbildnisse, deren Seitenstücke seit Jahr-
zehnten als Trümmer im Dunkeln liegen.

Nördlich vor der Allee nach Füchtorf stehen
zwei Pfeiler mit Wappen haltenden Löwen, in
der Allee ein überlebensgrosser Apollo, östlich
am Wege nach Laar ein mächtiger Atlas von
Stein aus dem Jahre 1729, welcher in eisernen
Reifen die Weltkugel hält, nördlich auf einer
Stele die Büste des Ministers Franz von Für-
stenberg; im Nordosten am Todtenknapp liegt
angeblich über einem Grabe ein umgefallener

Denkstein: ein mit Vase bekröntes Prisma, woran
in vier Zeilen das Distichon:

Die beweine nicht mehr, die schon zur Ruhe

gegangen,

Die beweine, die stets fürchten den kom-
menden Tod.

Am Wege nach Glandorf war einst neben
einer alten Linde das Bildniss des Johannes
Nepomuk auf der Johannes-Brücke aufgestellt.

Das Korf sehe Schloss mit der Front nach
Westen gewandt ist ein classicirender Bau mit
Porticus aus unserm Jahrhunderte.

Das Kettler’sehe Haus, östlich daneben,
mit der Hauptseite nach Süden gekehrt, hat
ein Mansarddach, einen ausladenden Mittelbau,
und hiervor im Süden eine gewölbte Flügel-
treppe. Die Fenster sind gerade, an den Ivel-
 
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