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HARIENEELD

berg in den Schatten stellte. Den steifen Jargon
des französischen Barocks verspürten sogar die
weiten Garten-Anlagen; doch bespülte die Lutter
sehr angenehm die Südmauern des Convents und
im Norden ein Teich die Aussenflanke des Thor-
flügels. Die Klosterstätte hatte ein höfisches
Gewand angelegt und ihr Bauwesen verlockte,
von den Adelssitzen abgesehen, Corvei, Bredelar,
Liesborn, Cappenberg und Grafschaft zur Nach-
ahmung früher oder später.

Noch heute vermitteln uns Bilder in Wasser-
farben eine Vogelperspective auf ferne Hügel und
Burgen im Nordosten, auf die Tannenwaldungen
und, ohne das Einzelne zu betonen, auf den ge-
samten Complex von Bauten, Gärten und Park-
anlagen. Jenes des Dr. Zumnorde im Maasse
von 0,60 : 0,75m, das wir rechts etwas ge-
schmälert beifügten, enthält auf einem Sockel-
werk einen von Genien umgebenen Säulentorso
mit den Wappen des Ordens und des aller-
letzten Abtes. — Beim Kaufmann Hatzfeld zu
Münster liegt ein schönes Seitenstück; es ist
gleichfalls mit einem Abtswappen — zwei Blumen-
töpfe und Kreuz — also jenem Pötkens ver-
sehen und vor dessen Resignation 1794 angeb-
lich von einem Franzosen entworfen mit der
unvollständigen Unterschrift: Radio descripsit
et hac forma expressit Fr. Ja De . . .

Eine kleinere Ansicht beim Landwirt Vieh-
meier ist gezeichnet von Joseph Homann in
Marienfeld 1799J Homann, von dem der Bau-
meister Nordhoff zu Münster eine ähnliche An-
sicht von Liesborn ,1802‘ besitzt, ist ohne Frage
Marienfelder Pater, zu Münster geboren 1775
27/3 und gestorben als Dechant der Ludgeri-
kirche 1816 26/5.

Ein weit älteres Bild in der Küsterei ent-
spricht mit den Gebäuden schwerlich mehr der
1690 von Theodor gemalten Klosteransicht.

Was noch an Denkmälern zn erledigen,
umfasst zugleich diejenigen, welche sich anders-
wohin verschleppten und zerstreuten.

An Bildnissen hangen in der Kreuzvicarie
zu Stromberg, als Vermächtnisse Dünheuft’s, ein-
zeln fünf Stifter fast lebensgross und handwerks-
mässig, eines von 1716, die zwölf letzten Aebte
sitzend mit beiden Wappen 1,80 : 1,30m gross,
endlich die Klosterstiftung: mitten die Kirche,

daneben die Stifter, unten die Gottesmutter und
wappenhaltende Engel, nach dem Zustande der
Kirche etwa von 1713, obgleich einzelne In-
schriften gothisiren — dann eine Nordansicht
des Klosters; diese und die Stücke von 1716
malte wohl ein Herman Veitmann aus Coesfeld,
dem anscheinend Altertümeleien beliagten.

An Portraits sind übrig P. Albert Wersin
(1737 — 1770) zu Angelmodde, Abt Pötken
(—1794) zu Recklinghausen, Abt Estinghausen
(1757—1769), P. Heinrich Ringenberg (1734—
1802), P. Paul Hatzfeld (1745—1805) und
zwei des Abtes Peter (Franz Hunold) Hatzfeld
(1794—1823) zu Münster; einige davon, wie
auch P. Pötken und Hatzfeld zu Stromberg,
wohl meist Jugendarbeiten Rincklakes.

An Textilarbeiten und zwar an Casein
erhielten sich fünf: drei sind namentlich im

Kreuze und im Vorderstabe nicht zu dicht über-
rankt von Blumen aus Seide oder zugleich aus
Silber- und Goldfäden, welche allein das Geblüm
und Ornament des vierten und zwar auf dunklem
Grunde ausmachen; das fünfte von rother Seide
bedecken bloss das Kreuz und der Stab in
Silberborden sowie unten aufgestickt ein Wap-
pen unter Krummstab und Mitra; ringsum
Zweige in Gold oder Silber.

Einzelne Metallgeräte stammen nach den
Marken von den Münsterischen Meistern /7(ohan)
//(einrich) Z?(udde) nach 1723 und //(einrich)
M(lbert) P(isselinger) 1730—1773, oder von
/. //(artman) aus Warendorf, welcher auch 1775
die grosse silberne Chorlampe mit den Wappen
des Ordens und des Abtes Crone mit Kartouchen
und Muscheln in Rococco hervorbrachte. Vom
Abte Hatzfeld restiren in dessen Familie zwei
0,17m lange Gehäuse für Pfeffer- und Salzfass
mit classicirenden Formen, durchbrochenen
Mustern und unklaren Marken, wahrscheinlich
Warendorfer Arbeiten, imgleichen gemäss der
Stilverwandtschaft mit einem Milter Stücke von
F. Hartmann ein 0,53m hohes Kreuz aus Holz;
vergoldete Kupferplatten, darüber an den Seiten
oder in den Flächen Silberränder und Orna-
mente in Naturfarbe, darunter gothisirende
Stab- und Masswerke, wodurch auch der schwarze
Holzgrund des Postaments scheint, und Silber-
rosetten dienen als Bekleidung. Das Todten-
 
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