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GREFFEN. — KIRCHLICHE UND PROFANE DENKMÄLER.

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hervor, nicht minder in den Zierpressuren, den
starken Kückenbänden und Messingschliessen
des Einbandes.

Ein vom Pastor Heinrich Stücker um 1696
geschenkter und später als Ciborium gebrauch-
ter Kelch scheint mit zwei andern Kelchen und
silbernen Messkännchen gestohlen zu sein.

Die erste Orgel ist 1688 gebaut, die Fa^ade
der vorhandenen eine schlichte Möbelarbeit des
18. Jahrhunderts, dem noch Mancherlei angehört:
so namentlich eine aus Messing getriebene Chor-
lampe in Karniessform, die Kanzel und der
Aufsatz des Hochaltars. Als hölzernes Rah-
menwerk mit Figuren umschliesst dieser ein
werthvolles Oelgemälde: von Engeln umgeben
steht Maria auf der Schlange und Weltkugel.
Das ungefähre Alter entnimmt man den schön
geschnitzten Rococco-Ornamenten.

Für eine flotte ornamentale Arbeit gilt die
Treppe, das polygone Gehäuse und der Deckel
der Kanzel; zudem sind die Seiten besetzt
mit den Brustbildern der Evangelisten, die Vo-
lutenhaube mit dem Bilde des guten Hirten;
dagegen übertrifft das doppelseitige Hängebild
der fast lebensgrossen Muttergottes an Auffassung

und Technik bei Weitem die landläufigen Bilder
gleichen Datums — ähnlich wie ein viereckigss
Steinbild der südlichen Aussenwand; es bietet
die Kreuzigung mit den Seitenfiguren in Hoch-
relief und verletzt höchstens mit der modell-
artigen Gewandbauschung; der Rahmen ist
oben flachbogig, unten convex und hier mit
dem Schriftschilde behaftet . . . Johan Henrick
Kolckenbeck, Anna Maria Klunnemann, Ehe-
leute Anno 1730-

Die ländliche Schmiedekunst bewährte noch
1742 für ein Dorf haus ihren Ruf mit einer ge-
zipfelten Windfahne an einem verzierten Kreuz-
I stabe.

Gebrannte Votivbilder, grau in grau,
mit Unterschriften, Wappen oder Hausmarken,
scheint es, waren hier ein gewählter und ge-
schätzter Hausschmuck und mehrere, vorwiegend
von 1681, fanden Obdach in Warendorf; ein
! Votivglas eines Marienfelder Abtes von 1696
erwies sich der heutigen Forschung noch als
Geschichtsquelle —- solch’ einen Nutzen können
die unscheinbarsten Denkmäler stiften; sogar
„Alles Zertrümmerte ist ehrwürdig“.
 
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