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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 7/8
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Heigel, Karl Theodor von: Das Grabmal Kaiser Ludwig des Bayern in der Münchener Frauenkirche, [2]: Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-Verein am 21. März 1893
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0045

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IrCop fleiftc, entworfen von Aug. G läse r - München.

»raömül

itüg des Magern

Nachdruck verboten.

in der NünIenK IraümkirK.

Vortrag, gehalten iin Bayer. Kunstgewerbe-Verein am 2(. März (893 von Karl Theodor Migel.

(Schluß.)

ielleicht ist nicht bloß eilt Mausoleum Kaiser
Ludwigs, sondern eilt Denkmal für alle oder
doch für die in der Frauenkirche bestatteten
Fürsten des Wittelsbachifchen Hauses geplant
gewesen; das großartige Innsbrucker Monument Kaiser
Maximilians I. mag die Anregung gegeben haben. Der-
artiges läßt sich fchließeit aus einem Briefe des Augsburger
Tapitelherrn Johann Georg von Werdenstein ait Herzog
Wilhebit V. vom (9. Oktober (592- Herzog hatte

„in Verrichtung des fürgenomen werckes und herrlicher
sepulturu ancrbieten und ilt solchem und desselben zuge-
hörigen fürstlichen Personen irer Heurathen und wapcn",
die Meinung uitd Mitwirkung des gelehrten Domherrn
erbeten. Werdenstein berichtet nun, daß er zu diesem Zweck
gemeinsam iitit dem herzoglichen Archivar Br. Michael
Arrodenius schon die Wappen „aus allerlay buechern und
collectionen ausgesucht, desgleichen auch die oovjugia duoum
Bavariae aus allerlay scriptoribus et fide dignis monu-
mentis zufanimengetragen." Da die bayrischen Fürstinen
den verschiedensten Ländern entstammen, seien Wappen von
Sicilia, Arragonia, hungarn, Holland, Burgund, Polen,
Schlesien, Mechelberg (Mecklenburg) und aitdcrit Staaten an-
zubringen. Auffällig ist, daß auch voll vier Fahnen, wie sie
das Denkmal aufweist, schon in jenem Briese die Rede ist.
„Die vier Fahnen belangendt, wirdtet eß wol stehil, daß die
sürneiilste regierende Fürsten cum numeris annorum dar-
innen begriffen wurden." Werdenstein verspricht, eigens nach
München zu ziehen, um bei Ausführung der sepultura
mtt seinen Büchern und Kenntnissen behilflich zu sein.

Daß an den: geplanten Werke unter Wilhelm V. auch schon
gearbeitet wurde, beweist ein noch vorhandenes Register, „was
Br fürstliche Durchlaucht perzog Wilhelm in Bayern ic. wegen
fürstlicher Begrebnuß, so zue unser lieben frauen
khumen würdt, seidt verschinen Iars Anno 95 an geldt
^a^en dargelichen und die hoffcamer höchstgedachter Irer fürst-
lidien Durchlaucht widerumben zu erstatten schuldig verpleibt".

„Erstlich dein hannsen Mentzinger seidenstückher auf

zwaynial geben worden ... fl. ^00.

Gleichfals dem Frichtl seidenstückher, auch auf

zweimal geben ................ fl. q>00.

Bier dem Hans Reicht wegen der Magdalena

zu possiren geben worden . ..fl. (00.

Mer dem Hans prackh Niederlender von obgedachter

Magdalena zu verschneiden bezalt ...... fl. (50.

Summa in allem thuet .... fl. (050.

Wilhelnt (eigenhändig).

Schon Trautmann und Gmelin haben die beiden letzten
Posten mit der herrlichen Magdalena der Kreuzesgruppe
int rechten ^verschiff der Michaelskirche in Verbindung
gebracht. Ich stimnte dieser Aitsicht bei, glaube aber nicht,
daß damals geplant war, das Grab Wilhelms V. in der
Frauenkirche auszurichten, sondern daß jene Arbeiten für die
von Werdenstein berührte größere fürstliche Sepultur be-
stimmt waren.

An künstlerischen Kräften hervorragenden Ranges war
ja in München kein Mangel. Es fei nur erinnert an den
Baumeister der Michaelskirche, Wendel Dietrich, an den
Baumeister und Maler Friedrich Sustris, an Heinrich Schön,
der seit (6(( die Residenz aussührte, an die Maler Antonio
Viviani, haits Werl, Hans Thonauer, Hans von Aacheit
u. A., an Raphael Sadeler, der seit (602 an den Stichen
für Rader's Bavaria Laueta arbeitete, an Paul Krieger,
der für den Hof die schönsten Juwelierarbeiten lieferte, an
deit genialen Bildner Hubert Gerhard und seinen Schüler
Hans Krümper von Weilheim, endlich ait Peter de Witte,
der sich, (586 nach München berufen, bald zunt Mittel-
punkt des dortigett Künstlerkreises machte und der Münchener
Kunst seiner Tage den Stempel seines Geistes aufdrückte.

Erst itt jüngster Zeit wurde die Münchener Erzbildnerei
jener Epoche, deren Geschichte bis dahin so gut wie un-
bekannt geblieben war, liebevoller gewürdigt; wir besitzen

Zeitschrift des bnyer. Aunftgewerbewereins München.

1893. Heft 7 & 8. lBg. U
 
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