des betreffenden Besitzers und die Jahreszahl. Zuweilen
sind auch an verschiedenen stellen Messingnägel angebracht.
Lin solcher Stuhl ist ein Hochzeitsstuhl und besitzt ein jeder
Haushalt meistens nur zwei davon — einen für den Mann
und einen für die Frau —, wenn nicht die den Litern ge-
hörigen auch noch vorhanden sind. Der für den Mann
bestimmte Stuhl ist gewöhnlich etwas höher, als derjenige
der Frau, die Sitze sind mit Kiffen belegt, entweder gestickt
oder aus Teppichstoffen. Früher hatte man Gobelinkissen, die
theils aus Hamburg, theils aus den Niederlanden stammten.
Die anderen im Zimmer befindlichen Stühle sind durch-
gängig einfacher, sie haben keine Seitenlehnen und auch die
Rücklehne ist lange nicht so reich, indem meistens über die
fünf senkrechten Docken wieder ein wagerechter Stab gelegt
ist, womit die Sache ihr Lnde hat.
Zeichnung von L. Schlotte, lsamburg.
Aus der Diele stehen mit Barockschnitzerei überladene
dunkelbraune schwere Schränke mit übermäßig weit aus-
ladendem oberen Hauptgesims und vielfach verkröpften Thür-
füllungen, auch Truhen mit flacher Schnitzerei, welche noch
bis ans Lnde des vorigen Jahrhunderts theilweise gute
Renaissanceformen zeigen, und Koffer, welche mit reichen
Barockbeschlägen versehen sind, stehen umher.
Neben dem Hause befindet sich ein großes aus schweren
Lichenbohlen gezimmertes Thor, das zu dem rückwärts ge-
legenen Hofe führt. Ls ist oben mit stark hervorragenden
Konsolen versehen, auf welchen ein kurzes mit Ziegelsteinen
gedecktes Dach aufsitzt; das holzwerk ist meistens mit weißer
Farbe angestrichen. Das Thor ist dann so eingerichtet, daß
es zwei Durchlässe hat, einen höheren und breiteren für
lDagen und einen kleineren für Fußgänger. Das Ganze
macht einen sehr stattlichen Lindruck. Leider sind diese
Thore auf den Aussterbeetat gesetzt. Denn sobald eins
derselben morsch wird und abgebrochen werden muß, scheut
der Bauer die Kosten für einen Neubau. Ich habe auf
meiner Wanderung durch das Land kauin ein Dutzend zu
Gesicht bekommen.
Die Kirchen des Altenlandes bieten nur wenig Be-
merkenswerthes. Das Innere ist meistens mehr als nöthig
bunt. Der im bäuerischen überladenen Barockstil gehaltene
Altar ist vielfach mit der Kanzel aus Raumersparniß ver-
einigt, dergestalt, daß der Altar sich zu ebener Lrde be-
findet und die Kanzel in einiger höhe darüber; der Prediger
gelangt durch eine von der Rückseite hinaufführende Treppe
auf dieselbe. Außer dieser wären nur noch die aus Ham-
burg oder Lübeck stammenden Messingkronleuchter zu er-
wähnen. Dieselben scheinen übrigens ursprünglich nicht
immer für kirchliche Zwecke bestimmt gewesen zu sein, denn
bei einem derselben in dem Dorfe Mittelkirchen fand ich
an der Spitze als Bekrönung eine kleine Figur, den Blitze
schleudernden Jupiter darstellend.
Die Tracht der Altenländer bietet auch viel Interessantes,
besonders der Schmuck. Der Bauer ist ziemlich einfach ge-
kleidet. Im Allgemeinen trägt er eine weite manchesterne
Hose und dazu eine faltige Jacke. Bei festlichen Gelegen-
heiten trägt er Kniehosen mit silbernen Knöpfen, Schuhe
mit silbernen Spangen und einen langen Tuchrock oder
auch eine weite faltige Jacke init silbernen Knöpfen. Die
Bäuerin dagegen geht an Sonn- und Festtagen in einer Jacke
mit feinein schwarzen Tuch einher mit weiten Aermelii, die
je mit sechs schweren Silberknöpsen besetzt sind, wobei die
Jacke von vorn offen ist, um das Rodur, ein breites Stück
Goldbrokat zu zeigen; dazu trägt sie einen faltigen Rock
von kirschrothem Tuch mit einer feinen weißen Spitzen-
schürze darüber. Km die Taille ist eine dicke, oft vier
Meter lange Silberkette geschlungen, hochhackige Schuhe
init großen silbernen Schnallen vollenden den reichen Air-
zug, welcher oft über tausend Mark kostet. Die Kopf-
bedeckung besteht aus einem Tuch, welches derartig
uingebuiiden wird, daß der Scheitel, die Stirn und der
Hinterkopf gänzlich davon bedeckt sind und das haar un-
sichtbar wird. Bei festlichen Anlässen kommt danii noch
das „Schedok" oder „Scheituch", eine weiße, fußlange,
düteiiföriiiige Kopfbedeckung vor. Leider verschwindet diese
Tracht immer mehr und inehr, und es ist jetzt schon eine
Ausnahme, wenn iiian eine Bäuerin ganz in dieses alte
Kostüiii gehüllt sieht; durchgängig ist es dann auch eine
ältere Frau, die jungen Mädchen gehen alle in städtischer
Tracht umher.
Die eigentlichen Schmuckstücke bestehen nun vor Allem
in einer Hemdspange, welche hier die herzform zeigt, die
bei mannigfach wechselnder Verzierung noch in mehreren
Gegenden der Llbherzogthümer, auch im nördlichen Schles-
wig vorkoinmt, bald in rohen: Guße, bald in mehr oder
minder feinem, durchbrochenen: oder auf einer Silberplatte
befestigten: Drahtwerk, immer aber mit beweglichen An-
hängseln, aus Draht gebogenen Sternchen, Blumen, Bommeln
von drei bis neun an der Zahl. Nirgends aber ist das
Herzmotiv in schönerem Kmriß, in zierlicherer Ausführung
zu finden als in: Altenlande. Neben der herzförmigen
Hemdspange spielen mannigfache hals- und Brustketten eine
Rolle in: Schnuick der Altenländer Bäuerin. Bald sehen
wir drei bis sieben Reihen glatter erbsengroßer, hohler
sind auch an verschiedenen stellen Messingnägel angebracht.
Lin solcher Stuhl ist ein Hochzeitsstuhl und besitzt ein jeder
Haushalt meistens nur zwei davon — einen für den Mann
und einen für die Frau —, wenn nicht die den Litern ge-
hörigen auch noch vorhanden sind. Der für den Mann
bestimmte Stuhl ist gewöhnlich etwas höher, als derjenige
der Frau, die Sitze sind mit Kiffen belegt, entweder gestickt
oder aus Teppichstoffen. Früher hatte man Gobelinkissen, die
theils aus Hamburg, theils aus den Niederlanden stammten.
Die anderen im Zimmer befindlichen Stühle sind durch-
gängig einfacher, sie haben keine Seitenlehnen und auch die
Rücklehne ist lange nicht so reich, indem meistens über die
fünf senkrechten Docken wieder ein wagerechter Stab gelegt
ist, womit die Sache ihr Lnde hat.
Zeichnung von L. Schlotte, lsamburg.
Aus der Diele stehen mit Barockschnitzerei überladene
dunkelbraune schwere Schränke mit übermäßig weit aus-
ladendem oberen Hauptgesims und vielfach verkröpften Thür-
füllungen, auch Truhen mit flacher Schnitzerei, welche noch
bis ans Lnde des vorigen Jahrhunderts theilweise gute
Renaissanceformen zeigen, und Koffer, welche mit reichen
Barockbeschlägen versehen sind, stehen umher.
Neben dem Hause befindet sich ein großes aus schweren
Lichenbohlen gezimmertes Thor, das zu dem rückwärts ge-
legenen Hofe führt. Ls ist oben mit stark hervorragenden
Konsolen versehen, auf welchen ein kurzes mit Ziegelsteinen
gedecktes Dach aufsitzt; das holzwerk ist meistens mit weißer
Farbe angestrichen. Das Thor ist dann so eingerichtet, daß
es zwei Durchlässe hat, einen höheren und breiteren für
lDagen und einen kleineren für Fußgänger. Das Ganze
macht einen sehr stattlichen Lindruck. Leider sind diese
Thore auf den Aussterbeetat gesetzt. Denn sobald eins
derselben morsch wird und abgebrochen werden muß, scheut
der Bauer die Kosten für einen Neubau. Ich habe auf
meiner Wanderung durch das Land kauin ein Dutzend zu
Gesicht bekommen.
Die Kirchen des Altenlandes bieten nur wenig Be-
merkenswerthes. Das Innere ist meistens mehr als nöthig
bunt. Der im bäuerischen überladenen Barockstil gehaltene
Altar ist vielfach mit der Kanzel aus Raumersparniß ver-
einigt, dergestalt, daß der Altar sich zu ebener Lrde be-
findet und die Kanzel in einiger höhe darüber; der Prediger
gelangt durch eine von der Rückseite hinaufführende Treppe
auf dieselbe. Außer dieser wären nur noch die aus Ham-
burg oder Lübeck stammenden Messingkronleuchter zu er-
wähnen. Dieselben scheinen übrigens ursprünglich nicht
immer für kirchliche Zwecke bestimmt gewesen zu sein, denn
bei einem derselben in dem Dorfe Mittelkirchen fand ich
an der Spitze als Bekrönung eine kleine Figur, den Blitze
schleudernden Jupiter darstellend.
Die Tracht der Altenländer bietet auch viel Interessantes,
besonders der Schmuck. Der Bauer ist ziemlich einfach ge-
kleidet. Im Allgemeinen trägt er eine weite manchesterne
Hose und dazu eine faltige Jacke. Bei festlichen Gelegen-
heiten trägt er Kniehosen mit silbernen Knöpfen, Schuhe
mit silbernen Spangen und einen langen Tuchrock oder
auch eine weite faltige Jacke init silbernen Knöpfen. Die
Bäuerin dagegen geht an Sonn- und Festtagen in einer Jacke
mit feinein schwarzen Tuch einher mit weiten Aermelii, die
je mit sechs schweren Silberknöpsen besetzt sind, wobei die
Jacke von vorn offen ist, um das Rodur, ein breites Stück
Goldbrokat zu zeigen; dazu trägt sie einen faltigen Rock
von kirschrothem Tuch mit einer feinen weißen Spitzen-
schürze darüber. Km die Taille ist eine dicke, oft vier
Meter lange Silberkette geschlungen, hochhackige Schuhe
init großen silbernen Schnallen vollenden den reichen Air-
zug, welcher oft über tausend Mark kostet. Die Kopf-
bedeckung besteht aus einem Tuch, welches derartig
uingebuiiden wird, daß der Scheitel, die Stirn und der
Hinterkopf gänzlich davon bedeckt sind und das haar un-
sichtbar wird. Bei festlichen Anlässen kommt danii noch
das „Schedok" oder „Scheituch", eine weiße, fußlange,
düteiiföriiiige Kopfbedeckung vor. Leider verschwindet diese
Tracht immer mehr und inehr, und es ist jetzt schon eine
Ausnahme, wenn iiian eine Bäuerin ganz in dieses alte
Kostüiii gehüllt sieht; durchgängig ist es dann auch eine
ältere Frau, die jungen Mädchen gehen alle in städtischer
Tracht umher.
Die eigentlichen Schmuckstücke bestehen nun vor Allem
in einer Hemdspange, welche hier die herzform zeigt, die
bei mannigfach wechselnder Verzierung noch in mehreren
Gegenden der Llbherzogthümer, auch im nördlichen Schles-
wig vorkoinmt, bald in rohen: Guße, bald in mehr oder
minder feinem, durchbrochenen: oder auf einer Silberplatte
befestigten: Drahtwerk, immer aber mit beweglichen An-
hängseln, aus Draht gebogenen Sternchen, Blumen, Bommeln
von drei bis neun an der Zahl. Nirgends aber ist das
Herzmotiv in schönerem Kmriß, in zierlicherer Ausführung
zu finden als in: Altenlande. Neben der herzförmigen
Hemdspange spielen mannigfache hals- und Brustketten eine
Rolle in: Schnuick der Altenländer Bäuerin. Bald sehen
wir drei bis sieben Reihen glatter erbsengroßer, hohler