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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0493

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XV. Mittelalterliche Astronomie und neuere Forschung

415

vollends den Beweis für diese Annahme; denn dieses Kapitel ist über-
schrieben TTepi beKavüüv rjioi uepi uopqpnc Kai TrpocuuTrujv tüjv iß' £uj-
öiuuv and bezeichnet die 36 nieist genau wie bei Abu Macsar be-
schriebenen Gestalten unmittelbar als Dekane. Die angebliche 'Sphäre
der Inder', die Abu Macsar bringt; beschreibt also weder irgend ein
nördliches noch ein südliches Sternbild, wie es die Inder etwa ge-
staltet haben mochten, sondern lediglich die Gestalten der Dekane,
wie sie Kankah, und zwar offenbar mit Benützung griechischer
Quellen1), beschrieben hatte.

Umso näher berührt uns dagegen die von Abu Macsar als Sphäre
der Perser, Chaldäer und Ägypter, im weiteren Verlauf aber aus-
schliefslich als Sphäre der Perser bezeichnete Reihe von Paranatel-
lonta. Denn diese 'persische' Sphäre ist in ihrer ganzen Anordnung
und in neun Zehnteln ihres gesamten Inhaltes nichts Anderes als eine
wörtliche Wiederholung unseres ersten Teukrostextes, wie schon im

1. Kapitel kurz ausgesprochen wurde. Und Abu Macsar hat den
Teukros als Verfasser dieses Textes sehr wohl gekannt. Er beruft
sich nicht blofs in der Einleitung, sondern im Text selbst ein halbes
Dutzend mal ausdrücklich auf ihn2), und zwar so, dafs kein Zweifel
bleibt, dafs er vom griechischen Urtext spricht; so sagt er beim

2. Dekan des Löwen, um ein Beispiel zu bringen: Teukros nennt die
Peitsche in der Hand des Heniochos 'intraq', d. h. udcxiH; oder: die
Jungfrau heifst bei Teukros wdsnh — oder dwstjh, worin nach Dyroffs
Ansicht nur ein Kasus von Icic steckt.3) Auch sonst treten die Spuren
des griechischen Originals häufig klar zu Tage: z.B. wird beim zweiten
Dekan der Jungfrau der griechische Name Bootes in geringer Ver-
stümmelung gegeben, bei der Wage ausdrücklich als Name der
Griechen anhs = nvioxoc und beim Wassermann als Name fin-
den Vogel Kyknos angeführt.

Aber weshalb schreibt Abu Macsar diese Sphäre auch den alten
Gelehrten der Perser zu? Er setzt mehrfach zu den arabischen
Namen persische hinzu: beim Stier beispielshalber „eine Gestalt (der

1) Vgl. Cat. II 152 f.

2) In der gedruckten lateinischen Übersetzung sind diese Berufungen auf
Teukros alle beseitigt, nur das letzte ist in ein Zitat aus Ptolemaios verwandelt:
der Ubersetzer wufste offenbar aus der ihm vorliegenden arabischen Buchstaben-
gruppe keinen andern Namen zu bilden, da ihm natürlich der Name Teukros
unbekannt war, also nicht einfallen konnte. Übrigens sind auch in der Ein-
leitung die Namen Teukros, Dorotheos, Ptolemaios ausgelassen und statt rAnti-
phos' Asklepios eingesetzt.

3) Sonst nennt er ihn noch beim Wassermann und mehrfach bei den Fischen.
 
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