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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0035

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Erstes Kapitel. Die Namen der Altarbekleidung 19

wir: Ein Altartuch, der fürhang grün seyden mit gülden portten und die leisten
(Überhang) auch gülden, ein AltarLuch, der fürhang rott und plab leiubat, auf der
leisten ein guideine portten"3; im Inventar von St. Elisabeth zu Breslau von 1483:
Item drie fürhenge, gccl vnd roth von kempchen, item ein furhang, samath mit
gulde11*; im Inventar von St. Brigiden zu Köln von 1505: Item noch . . . up den
hoegen Altar einen roeden fluclen siden vurhank mit eime siden fluelen listen, da
veir perlen bilden an stein"5; im Inventar des Münsters zu Konstanz von 1555:
Item dry sammeti fürhang, item ein damasti fürhang116; im Inventar der Pfarrkirche
von Schweidnitz aus dem Jahre 1590: Ein Vorhang aufs Altar, gelblich mit güldenen
Faden"7.

Der Name „Vorhang" erscheint früher auf dem Plan als die Benennung ante-
pendium, die allem Anschein nur die lateinische Übersetzung der in der Volks-
sprache gebräuchlichen Bezeichnung der Altarbekleidung ist. Es würde das auch
erklären, daß der Terminus antependium kaum anders als in Deutschland Ver-
breitung fand, so zutreffend er auch war. Der Name „Vorhang" war noch zu Aus-
gang des 16. Jahrhunderts neben antependium in Gebrauch, im 17. wird er jedoch
bald ganz aus demselben verdrängt, so daß nun antependium allein das Feld
beherrscht.

Mit antependium „vorhang", „fürhang" ist die Bezeichnung hanging ver-
wandt, unter der uns die Altarbekleidimg oft in englischen Inventaren des 15. und
16. Jahrhunderts begegnet. So beispielsweise im Inventar von St. Stephens in
Colmanstrcet zu London (14G6)"3: 1 hanging above and beneth of blewe damaske . . .
1 hanging of red cloth of velvet and beneth of red silk ... 2 hangynge for above and
beneth of blak bokrame for mortuaris; in einem Inventar des Nonnenklosters Kilburn
aus der Zeit Heinrichs VIII.: 4 hangings for the high aulter, 2 of silke, 2 of
stayned work, 5 hangings for other aulters of stained work"8; in einem Inventar
der Kathedrale von Winchester (1552): A red velvet hanging for the high aulter,
embroidered with imagerie of gold hoth for above and beneth, 1 hangig of blew
and grene for the aulter . . . both for above and beneth"0. Mit dem Wort antipane
in einem Inventar von St. Martin zu Dover aus den Tagen HeinrichsVIII.121 ist der
Überhang und nicht die Altarbekleidung gemeint: Item one olde antipane wrought
and embroidered with gold . . . with an aulter cloth flxed. Die Altarbekleidung heißt
in dem Inventar frunle.

Cortina und textura kommen nur vereinzelt als Benennungen der Altar-
bekleidung vor. Cortina, womit man gewöhnlich die seitlichen Altarvelen, das
Fastenvelum und ähnliche Paramente bezeichnete, begegnet uns als Name der Altar-
bekleidung z. B. in den 15S4 erlassenen Statuta ruraüa des Bischofs Julius Echter
von Würzburg122: Ad altare requiritur cortina seu frontale, quod ex anteriore
parte altaris dependet et ab utroque latere, ubi parieles non sunt. Der Sinn von
cortina ist hier sowohl durch den erläuternden Zusatz seu frontale wie durch die
nähere Angabe quod ex anteriore parte altaris dependet, außer Frage. Textura
heißt die Altarbekleidung in einem Inventar der Marienkirche zu Hermannstadt
(Siebenbürgen) aus dem Ende des 14. Jahrhunderts: 14 texturas altarium in jejunio,
10 texturas altarium in festivitatibus magnis et medioeribus diversimode factis123.

1,1 MftL XIV (1869) c. "8 Arcbaeol. L. 1 (1887) 34.

■ "* Alwin Schultz, Einige Schal /Verzeichnisse lls Mcmast. an«l. iil 12-f. Die seillichen Allar-

der Breslauer Kirchen in Abhandl. der scliies. velen heißen in licra Inventar wie sonst ge-
Gesellschaft für vatcrländ. Kultur, philosoph.- wohnlich curfain.
hist. Abteil., Jahrg. 1867, 9. li0 Archaeol. XLHI (1871) 236.

115 Annalen des hist. Vereins für den Nie- lsl Monas t. angl. IV, 542.

derrhein XLV (18S6) 124. *** P. 2, c. 8 (Er. X. Himmelstcin, Synodkon

"' Kunstd. des Großh. Baden, Kreis Kon- Herbipolcnse (Würzburg 1855) 361.
stanz, 228. '" Scrapeum IX (ISIS) 219. Die Altartücher

heißen in dem Inventar mcnsalia. Zu textura
vgl. lextare altare, den Altar mit einem Behang
 
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