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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0036

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20 Erster Abschnitt. Die Altarbekteidung

Pecia wird die Altarbekleidung beispielsweise in einem Inventar der Kathe-
drale von York (um 1510) genannt: 3 peciae de albo bawdkins cum floribus auralis
intextis in eisdem cum duabus cortinis"'. In einem Inventar des Domes zu Königs-
berg von 1518 heißt sie neben antependium in derselben Bedeutung wie pecia auch
stuck: Vor das Hochaltar 1 stuck die passion eingehefTt mit einer perlenn
leisten (Überhang) und perlen schilt (streifenförmige Zierbehänge) . . . ein gülden
stuck mit einer leisten und 2 schilt mit erhaben gehefTten Bildern mit 2 vor die
andern zwei altar mit leysten und Schilden'55.

Eine letzte Benennung der Allarbeklcidung, die noch zu besprechen bleibt, ist
tabula (franz. table d'autel). Während die bisher genannten Namen entweder aus-
schließlich oder doch vorherrschend gebraucht wurden, wenn es sich um Altar-
bekleidungen handelte, die aus Zeug gemacht waren, bezeichnete man mit tabula
umgekehrt fast nur solche, die aus Metall, Holz oder einem anderen festen Stoff
bestanden. Facta est magna tabula, cujus pars est de metallo pars de ligno . , .
quae est ante altare majus in ecclesia nostra . . . tabula picta ante altare B. Virginis,
lesen wir beispielsweise in den Gesta abbatum s. Albani (ca. 1200)"". Abt
Ansegisus schmückte zu Luxueil den Muttergottesaltar tabula Iignea, quam imagint-
bus argenteis diversis cooperuit'". Tabula de auro et lapidibus ante majus altare...
tabula argentea ante altare s. Remigti, heißt es in einem Inventar von St. Waast
zu Arras aus dem 12. Jahrhundert. Die Historia monasterii S. Florentii Sal-
muriensis berichtet, Graf Theobald habe vor dem altare dominicum der Kirche des
neugegründeten Florentiusklosters zu Saumur eine tabula argentea angebracht"*.
Der Hochaltar, den Bischof Gebhard von Konstanz (980—995) in der Kirche des
Klosters Petershausen errichtete, hatte ab Oriente tabulam auro optimam et lapidibus
preciosis decoratum, ab occidente vero erat tabula argento cooperta"0. Abt
Adelung von Lorsch (805—838) altare dominicum quatuor es partibus tabulis argen-
teis inclusit130. Bischof Meinwerk (1009—1036) stiftete in der Kirche des Klosters
Abdinghof eine tabula ante altare principale argentea131. In der Friedhofskapelle
bei der Paulskathedrale zu London gab es nach dem Inventar von 1295 eine tabula
frontalis et superfrontalis bene depicta152.

Ein in Stickerei ausgeführter Altarvorsatz heißt table in einem Inventar
Philipps des Guten von 1420: La table d'en hault, nommö frontier, dont le champ
est de veluyau vermeil, seme de Hz, de perles et de tiges (et) de pommes de pin
de brodeure d'or, . . . la table d'embas, nomine dossier, de pareil champ et semence
dessus dites, en laquelle a au milieu un Dieu au jugement, N. D. d'une coste et Saint
Jehan de l'autre coste ä genoulz et le resuscitement dessus et 2 anges cornans,
ä chacun coste ung, tous faicz de brodeure d'or133, desgleichen im Inventar der
Kapelle Philipps des Kühnen von 1404: Une grant table d'autel de brodeure d'or a
plusieurs ymaiges eslevez . . . item une autre table ou parement d'autel de brodeure
d'or1M.

Doch das mag über die Benennungen der Altarbekleidung genügen. Wenn für
die einzelnen Namen eine reichliche Zahl von Belegen gegeben wurde, so geschah

schmücken, bei Du Cange VIII, 91: Sabbato ", Viia s. Hefnwerd n.2ll (M. G.SS.XI.156).

primo adventus ad vesperas allare texlatur aus "■ Dugdale, IHst. of St. Pauls Cathedral

einem Ordinarium von St-Firmin zu Amiens. (London 1818) 329.

1J* Monast. angl. VIII, 1202. '" Leon de Laborde. Les ducs de Bourgogne

'» Zeitschrift III (1890) 176. II (Paris 1851) 245. Die erklärenden Zusätze

"■ I (London 1867) 232 s. frontier und dossier sind verwechselt; zu table

"' Gest. abb. Fontanell. c 17 (M. G. SS. II, d'en hault gehört dossier, zu table embas frontier.

295). '** Dehaisnea, L'art dans la Flandre 835.

»« N. 17 (Mart. SS. vet. V, 1099). Unter der Rubrik Cbapelles entieres werden

»' Casus monast. Petrihus 1. 1, n. 20 (M. G. (a. a. O. 836) die vollständigen Ornate aufge-

SS. XX, 632). führt. Bei der Mehrzahl derselben ist auch ein

1,0 Chron. Laurisham. ad 805 (M. G. SS. frontier und ein dossier vermerkt. Zu einer Qn-

XXI, 356). det sich die Bemerkung: Ladite chapelle est en
 
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