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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0046

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36 Erster Abschnitt. Die Altarbekleidung

Beispiele über iiire damalige Form und Beschaffenheit hinreichend unter-
richtet sind. Verglichen mit der Fülle von pallia, frontalia, panni altaris,
von denen uns die Inventare jener Zeit Kunde bringen, ist es allerdings nur
ein ganz kleiner Bruchteil des alten Reichtums, was durch die Fährnisse der
Jahrhunderte auf uns gekommen ist.

III. DIE ALTARBEKLEIDUNG IN NACHMITTELALTERÜCHER ZEIT

Aus dem 16. und 17. Jahrhundert haben wir mehrfache Synodal-
verordnungen, die sich auf die Altarbekleidung beziehen.

Sehr eingehende Vorschriften gab über diese der hl. Karl Borromäus in seiner
Instructio fabricae ecclesiae1, welche dann der Regensburger Generalvikar Jakob
Myller mit unwesentlichen Änderungen 1591 in seinen Ornatus ecclesiasticus herüber-
nahm'. Schon 1571 hatte die Synode von Herzogenbuseh bestimmt: Altaria tribus,
ad minus duabus pallis benedictis cooperianlur, antependiis, cortinis et alüs neees-
sariis ornentur1. Für die Würzburger Diözese erließ 1584 der um die kirchliehe
Reform derselben so verdienie Fürstbischof Julius Echter in seinen Statuta ruralia
die Bestimmung: Ad altarc requiritur cortina seu frontale, quod ex anteriore parte
altaris dependet et ab utroque latere, ubi parietes non sunt*. Im Jahre 1590 schreibt
die Synode von Toulouse vor: Altari palla diei festi feriaeve ritum referens, si
coinmodo fieri potest, circumjiciatur5, 1591 die Synode von Olmütz: Ornamenta
altaris, quae vulgo antependia vocant, decenter insterni et utroque ex latere a lade
mensae altaris ita appendi curabit, ne distortum aliquid appareal", 1594 die Synode
von Avignon: Habeat pallium ante altare ejus coloris, quam dies requirit*. 1605
erläßt die Synode von Prag eine (ins Anbringen von Anlependien betreffende Be-
stimmung8, 1610 die Synode von Ermland9 und die Synode von Antwerpen10, 161C die
Synode von Salzburg". Im Jahre 1640 weist die Synode von St. Omer den Visitator
an, bei seinen Kirchen Visitationen auch zuzusehen, ob die Altäre mit Anlependien
versehen seien1'.

Den Anlaß zu allen diesen jjnd ähnlichen Verordnungen bot unzweifelhaft die
-rf—r" Anweisung des 1570 von Pius \VI\ herausgegebenen und allgemein verpflichtenden
\f römischen Missales, es solle der Altar auch verziert werden pallio coloris, quoad fieri
—" potest, diei festo vel officio convenientis13. Sie sind ersichtlich nur der Widerhall dieser
Rubrik des Missales, der ersten allgemein geltenden Vorschrift über die Altar-
bekleidung, welche bis dahin erlassen wurde. Wenige Dezennien später (1G00) wurde
auch in das von Klemens VIII. herausgegebene Caeremoniale episcoporum, dessen
Gebrauch gleichfalls allgemein zur Pflicht gemacht wurde, eine Bestimmung auf-
genommen, nach welcher der Altar mit einer dem Charakter des Tages und Festes
entsprechenden Bekleidung geschmückt werden solle, Hochaltar wie Nebenaltäre, und
zwar will das Caeremoniale, daß freistehende Altare sowohl an der Vorder- wie
an der Rückseite mit einem Pallium (Antcpcndium) verziert werden".

Heute ist die Altarbekleidung vielerorten mehr oder weniger außer Ge-
brauch gekommen, und zwar in Italien wie in Frankreich, in Deutschland

' L. 1, c. 14 und 1. 2 pars 2 c. de palliis poris deceiis bene et acqualilcr stipitc altaris

(Acta eecl. Mediol. 572 625). adstriclum.

1 C 47, p. 83. "> Tit. 12, c. 13 (1. c. VIII, 996): Fronüspicio

' Tit. 23, c. 1 (HarUh. VII, 73-f). (altaris) praependcat decens aliquod aulaeum,

* Vgl. oben S. 19. qnod vulgo anlependium dicilur.

* Pars 3, c. 1, n. 17 (II. X, 1S0S). n C. 9 (1- =■ IX, 270): Curent de anlependiis
» C. 5 (Hartzh. VIII, 339). ex teia saiten] vel ligno depictis.

' C. 24 (H. X, 1849). „ , fH ^ x „
» C. 12 (Hartzh. VIII, 690). C" J' <.Harlzil- A> alJ>

«Tit. de sacrif. missae (Hartzh. IX, 117): " Kubr. general. tit. 20.

Pallium seu aniependium pro qualilaie tem- " L. 1, c. 12, n. 11 16. ...
 
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