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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0123

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Viertes Kapitel. Altarbekleidungen aus Metall 107

teilungen, deren jede in einer Muschelnische eine Heiligenfigur enthält: Maria sowie
die hll. Petrus, Markus, Maurus und Eleutherius. Den Fries des auf den Pilastem
ruhenden Gebälks schmücken Rundscheiben mit den Bildern Christi und der Apostel1.
Schwere unruhige Barockwerke sind der Pallioüo des Hochaltares der Annunziata
zu Florenz, der Pallioüo des Altares der Cappella di S. Maria delle Grazie in S. Maria
Nuova zu Neapel und die Altarbekleidung des Nikolausaltares in der Krypta von
S. Niecola zu Bari. Beim Florentiner Palliotto {Tafel 135) erblicken wir in der Mitte in
viereckigem, oben, unten und an den Seiten mit massigem Barockornament besetztem
Rahmen das letzte Abendmahl in Hochrelief, links in rundem Feld das Opfer Abra-
hams, rechts in einem Rundmedaillon den Mannaregen, die beide in leichterem Relief
ausgeführt sind. Die zweite Darstellung ist von den knienden Figuren Mclchisedechs
und Abels begleitet, die erstere von denjenigen Kains und Aarons, die wie das unter
den Scheiben angebrachte Barockornament in kühnem Hochrelief vortreten.

Der Palliotto in S. Maria Nuova zu Neapel ist durch vier Kariatyden, welche
wuchtige Barockkonsolen tragen, in drei Felder aufgeteilt, welche von schweren
Voluten und Schnörkelwerk bekrönt sind und drei Reliefs, unruhig bewegte Szenen
aus dem Leben Marias, die Geburt des Herrn, seine Anbetung und die Aufnahme der
Gottesmutter, enthalten. Unterhalb dieser Darstellungen zieht sich zwischen dem
Sockel der Kariatyden ein mit massigen Behängen verzierter Fries hin.

Der Nikolausaltar zu Bari ist an allen vier Seifen mit Silber ummantelt. Alle
sind mit Darstellungen aus der Legende des hl. Nikolaus geschmückt, die Vorder-
lind Rückseite mit je drei Szenen, die Schmalseiten mit je einer. Die Pfosten, welche
vorn und hinten die in Treibarbeit ausgeführten Bilder gegeneinander abgrenzen,
sind dort mit einem Putto, hier mit barockem Ornament verziert. Auch um das
Bildwerk herum ist reichlich üppiger Barockdekor angebracht; die Ecken des Altares
sind mit mächtigen, schräg vorspringenden Voluten besetzt.

Ein prunkvolles Silberfrontale in der Kathedrale zu Tarazona (Aragonien), eine
Schöpfung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zeigt in den Ecken in geschweift
verlaufender Einfassung die Evangelisten. Oben schließt es mit einem Zackenfries
ab, der einen Behang darstellen soll. An den beiden Schmalseiten sind mitten zwischen
den Evangelistenbildern in ovaler Umrahmung der hl. Martialis und der hl. Raymund
abgebildet. Im übrigen ist das Frontale mit fünf, unten und an den Seiten gradlinig,
oben gebrochen umrissenen Feidern von gleicher Höhe, aber verschiedener Breite
geschmückt, von denen das mittlere, das breiteste, eine getriebene Darstellung der
Verkündigung enthält. Das elwas schmälere Feld, welches sich rechts und links zu-
nächst an das Mittelfeld anschließt, weist die stehenden Figuren des hl. Prudentius
und des hl. Gaudiosus auf; in den beiden letzten noch elwas schmäleren Feldern er-
blicken wir links den hl. Attilianus, rechts den hl. Ämilianus. Die Flächen neben
und zwischen den fünf Feldern sind mit einem Putto belebt, der über dem Kopf in
seinen hochaufgehobenen Händen einen Fruchlkorb trägt. Der Rahmen des Fron-
tales ist absatzweise mit barockem Blattornament besetzt.

Ein silbernes Prachtantependium aus der Frühe des 18. Jahrhunderts, das den
Hochaltar der Pilar-Kathedrale zu Saragossa ziert, weist gleichfalls fünf vierseitige,
oben geschweifte Felder, die mit Reliefs gefüllt sind, als Schmuck auf. Das mittlere,
das nicht nur breiter, sondern auch höher ist als die anderen, umschließt eine figuren-
reiche Szene, Marias Auffahrt, in den übrigen erblicken wir die bewegte Einzelfigur
eines Heiligen. Putti sind bloß neben dem Mittelbild angebracht; die Einfassungsleiste
der andern begleitet schweres Barockornament. Oben ist auch dieses Frontale mit
einem Zackenbehang bekrönt, der jedoch reicher entwickelt und üppiger verziert ist
als derjenige des Antependiums zu ■ Tarazona. An seinen Schmalseiten ist durch
Leisten, zwischen die eine prunkvolle Barockvase eingefügt ist, ein Vertikalbesatz
nachgebildet*.

1 Zeitschritt für Bauwesen IX (1859) 7t und Tfl. IG. ' Abb. in Christliche Kunst VI (1909) 127.
 
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