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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0127

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Fünftes Kapitel. Vorsatz tafeln aus Holz 111

sind. Ein um 1200 entstandenes Antependium hat in den Zwickeln des Spitzovals,
das die MitteldarStellung, die Majestas, umrahmt, Engel, in den vier seitlichen Zonen
ebenso viele Szenen aus der Legende des hl. Andreas. Eigenartig ist die Behandlung
des Grundes dieser vier Felder. Er ist, und zwar ohne Rücksicht auf das Bildwerk,
in vier Teile geschieden, von denen zwei von gelber Farbe, die zwei anderen dunkel-
rot sind.

Schon in das 13. Jahrhundert reicht ein Frontale des Museums hinein, das in den
vier Seitenfeldern die Bilder der Verkündigung, Heimsuchung, die drei Könige und
die Flucht aufweist. In dem Vierpaß, der das Mittelfeld füllt, erblicken wir die
Figur der thronenden Gottesmutter, die nicht bloß als Hauptbild, sondern zugleich
als Ergänzung der Dreikönigenszene dient, bei welcher Maria mit dem Jesuskinde
fehlt. Die Evangelistensymbole in den Zwickeln des Vierpasses sind hier durch
Engel unter Beifügung des Namens des betreffenden Evangelisten dargestellt.

Ein derselben Zeit entstammendes Frontale im Museum zu Barcelona hat in
einem seiner vier Seitenfelder eine Darstellung des Martyriums des hl. Andreas;
in den drei anderen sehen wir je zwei sitzende Figuren, Maria und Johannes Ev.,
Andreas und Jakobus, Philippus und Thomas. Im Mittelfeld thront, umgeben von
den Evangelisten Symbolen, Christus in ovaler Umrahmung.

In je zwei rechteckige Abteilungen geschieden erscheinen die vier Seitenfelder
auf dem zweiten der vorhin erwähnten beiden Frontalien des Museums zu Barce-
lona, auf denen der Heiland im Mittelfeld statt von einer Mandorla von doppeltem
Nimbus umgeben ist. Alle Rechtecke enthalten zwei Ganzfiguren. In sechs der-
selben sehen wir je ein Apostelpaar. Von den beiden anderen weist eines den hl. Mar-
tinus mit dem Bettler, das andere denselben Heiligen als Bischof in Begleitung
eines nicht nimbierten Geistlichen auf.

Auf einem Antependium im Museum zu Vieh, das als Mittelbild die thronende
Gottesmutter zeigt, sind drei der vier Seitenfelder in je drei rundbogige Arkaden
aufgeteilt, unter denen in zwei Feldern sechs Propheten mit Spruchband in der
Hand stehen. Im dritten sind unter ihnen die hll. drei Könige dargestellt, zu denen
auch hier das Mittelbild die Ergänzung ist. Das vierte Feld, in welches Christi
Einzug in Jerusalem gemalt ist, blieb wohl mit Rücksicht auf eben diese figuren-
reiche Szene ungeteilt.

Die bemalten Antependien, welche der fast typischen Dreiteilung entbehren,
sind heute durchaus in der Minderzahl, doch verhielt es sich wohl von jeher so.
Ein Antependium dieser Art im Museum zu Vieh stellt in acht rechteckigen Feldern
Szenen aus dem Leben eines heiligen Bischofs dar. Es dürfte erst dem 14. Jahr-
hundert entstammen. Ein katalonisches Frontale des 13. Jahrhunderts im Musee
des arts decorat ifs (Collect. Peyre) zu Paris enthält in seinen acht Feldern, in die es
durch bordeauxrote, mit weißen Pünktchen eingefaßte Bänder aufgeteilt ist, Be-
gebenheiten aus der Legende einer heiligen Märtyrin.

Ein Antependium in der Ermita de N. Senora del Monte zu Liesa (Huesca)
zeigt in zwölf Feldern, die in drei Reihen angeordnet sind, Darstellungen aus dem
Martyrium des hl. Vincentius. Auch dieses wird noch dem 13. Jahrhundert an-
gehören. Ein aus Mussol kommendes Frontale im Museum zu Barcelona ist durch
zwei einander überkreuzende reichornamentierte Bänder in vier Felder geschieden,
die ihrerseits wieder in drei gleichfalls reichverzierte Arkaden aufgeteilt sind. Unter
den drei Arkaden des oberen Feldes links sehen wir die drei Könige hoch zu Roß,
unter den beiden ersten oben rechts Maria mit dem Jesuskinde und St. Joseph, welche
die gegenüberliegenden Darstellungen fortsetzen und mit innen ein Ganzes bilden
(Anbetung durch die drei Weisen), unter der dritten daselbst Maria mit Elisabeth
(Heimsuchung). Die drei Arkaden unten links enthalten den Engel der Verkündi-
gung, Maria und Joseph, welch letzterer jedoch zur Gottesmutter mit dem Jesus-
kinde und zu Simeon gehört (Opferung), die unter den beiden ersten Arkaden des
 
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