122 Erster Abschnitt. Die Altarbekleidung
Auf einer zweiten, mit geschnitztem Bildwerk ausgestatteten Vorsatztafel des-
selben Museums, deren Seitenabteilungen durch Leistenwerk in je sechs auf zwei
Zonen verteilte Felder geschieden sind, haben sich außer der Figur des thronenden
Christus, welche die Mandorla der mittleren Abteilung schmückt, nur fünf der Relief-
figuren der Apostel erhalten, welche unter rundbogiger Arkade in den Feldern der
Seitenabteilungen angebracht waren, Petrus, Andreas, Johannes, Matthäus und
Matthias. Das Bildwerk war schön in Gold und Farben bemalt, der Rahmen, die
Mandorla und das Leistenwerk der Seitenabtei hingen vergoldet und mit farbigen
Stein- und Perlenimitationen, zwischen die auf dem Rahmen absatzweise Scheiben ein-
gefügt waren, geschmückt. Die Tafel, die um 1200 entstanden sein wird, mag später
als Relabel benützt worden sein, ursprünglich war sie jedoch ein Frontale.
Dem 13. Jahrhundert entstammt ein geschnitztes Antependium in der Kathe-
drale zu S. Domingo de la Calzada. Seine ungewöhnlich breiten Seitenabteilungen
weisen in jeder der beiden Zonen, in die sie aufgeteilt sind, je vier benaste Spitz-
bogenarkaden auf. Es war einst ein prächtiges Stück, heute ist es jedoch ebenfalls
in sehr schlechtem Zustand. Seine mittlere Abteilung hat allerdings ihr Bildwerk,
die Trinität und die Evangelistensymbole, bis auf die jetzt fehlende Figur des
Kruzifixus bewahrt, dagegen ist von den geschnitzten Gruppen, welche die Seiten-
abteüungen schmückten, der größte Teil ganz oder doch fast ganz verschwunden3.
Ein spätmittelalterliches, mit geschnitztem Bildwerk ausgestattetes
Altarfrontale, ein sehr wirkungsvolles Stück, findet sich an einem Altar der alten
Pfarrkirche zu Gries bei Bozen. Es enthält, in Hochrelief ausgeführt, die schönen,
ausdrucksvollen Figuren der vier großen lateinischen Kirchenväter. Sie sind in
rundbogigen Nischen, die im Bogenfefd mit einem zackigen Hängekamm geschmückt
sind, an ihrem Schreibpult arbeitend dargestellt. Vor ihnen am Boden sehen wir
die Evangelistensymbole. Die Muschel der Nischen ist wohl auf einen Einfluß der
italienischen Frührenaissance zurückzuführen.
Ein anderes spätmitteialterliches, mit Schnitzereien reich verziertes Ante-
pendium aus Holz, das jedoch an Figurenwerk nur die vier Evangelistensymbole
aufweist, befindet sich heute im Kapellensaal des Nationalmuseums zu München
(Tafel 143). Es ist mit Ausnahme der Rosetten, welche den Ecken des Rahmens
aufgesetzt sind, ganz in Flachschnitt ausgeführt. Den Rahmen belebt dichtes spät-
gotisches Rankenwerk. Im Mittelfeld sehen wir fünf kreisförmige Medaillons. Das
mittlere umschließt den Namen Jesus, der von der Inschrift: Alpha et o, prineipium
et fiiris, umgeben ist; die vier anderen enthalten die Evangelistensymbole. Der
Zwischenraum zwischen den Medaillons ist mit Ranken und Rosen ausgefüllt. Das
Frontale trägt das Datum 1509.
Ohne alle figürlichen Darstellungen und nur mit architektonischen Motiven
ornamentiert erscheint das schöne Holzantependium in der Kirche zu Schobüll in
Schleswig - Holstein. Es wird durch kräftige Leisten senkrecht in vier Abteilungen
gegliedert, die durch eine horizontale Leiste in zwei Felder aufgeteilt werden. Die
vier unteren Felder sind mit reichem, von Fischblasen und Schneußen gebildetem
Maßwerk gefüllt, die oberen vier mit einer Folge von zierlichen spitzbogigen
Blendarkaden*.
Was die nachmittelalterliche Zeit an geschnitzlen Holzantependien
schuf, ist von geringer Bedeutung. Gewöhnlich beschränkte man ihren Schmuck
auf ein ornamentiertes Kreuz, ein Symbol oder ein hl. Monogramm. Wollte man
ihnen einen reicheren Dekor geben, fügte man etwas Bankenwerk hinzu. Nachmittel-
alterliche Antependien, wie dasjenige der Böcklinkapelle des Freiburger Münsters,
welches in Relief in der Mitte ein großes Rundmedaillon mit Abrahams Opfer, links
den knienden Petrus, rechts die kniende Magdalena zeigt, kommen nicht häufig vor.
» Eine kleine Abb. in Christi. Kunst VI
(1909) 125.
1 Kd. der Prov. Schleswig-Holstein I, 503
Auf einer zweiten, mit geschnitztem Bildwerk ausgestatteten Vorsatztafel des-
selben Museums, deren Seitenabteilungen durch Leistenwerk in je sechs auf zwei
Zonen verteilte Felder geschieden sind, haben sich außer der Figur des thronenden
Christus, welche die Mandorla der mittleren Abteilung schmückt, nur fünf der Relief-
figuren der Apostel erhalten, welche unter rundbogiger Arkade in den Feldern der
Seitenabteilungen angebracht waren, Petrus, Andreas, Johannes, Matthäus und
Matthias. Das Bildwerk war schön in Gold und Farben bemalt, der Rahmen, die
Mandorla und das Leistenwerk der Seitenabtei hingen vergoldet und mit farbigen
Stein- und Perlenimitationen, zwischen die auf dem Rahmen absatzweise Scheiben ein-
gefügt waren, geschmückt. Die Tafel, die um 1200 entstanden sein wird, mag später
als Relabel benützt worden sein, ursprünglich war sie jedoch ein Frontale.
Dem 13. Jahrhundert entstammt ein geschnitztes Antependium in der Kathe-
drale zu S. Domingo de la Calzada. Seine ungewöhnlich breiten Seitenabteilungen
weisen in jeder der beiden Zonen, in die sie aufgeteilt sind, je vier benaste Spitz-
bogenarkaden auf. Es war einst ein prächtiges Stück, heute ist es jedoch ebenfalls
in sehr schlechtem Zustand. Seine mittlere Abteilung hat allerdings ihr Bildwerk,
die Trinität und die Evangelistensymbole, bis auf die jetzt fehlende Figur des
Kruzifixus bewahrt, dagegen ist von den geschnitzten Gruppen, welche die Seiten-
abteüungen schmückten, der größte Teil ganz oder doch fast ganz verschwunden3.
Ein spätmittelalterliches, mit geschnitztem Bildwerk ausgestattetes
Altarfrontale, ein sehr wirkungsvolles Stück, findet sich an einem Altar der alten
Pfarrkirche zu Gries bei Bozen. Es enthält, in Hochrelief ausgeführt, die schönen,
ausdrucksvollen Figuren der vier großen lateinischen Kirchenväter. Sie sind in
rundbogigen Nischen, die im Bogenfefd mit einem zackigen Hängekamm geschmückt
sind, an ihrem Schreibpult arbeitend dargestellt. Vor ihnen am Boden sehen wir
die Evangelistensymbole. Die Muschel der Nischen ist wohl auf einen Einfluß der
italienischen Frührenaissance zurückzuführen.
Ein anderes spätmitteialterliches, mit Schnitzereien reich verziertes Ante-
pendium aus Holz, das jedoch an Figurenwerk nur die vier Evangelistensymbole
aufweist, befindet sich heute im Kapellensaal des Nationalmuseums zu München
(Tafel 143). Es ist mit Ausnahme der Rosetten, welche den Ecken des Rahmens
aufgesetzt sind, ganz in Flachschnitt ausgeführt. Den Rahmen belebt dichtes spät-
gotisches Rankenwerk. Im Mittelfeld sehen wir fünf kreisförmige Medaillons. Das
mittlere umschließt den Namen Jesus, der von der Inschrift: Alpha et o, prineipium
et fiiris, umgeben ist; die vier anderen enthalten die Evangelistensymbole. Der
Zwischenraum zwischen den Medaillons ist mit Ranken und Rosen ausgefüllt. Das
Frontale trägt das Datum 1509.
Ohne alle figürlichen Darstellungen und nur mit architektonischen Motiven
ornamentiert erscheint das schöne Holzantependium in der Kirche zu Schobüll in
Schleswig - Holstein. Es wird durch kräftige Leisten senkrecht in vier Abteilungen
gegliedert, die durch eine horizontale Leiste in zwei Felder aufgeteilt werden. Die
vier unteren Felder sind mit reichem, von Fischblasen und Schneußen gebildetem
Maßwerk gefüllt, die oberen vier mit einer Folge von zierlichen spitzbogigen
Blendarkaden*.
Was die nachmittelalterliche Zeit an geschnitzlen Holzantependien
schuf, ist von geringer Bedeutung. Gewöhnlich beschränkte man ihren Schmuck
auf ein ornamentiertes Kreuz, ein Symbol oder ein hl. Monogramm. Wollte man
ihnen einen reicheren Dekor geben, fügte man etwas Bankenwerk hinzu. Nachmittel-
alterliche Antependien, wie dasjenige der Böcklinkapelle des Freiburger Münsters,
welches in Relief in der Mitte ein großes Rundmedaillon mit Abrahams Opfer, links
den knienden Petrus, rechts die kniende Magdalena zeigt, kommen nicht häufig vor.
» Eine kleine Abb. in Christi. Kunst VI
(1909) 125.
1 Kd. der Prov. Schleswig-Holstein I, 503