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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0163

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Drittes Kapitel. Beschaffenheit und Befestigung der Altarvelen 147

setzt und von einem mit Hängekamm, Maßwerk und Fialen geschmückten Korb
bekrönt, aus dem eine Kerze emporsteigt. Die Stangen, an welchen die Velen be-
festigt wurden, sitzen auf Köpfen, welche hart unterhalb des Kapitells am Schaft
angebracht sind.

Auch die zwei Altarvelensäulen im Louvre zu Paris bestehen aus Bronze. Ihr
Schau ist rund und in der Mitte sowie an den beiden Enden mit kräftigem, reich
profiliertem Bing verseben. Basis und Kapitell sind achtseitig. Letzteres trägt eine
L'ngclsfigur. Blattsehmuck ist an den Säulen nicht zur Anwendung gekommen.

Aus Stein gehauen sind die beiden Säulen, welche sich in der Pfarrkirche zu
Schwerte in Westfalen erhalten haben, prächtige Stücke aus dem Beginn des 16. Jahr-
hunderts. Der untere Teil des Schaftes ist wie der Sockel achtseitig und in seiner
oberen Hälfte nach rechts bzw. links, in seiner unteren in umgekehrter Richtung
spiralförmig kanneliert. Der gleichfalls von Spiralen umzogene höhere obere Teil
ist rund und mit Konsolen besetzt, auf denen einst Statuetten standen. Das Kapitell
ist kranzförmig mit durchbrochen gearbeitetem Blattwerk verziert und trägt einen
1,20 m hohen leuchterhaltenden Engel (Tafel 145). Auf dem Fuße einer der Säulen
steht die Inschrift: Mester Hinrich van den berge aste to sucrte, dat em god genedic
sei, auf dem des zweiten: Ghegraet sistu, hillige moder, saut ana seif derdc bidde for
uns". Aus Holz geschnitzt, bemalt und vergoldet sind die beiden ans der Gumperti-
fcirche zu Ansbach stammenden Säulen im Germanischen Museum zu Nürnberg.

Die Altarvelensäulen in der Kathedrale zu Albi bestanden aus Bronze und
trugen Engel mit Passionswerkzeugen. Eine auf ihnen angebrachte Inschrift besagte:
üblatum Domini Ludovici de Ambroysia episcopi Albiensäs 1485. Auf den Stangen,
welche die Säulen verbanden und die Velen hielten, waren Leuchter angebracht15.
Von den Altar velen sänlen zu Clairvanx sagt ein Beisebericht aus dem Jahre 1517:
A l'environ (du grant autel) y a 4 grandes columpnes de cuyvre et sur icelies 4 anges
de 3 ä 4 piedz de haulteur; led. autel bien aorne et encourtine de drap d'or et de soye16.
Die sechs Säulen, an welchen in der Kirche der Abtei La Couronne (La Cbarente)
die Velen angebracht waren, waren nach dem Inventar von 1562 aus vergoldetem
Kupfer angefertigt, zwei andere, die zum Aufhängen der Velen neben dem Heilig-
kreuzaltar aufgestellt waren, aus Zinn gegossen". Zu Amiens waren die Säulen von
Bronze; am Schaft mit Heiligen Statuetten geschmückt, also den Säulen in der Kirche
zu Schwerte ähnlich, trugen sie auf dem Kapitell Statuetten von Engeln mit Passions-
werkzeugen in den Händen18.

Aus weißem Marmor gemacht waren die sechs Altarvclensäulen in der Kathe-
drale zu Narbonne. Sie waren achtseitig; auf ihrem Kapitell erhoben sich Engel
aus Marmor, die teils Leuchter, teils Bauchfässer hielten. Die vier Säulen, mittels
deren in St-Seine zu Dijon und in den Kathedralen zu Sens, Chartres und Bouen die
Altarvelen aufgehängt waren, bestanden aus Bronze. Zu Dijon trugen sie Kerzen,
zu Sens, Chartres und Bouen Engelfiguren, welche zu Bouen Leuchter in den
Händen hatten. In St-Oucn zu Rouen waren die Säulen aus Holz hergestellt; auch
hier standen Engel auf ihnen10. Kostbar waren die sechs Velensäulen des Hoch-
altares der Kathedrale zu Reims. Sie waren mit Silber bekleidet. Zwei von ihnen
trugen eine stehende Engelsfigur aus vergoldetem Silber, die andern eine silberne
vergoldete Figur in betender Haltung, wohl ebenfalls Engel5".

8 Viollet Arch. II, 53.

■ Le Brun-Desniarettes, Voyages litm-g. 157
11 Graz. Kircoenschm. XX (1889) 110. 162 226 275 386.

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» AnnaL archeol. III (184;.) 226. im & ^ ^^ ^^ [|es .g!ises de

" V. Gay I, 89. Reims (Reims 1843) 48.

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