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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0176

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160 Zweiter Abschnitt. Die Altarvelen

AI [erheiligste der Stiffshütfe, in dem der Herr in der Wolke über der Bundeslade
thronte, und in das nur Aaron und seine Nachfolger als Mittler zwischen Gott und
dem Volke eintreten durften, nicht ein mit Velen zwischen seinen Säulen versehenes
und ringsum durch dieselben nach außen abgeschlossenes Ciborium des christlichen
Altares. Wenn aber der hl. Johannes Chrysostomus in der Homilie Adversus
ebriosos sagt: Es ist die Stunde der göttlichen Geheimnisse da; der Reiche wird
ausgewiesen, weil noch nicht eingeweiht, der Arme aber steht innerhalb der himm-
lischen Zelte5, so meint er mit diesen himmlischen Zelten keine von Velen gebildete
L'mfriedigung des Altares, in der ja auch der gläubige Arme als Laie nicht stehen
durfte, sondern das Gotteshaus bzw. die liturgische Feier, die der reiche Katechumene
vor Beginn des hl. Opfers verlassen mußte, während der arme Gläubige bleiben
und den hl. Geheimnissen beiwohnen durfte.

Im 5. Jahrhundert erwähnen die Altarvelen Synesius von Cyrene (f ca. 413)a,
der hl. Cyrillus von Alexandrien7, Theodore^ von Cyrus, der Pseudo-Areopagitc3.
zu dessen Worten: Kw TißoiiSrTK i\;-aöoztSäis fori rd tjto rwv &sia>y naQaxstaoftdtwv, tolg
vnijxöoK ^EgnnEiTais "ai rijj Uq$ xay . . . Ixtpaivovat xat d£/av zä Uq&, sein Commen-
tator, der hl. Maximus (j 622), die sehr bezeichnende Glosse macht: "Ou nal röis (im
1. Jahrhundert, in dem der angebliche Areopagite gelebt haben wollte) naQansiaofta.ro.
%v aegl tö -thoiaorfetov"'; die Canones Hippolyti" und das Testamenrum D. N. Jesu
Christi'5: Dum offert (episcopus) oblationem, velum portae (sanetuarii) sit expansum
in signum aberrationis veteris populi et offerat intra idem (velum) una cum pres-
byteris, diaconis, viduis canonicis, hypodiaconis, diaconissis, leeforibus et habentibus
Charisma.

Ein lehrreiches Zeugnis aus dem 6. Jahrhundert bietet ein Schreiben des
Patriarchen Makarius II. von Jerusalem an den armenischen Bischof Withanes von
Sienik. Es heißt darin betreffs des Altarvelums: „Der Tisch der Sühne soll hinter
einem Vorhang sein, das Volk aber außerhalb des Vorhangs stehen13. Die
xalvnzQai, welche Paulus Silentiarius in der Schilderung des von Justinian er-
richteten Altares der Hagia Sophia beschreibt, sind dagegen keine Altarvelen, wie
man gemeint hat, sondern die über die Seiten des Altares herabhängenden und sie
verhüllenden Teile der Altarbekleidung'4.

Die Angaben, die wir in der Folgezeit über das xaxcuthaopa, das Altar-
velum, erhalten, sind sehr dürftig.

Aus der 'laxoQia ixx/.yotaany.?) ersehen wir, daß der Diakon dasselbe in die Höhe
hob, wenn er nach dem Credo vor Beginn der Präfation das Volk ermahnte: „Stehen
wir geziemend; stehen wir in Furcht!"" Es war also vorher zugezogen worden,
und zwar wird das nach dem großen Einzug, d. i. der feierlichen Einbringung der
Opfergaben, geschehen sein. Ob das Velum alsbald wieder vom Diakon geschlossen
wurde, oder ob es, wie es heute z. B. im griechisch-russischen Ritus üblich ist", wäh-
rend der Konsekration geöffnet blieb, sagt die 'lazoQia nicht.

* N. 3 (Mg. 50, 537): "lazaiai fä 6 nivys " Can. 29; Nemo intra velum aliquid loqua-

iyzö; xübr ÖiQaviSr oxrjvdtv- lur, nisi orationem vel quae pro eultu neces-

« Ep. 67 (Mg. 66, 1420): mUu fiij /toi zd ^na sunt, praeterea omnino nihil; nc fiat ali-

Trnäyua Suröv elvat . . . Ovyxv&Pvai -<no ätta quod opus in loco; Can 36: Sacerdos qui illas

jhÜkto fi, - 'ara-rkacaa (primitias) redpit, super Ulis gratias agit Deo,

cCVMtxd» Z'p6&av ßtalag ÖQyava. exlra veIum astanie qui illa atlulit (H. Ache-

' De adorat. in spiritu 1. 13 (Mg. 6S, 848). "*»• a*,.Mtin Quelle" de* ■** Kirl*e";

•v • e ■ - . s rnclils i. I);;: (.-in'>:i;;s Ilmpolyti [Leipzig 1891

tigoK ^<W™, z& «M«^^ xal zä iaa, ' „ N_ 23 (gd_ Rahmani [Mogun!iae im] p. 35).

tou Ao.Ta.-inaaaa.To?. „ p c conybeare, The Key of truth 178.

' Hist. eccl. I. 1, c. 29 (Mg. 82, 988): 14 Vgl. oben S. 23.

Atexoouirto os xai tö fotov övaiaoTtwtoe » n. 58 (Revue de l'orient ehret. X [1905]

ßaaiXtxoH naganeräoftaat, 360).

1 Epist. ad Demophilum n. I (Mg. 3. 1089). '* A. v. Maltzew, Die göttt. Liturgie (Bertin

»Mg. 4, 548.
 
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