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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0177

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Fünftes Kapitel. Altarvelen in den Riten des Ostens 161

Die Mvauxi/ ■&to»>ia, eine Bearbeitung der 'lazooia17, redet von einem Schließen und
Öffnen des xaza.ihaofia. Jenes fand, wie es scheint, nach dem großen Einzug statt,
dieses ist wohl eins mit dem Aufheben des Vorhanges, von dem die 'lazooia spricht13.
Beachtenswert ist ihre Angabe, das Entfalten des Vorhanges sei in den Klöstern
Brauch18. Es war dasselbe also zur Zeit der Entstehung der Mvaxtxij ihagia,
ja, wie aus der Meßerklärung des Theodor von Andida erhellt, noch im 13. Jahrhundert
keineswegs allgemein üblich. Immerhin ergibt sich aus jener, daß der Brauch im
10. Jahrhundert bereits bekannt war, aus der 'lozoQia bxxlyotaorurf aber geht hervor,
daß er bis in das 8., und aus dem Testamcntum D. N. Jesu Christi, daß er hier und
da sogar bis in das 5. Jahrhundert reichte19.

Die siy.ii zov y.azoxszäouazog, oratio veli, in der sog, Liturgie des hl. Jakobus hat
mit dem vor dem Altar angebrachten und ihn verdeckenden Verum jedoch nichts
zu tun. Sie hat nicht von ihm ihren Namen, wie gesagt worden ist20, sondern von
dem am gewöhnlichsten &yio, doch auch xataxizooita"- genannten großen Tuch,
welches über die auf dem Altar aufgestellten Gaben ausgebreitet war und, da der
Moment der Konsekration nahte, nach jener Oration weggenommen wurde. So sagt
es ausdrücklieh Dionysius Bar Salibi in seiner um 1170 geschriebenen Expositio
Iiturgiae" Das entspricht auch allein der betreffenden Rubrik der Jakobusliturgie'1.
Man beruft sich für die Auffassung, daß die oratio veli sich jedenfalls wenigstens ur-
sprünglich auf ein vor dem Altar angebrachtes und ihn verdeckendes Velum bezogen
habe, allerdings auf den Brief Jakobs von Edessa (t 708) an den Priester Thomas,
in dem es heißt, hei der dritten der die Messe der Gläubigen einleitenden Orationen
enthülle man den Tisch (d. i. den Altar), indem man dadurch andeute, es würden nun
die Pforten des Himmels geöffnet". Eine Enthüllung des ganzen (Altar) tisch es könne
ja doch füglich nur durch das Zurückziehen eines Vorhanges erfolgt sein, der ihn
bisher den Blicken der Gemeinde entzogen hatte und dem bei seiner Zurückziehung
gesprochenen Gebet den Namen gab". Allein von einer Enthüllung des ganzen
Altartisches ist in dem Brief keine Rede. Jakob von Edessa spricht in ihm nur von
einer Enthüllung des Tisches'8. Eine solche aber fand schon statt, wenn auch nur
das große Velum, das die auf der Mensa angeordneten, mit besondern-kleineren Velen
verhüllten Gaben und mit diesen zugleich auch die Mensa selbst oben bedeckte, weg-
genommen wurde. Wenn man aber weiter zur Begründung jener Ansicht auf den
Wortlaut der Oration hinweist", so ist zu erwidern, daß diese ebensogut von einem
die Opfergaben und die Mensa oben bedeckenden großen Velum, dem aife oder der

" Mg. 98, 425: 'H x<öv dvgätv v.leiots xal xaxu^hw.tin ffoow &4& vgl. auch Lcontii

lisxävia&evtoixwvi^ax'/.tßGisTov Neapol. Vita s. Joannis Eleemos. c. 14; (ed.

xazanttaoitaros . . . x«i ^ M zov Gelier [Freiburg 1893] 29) und Metaphrasti

'eyouhov aigog rS>v fafoiv txixä/.viyis . . . Vita s. Joannis Eleem. n. 26 (Mg. 114, 920).

1. c. 428: AiQo/i&ov 6h zov aioos y.al rov " C. 9 (SS. Syri XCIII [Paris 1904] 64): Dici-

xazanezäoaaro;■■■ xal fj fiid zov tur oratio veli, quia in ejus ilne sacerdos aufert

ti5i> ihgiöv ze avoiyo/iheov ... xal iyrcäv velum, scilicet anaphoram seu operr.ulum et in

zö xatanexa<sjta rf,<,iv::l ö Ri'iy.r.i'o;-Hyo>y: publicum profert mystcria, quae antea erant

Wf y.iü.w:. ercörisy fiezä rpößov. abscondita. Vgl. auch die maronitische Bearbei-

" 'Si^äniwaig rov zazaxezäotiazog, Ü>; ol tung der Schrift c. 25 bei Assemani, Cod. liturg.

h> xoig ftovaotfjgtoiG sldföaoc, V^L auch noch die " SS. Sjrf 1. c. 18.

im 13. Jahrhundert entstandene Commenlatio ** Assemani, Bibl. Orient. I (Romae 1719) 481.

liturgica des Theodor von Andida N. 21 (Mg. " Baumstark a. a. O.

HO, 445). '"Tertia, cum qua mi-nsnm discoopcriunl (I. c.).

" Es ist darum auch nicht zutreffend, wenn " „Dali es sich in der Tat bei der oratio veli

es in den Praelectiones de liturgiis orientalibus ursprünglich um ein Gebet zum Eintritt in den

des Primen Mas von Sachsen II (Freiburg bisher durch einen Vorhang abgeschlossenen

1913) heiflt: Iste ritus veli protrahendi non Altarraum handelte, bestätigt denn auch un-

valde nntiquus est. zweideutig die uns erstmals in einem Teil aus

,0 Vgl. z. B. A. Schmid, Der christliche Altar der Zeit zwischen 688 und 787 kenntlich

145 f, und noch. A. Baumstark in Orions Christi- werdende (iyrj tov xaTaxEianiiaro; der grie-

anus N. Ser. V (1915) 128. duschen Jakobusliturgie in' den Sätzen:

" Mvaztxij ÖEOigia (Mg- 98, 424): Tö 6h EvyaQiozovi'S' aoi. xvoie 6 deös ijttwv, Szi SSto.

Braun, Der christliche Altar II. II
 
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